Künstlertreff mit Betten: Sleepless im 21er Haus

Jeder, der Julia Camerons Klassiker “Der Weg des Künstlers” gelesen hat, kennt neben ihren für jeden kreativen Menschen lebensnotwendigen Morgenseiten auch das Konzept des Künstlertreffs:

Der Künstlertreff ist ein bestimmter Zeitraum, und sei es auch nur eine Stunde, in dem das kreative Bewusstsein und die Kreativität genährt werden. „Ihr Künstler muss ausgeführt und verwöhnt werden“, ist Julia Camerons Ansatz. So ein Künstlertreff muss kein teures Vergnügen sein: es kann ein Spaziergang sein, bei dem man die Natur oder einen Sonnenuntergang beobachtet. Oder man setzt sich in ein Straßencafe, eine Bahnhofshalle, ein Museum, eine Bank in einem der vielen Parks in Wien und beobachtet die vorbeiziehenden Leute und denkt sich Geschichten zu ihnen aus…

Ich habe dem Künstler-Kind in mir eine Jahreskarte fürs Belvedere geschenkt, als es zu kalt wurde, im Freien zu schreiben So kann ich jederzeit, wenn es mich freut, zusätzlich zu einem Spaziergang durch meinen Lieblingspark in eine Ausstellung gehen, und wenn es mich freut, auch jede Woche dasselbe Bild besuchen gehen, ohne dass es teuer wird. Im Schloss Belvedere wie auch im 21er Haus gibt es so manche inspirierende Sitzgelegenheit… Am Sonntag habe ich meiner inneren Schreiberin eine Stunde im 21er Haus, dem Museum für zeitgenössische Kunst in Wien vergönnt.

Die Ausstellung „Sleepless“ zeigt das Sujet des Bettes in unterschiedlichsten, die Fantasie anregenden thematischen Kontexten – das Bett als Ort der Geburt, der Sexualität, der Einsamkeit, des Rückzugs, der Gewalt, der Krankheit, des Todes… und vieles mehr. Nahezu jedes Bild, jede Installation dieser Ausstellung könnte Ausgangspunkt oder eine Szene mittendrin in einer Geschichte sein.

Besonders beeindruckend waren für mich eine RIESIGE Collage von Vik Muniz, „Summer in the city, after Edward Hopper“ sowie die sehr berührende Installation “To meet my past” von Tracey Emin, in der sie die Verzweiflung und Sprachlosigkeit von sexuellem Missbrauch in wunderschönen Patchwork- und Stickerei-Arbeiten sichtbar und lesbar macht

Ich freu mich schon auf den nächsten Schreibtreff im Museum – mit mir selbst oder mit anderen Schreibenden…

Wann war dein letzter Künstlertreff? Und wohin hat es dich verschlagen?

Bildquelle: Tracey Emin: To meet my past, http://www.saatchigallery.com/artists/artpages/tracey_emin_meet_my_past.htm

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Tim Uppi

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fischundfleisch

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Daniel Guttmann

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