Nein, die AfD ist nicht automatisch eine rechtsextreme Partei. Aber wer in diesem Saal war und Höcke zujubelte und laut Volksverräter schrie, der muss sich wohl so bezeichnen lassen. Wer wirklich mitreden will, sollte sich die Rede ansehen – und zwar vollständig. Klar kann man Höckes Äußerungen zweideutig verstehen, aber der Kontext ist eindeutig. Die Rede ist von einer 180 Grad Wende, sinngemäß vom (End)Sieg. Höcke erklärt jeden Andersdenkenden zum Feind, der auf Linie gebracht werden muss. Die AfD sei die letzte friedliche Chance. "Was dann?", fragt man sich, "Marsch auf Berlin?"
Dass viele gemäßigte AfD-Politiker Höcke in Schutz nehmen und auf die Reden Rudolph Aufgsteins verweisen, kann nur als versuchte Schadensbegrenzung oder Angst vor Spaltung verstanden werden. Höcke hat gerade diese Politiker, wenn auch nicht namentlich, zum Feind erklärt. Seine Rede ist eine Kriegserklärung an den übrig gebliebenen liberal konservativen Kreis. Petry selbst steht in der Mitte und versucht eine Spaltung vor der Wahl zu verhindern. Aber der mittlerweile an Bedeutung gewinnenden intellektuellen "Elite" in der AfD schlug sein gesamter Hass entgegen. Die Rede ist der Vorbote einer harten innerparteilichen Auseinandersetzung.
Solange Höcke in der AfD eine ernstzunehmende Größe ist, ist die AfD für das liberal-bürgerliche Lager nicht wählbar. Auch nicht als Denkzettel für die CDU. Es ist kein Wunder, dass sich die neu hinzugekommenen liberal Konservativen im Moment des Protests zurückhalten. Noch ist ihr Einfluss zu klein. Petry brauchte das rechte Lager zur Revolution gegen Lucke. Die Geister, die sie rief, wird sie nun nicht mehr los.
Selbst wenn man Höcke nur als Agent provocateur begreifen wollte, der die AfD in den Schlagzeilen halten soll, so haben diejenigen, die ihn deshalb dulden, die teure Rechnung mehr als verdient.
Zum Mahnmal kann man nur sagen, das ist kein Ort der Schande. Es ist ein Vorbild für andere Länder. Eine Schande sind Leute wie Björn Höcke.