...allerdings nicht in Wien.

"Eine Woche hat 168 Stunden.

Als unbescholtener, braver Bürger, stelle ich davon vereinbarungsgemäß 50 Stunden zur Verfügung, um einer Beschäftigung nachzugehen, die hoffentlich meinen Talenten und Fähigkeiten entspricht.

Dadurch verdiene ich genug, um nicht zu verhungern, beheizten, zeitgemäß funktionierenden Wohnraum zu bezahlen, Kleidung und andere Fast Moving Consumer Goods zu beziehen, über zeitgemäße Kommunikations- und Informationsmöglichkeiten zu verfügen und eventuell die Möglichkeit zu haben, um mir etwas Luxus zu leisten, etwas anzusparen oder umgekehrt einen Kredit zurückzuzahlen und last-but-not-least, auf mich selbst und meine Gesundheit zu achten, sowie mich zu paaren und Nachwuchs heranzuziehen.

Durch die damit verbundenen Abgaben trage ich auch etwas zum Bestehen einer öffentlichen Verwaltung, eines demokratischen politischen Systems, der öffentlichen Sicherheit, eines Sozialsystems für Gesundheit, Pensionen und Ausgleich, der Errichtung und Erhaltung öffentlicher Infrastruktur, der Ausbildung der nächsten Generationen und eventuell auch zu Entwicklungshilfe im Ausland bei.

Zusätzlich kann ich durch meinen Arbeitseinsatz mithelfen, damit mein arbeitgebendes Unternehmen oder -e Organisation einen reibungslosen Ablauf erlebt und so seinem Zweck gewinnbringend bzw. erfolgreich nachgehen kann.

Und weil ich so fleißig bin, schlafe ich gerne lang. Montag bis Samstag 7 Stunden und Sonntags eine Stunde länger, also in der Woche 50 Stunden.

Es stellt sich aber eine Frage:

Warum erlauben es mir unsere gesellschaftlichen Umstände, dass ich mir in den verbleibenden 68 Stunden (und das sind mehr als jeweils die beiden anderen Blöcke, wobei Schlafen wohl nicht zählen kann) Gedanken darüber mache BRAUCHE, dass oder ob...

...sich neben mir plötzlich ein Freak in die Luft jagt, weil er oder sie etwas "glaubt"!?!

..."plötzlich" halbverhungerte Menschen aus fernen Ländern kommen und hier alle so tun, als ob sie nicht wüssten, warum diese Fremden jetzt hier sind und noch weniger, was man mit ihnen machen soll.

...mir mein Vorgesetzter morgen sagt, ich muss leider gehen, weil trotz meines Einsatz, meiner Talente und meiner Fähigkeiten das Unternehmen ohne mich bilanztechnisch erfolgreicher ist?

...ich rechnerisch keine Pension in momentan üblichem Verhältnis bekomme, weil eben rechnerisch nicht möglich?

...meine Grund-Ernährung möglicherweise nicht gesund ist, weil Stoffe im Nahrungskreislauf sind, die dort nicht hingehören?

...meine Zusatz- und Luxusernährung durch zuviel Zucker, Salz und Fett kontaminiert ist?

...meine Bewegung und Kommunikation aufgezeichnet wird, weil es könnte ja sein, dass?

...mir die Medien ein aufbereitetes, durchorganisiertes und dirigiertes Bild der Realität vermitteln, weil?

...medizinische Behandlung und Medikamente mich nicht heilen, sondern nur Symptome abdecken, weil längere Behandlung mehr Umsatz bedeutet?

...ich meinen gewählten Vertretern nicht glauben darf, weil sie ihre Wahlversprechen bisher noch nicht erfüllt haben.

...viele meiner (sinnvollen?) Auswahlmöglichkeiten an Gütern nur deswegen bestehen, weil sie jemand anderer nicht hat?

...mit dem von mir Erarbeiteten und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellten, intransparente und widersprüchliche Handlungen vollzogen werden, deren Nutzen für die Allgemeinheit oft nicht erkennbar ist?

und so weiter?

Nun, nachdem ich offenbar kein Idot bin, weil sonst könnte ich das - glaube ich - nicht so formulieren und ich leider/gottseidank nicht dazu neige, Rausch-/Betäubungsmittel in einem bewusstseinsbehindernden Ausmaß zu mir zu nehmen, gibt es darauf nur eine Antwort:

Ich arbeite zu wenig!"

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fischundfleisch

fischundfleisch bewertete diesen Eintrag 02.02.2016 23:52:30

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