Obdachlose Asylwerber: Soforthilfe um nur 18.000 Euro

Vergangenes Wochenende in Wien, Pillergasse 24, 15. Gemeindebezirk: Hunderte Menschen bringen im Minutentakt mit ihren Privatautos Kleidung, Bettzeug, Decken und Spielzeug für die Aktion „Flüchtlinge für Flüchtlinge“ des Arbeiter-Samariter-Bunds vorbei. Viele helfen spontan beim Ausladen mit oder ordnen in der Halle die Ware. Es ist ein starkes Zeichen der Solidarität mit einem unglaublichen Ergebnis: Am Ende werden innerhalb von zwei Tagen nicht weniger als 30 Tonnen Spenden gesammelt.

Die Hilfsmittel kommen den Flüchtlingen im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen zugute. Jenen Schutzsuchenden, die derzeit Hilfe am meisten benötigen. Zahlreiche Fotos aus der heillos überfüllten Betreuungsstelle fanden in den letzten Wochen den Weg in die Medien, das Bildmaterial ist der Beweis für eine beschämende und menschenunwürdige Situation und zeigt die Überforderung der Politik: Die Flüchtlinge müssen in überfüllten Räumen herumlungern, ohne wirkliche Perspektive im tristen Alltag. Viele haben nicht einmal ein Bett und kauern am Boden auf Decken. Nur 600 Meter neben dem Asylzentrum sind 480 Schutzsuchende in Zelten untergebracht. Sie haben verhältnismäßig noch Glück. Denn wie die Caritas vor zwei Wochen aufdeckte, haben etwa 700 Asylwerber in Traiskirchen nicht einmal diesen Komfort. Das Innenministerium musste am Donnerstag diese Zahl auf 900 nach oben korrigieren. 900 Menschen haben keinen Schlafplatz im Gebäude oder Zelt und sind obdachlose Asylwerber, die auf den Wiesen vor dem Zentrum schlafen müssen.

Die Caritas spricht von einer „Schande für Österreich“ und hat damit Recht. Dabei wäre es gar nicht so schwierig und teuer, zumindest den Ärmsten relativ unkompliziert zu helfen: Mit nur 18.000 Euro Soforthilfe könnte das Schlimmste verhindert werden. Bereits um 20 Euro sind im Internet die günstigsten Feldbetten zu bekommen, die jetzt schon Tausenden in ganz Österreich als Schlafmöglichkeit dienen. Bei entsprechender Stückzahl könnte sich das Innenministerium sicher einen noch besseren Tarif aushandeln, doch es passiert einfach nichts.

Wenn im wichtigen Kampf gegen den internationalen Terror binnen kurzer Zeit ein Sicherheitspaket um 290 Millionen Euro geschnürt werden kann, dürfen bei dieser menschlichen Tragödie im eigenen Land ein paar Tausend Euro keine Rolle spielen. Das ist die Regierung den vielen Österreichern, Flüchtlingen und Hilfsorganisationen wie jenen der Wiener Hilfsaktion „Flüchtlinge für Flüchtlinge“ einfach schuldig.

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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