Gibt es so etwas wie spielerisches Überarbeiten? Oder ist das nur mit Blut, Schweiß und Tränen möglich?
Bist du auch ein/e viel und leicht Texte produzierende/r Drauflosschreiber/in? In den Schreibfluss springst du mit Leichtigkeit? Neue Ideen, Freewritings, Ideen-Cluster, Rohtexte sprudeln nur so raus aus dir und du füllst mit großer Freude unzählige Notizhefte oder ellenlange Word-Dokumente? Du hast mehrere angefangene Bücher in den virtuellen Schubladen deines Computers liegen?
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Sobald es aber an die Phase des Überarbeitens geht, ist Schluss mit lustig. Das Lustprinzip verschwindet und du weißt, jetzt beginnt die eigentliche Arbeit. Wie der Name schon sagt, Überarbeiten ist mit Arbeit verbunden. Viel Arbeit, denn wenn der Rohtext fertig ist, brauchst du etwa gleich viel Arbeit, um deinen guten Rohtext in einen sehr guten fertigen Text zu verwandeln, der deine Leser/innen anspricht.
In allen Phasen des Schreibprozesses ist der Einsatz unterschiedlicher Schreibstrategien und regelmäßiges Üben zielführend. Ein besonders wichtiges Schreibwerkzeug ist die aktive, mutige Arbeitshaltung. Wie sieht die optimale Einstellung zur Phase des Überarbeitens aus?
„Genießen Sie die Überarbeitung. Sehen Sie sie nicht als Strafe, sondern als Geschenk“, empfiehlt Heike Thormann: „Ich liebe meine Texte (…) Deshalb liebe ich auch die Überarbeitung – und wünschte, ich hätte mehr Zeit für sie. Zeit, um meine Texte zu verbessern, um zu lernen, und um das wertzuschätzen, was schon gut geworden ist.“
Wie komme ich zu einer derartigen Haltung dem Überarbeiten gegenüber?
Zuerst einmal mit Friendly Feedback. Ich suche mir eine Schreibgruppe mit anderen Schreibenden, die bereit sind, wohlwollend mit ihren eigenen Texten und denen ihrer Schreibkolleg/innen umzugehen. In konstruktiven Feedbackrunden bekomme ich gespiegelt, was an meinem Text schon gut und klar ausgedrückt ist und wo die Leser/innen noch mehr brauchen, um den Text zu verstehen oder gar von ihm mitgerissen zu werden.
Oder bei Ana Znidar, die in ihrem genialen Workshop „Die große Kunst des Überarbeitens“ eine Fülle an Überarbeitungs-Tools vermittelt, mit denen der Überarbeitungsprozess in kleine machbare Einheiten heruntergebrochen wird. Und auf einmal macht Überarbeiten Spaß!
Ich habe mich nach zwei Tagen spielerischen Überarbeitens an zwei halbfertigen Short Stories in Anas Workshop einfach so an den Rohtext meines Sachbuches gesetzt, das mir bis jetzt beim Überarbeiten sperrig, mühsam und wenig lustvoll erschien. Eine stimmigere Struktur ist auf Clustern erschienen, ich habe meine Materialien entlang dieser neuen Struktur mit Freude(!) in eine neue Ordnung gebracht. Besonders hilfreich war für mich das Neu-Denken des Überarbeitens durch das Teilen meines Textes in Szenen und den neuen Blick auf die Charakterisierung, die auch bei Sachtexten wichtig ist. Nun sehe ich lauter bewältigbare Überarbeitungseinheiten vor mir statt eines 140-Seiten-Dings, das mir diffuses Unbehagen erzeugte, sobald ich nur daran dachte oder das Dokument öffnete. Yippieh! Ich muss jetzt Schluss machen, weil ich die gestern geclusterte neue Struktur ins Word-Dokument übertragen möchte und freue mich schon auf die nächste längere Überarbeitungs-Session im Schreibtreff…
P.S.: Der nächste One Day Writers` Retreat im writers`studio findet übrigens am Montag, 12.Oktober statt!