Musik ist so viel mehr als nur Popmusik und ein paar Wiener Klassiker. Aber viele Musikstile haben Probleme, sich gegen die perfekt getrimmte Unterhaltungsmusik durchzusetzen.
Neulich Abend war ich im Musikverein bei einem Konzert im Gläsernen Saal. Das Konservatorium Privatuniversität Wien hat zwei Werke zur Aufführung gebracht: Johann Sebastian Bachs „Der zufriedengestellte Aeolus“ und P.P. Bachs „Der zufriedengestellte Autobus“.
Schon am Titel ist erkennbar, dass das zweite Werk des Abends eine Parodie ist. Der erste Teil war eine von Studenten des Konservatoriums gestaltete Aufführung der weltlichen Kantate von Bach. Barockorchester, Chor, Solisten. Sehr engagiert musiziert und sehr schön gestaltet – wenn man Barockmusik mag. Der zweite Teil war die Kantate mit dem Autobus – höchst selbst dirigiert vom Komponisten. Orchester mit viel Gebläse, Chor, Solisten und diesmal keineswegs nur Studierende im Orchester und als Solisten, sondern auch Profis. Eine wunderbar lustige Aufführung, die vom Komponisten launig präsentiert und mit viel Gelächter vom Publikum aufgenommen wurde.
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Warum ich davon erzähle? Weil es unzählige verschiedene Arten von Musik gibt. Aber meistens wird nur zwischen zwei unterschieden. Unterhaltungsmusik, wo alle mögliche moderne Musik von Jazz über Blues und Metal bis zur Popmusik dazu gehört, auf der einen Seite. Auf der anderen Seite „ernste Musik“. Dabei meinen wir meistens klassische Musik. Die reicht aber vom 15. Jahrhundert bis zur neuen Musik, die sich klassischer Instrumente bedient. Da ist alles drinnen. Gemeint werden aber zumeist die großen Meister Mozart, Haydn, Beethoven und Co.
Das liegt auch daran, dass sich viele Komponisten in ihren eigenen Nischen bewegen. Da gibt es hunderte verschiedene, die auch nicht immer so recht zu unserem Ohr passen wollen oder halt nur wenigen Menschen gefallen. Übrig bleiben aber immer Mozart, Haydn, Beethoven und Co., die Wiener Klassiker eben. Das ist zumeist sehr eingängige Musik. Wer kann nicht die kleine Nachtmusik oder die Europa-Hymne summen? So ähnlich arbeitet auch die Unterhaltungsmusik. Die will gefallen und Platten verkaufen. Dabei ist es fast egal, ob es sich um norwegischen Grindcoremetal, deutschen Indiepop oder Lady Gaga handelt.
Den großen Vorteil, den die Popkünstler haben, ist, dass nicht nur ihre Musik, die sich an einfachen Melodien, Harmonien und Gesangsmustern orientiert, leicht ins Ohr geht, sondern die Plattenfirmen ihre Stars und Sternchen auch perfekt vermarkten. Das stimmt dann das Gesamtpaket und egal ob es eine eher kleine Gruppe an Menschen ist, die sich für Death Metal interessiert oder ein Weltstar wie Robbie Williams – die funktionieren. Alles in allem läuft da aber vieles nach ähnlichen Mustern ab – eine Nische eben, darauf getrimmt, nur eingängig zu sein.
Genau das geht mir bei der „klassischen Musik“ bis zu einem gewissen Punkt ab. Viele, die „ernste Musik“ anbieten, sind irgendwo im 19. Jahrhundert stecken geblieben. Da reichte es, vereinfacht ausgedrückt, ein Konzerthaus hinzustellen und Musik anzubieten. Klarerweise gibt es auch „Klassik“-Stars, wie David Garett oder Anna Netrebko, die wie Popstars vermarktet werden. Die orientieren sich aber auch an den großen Klassikern und ich habe nicht das Gefühl, dass sich das bis zu allen anderen Sparten der Musik durch gesprochen hat, wie man sich vermarkten kann.
Ein bisschen was können Anbieter von Alter Musik, Renaissance-Musik, Barock, Klassik, Neuer Musik und aller sonstigen Spielarten der ernsten Musik sicherlich lernen: Nämlich aus dem Schneckenhaus heraus zu kommen und sich zumindest im Marketing an der Unterhaltungsmusik orientieren. Denn diese ist nur ein klitzekleiner Ausschnitt dessen, was musikalisch auf der Welt passiert, aber umgekehrt übermäßig präsent.
Es reicht in meinen Augen einfach nicht immer aus, ein Programmheft zu verschicken oder auf Ö1 erwähnt zu werden. Da müsste mehr geschehen!