Der Beitrog do entsteht quasi aus dem vom Da Fraunz: http://www.fischundfleisch.at/blogs/jetzt-ich/arbeitsscheue-jugend-damit-san-net-olle-gmant.html

Da Fraunz hat im oben verlinkten Beitrag fehlenden Leistungswillen und mangelnde Rechtschreibung der Jugend thematisiert. Im Großen und Ganzen sicher mit einer gewissen Berechtigung, trotzdem gibt er aber selbst zu Protokoll: "damit san net olle gmant!". Und genau diese Seite möchte ich jetzt thematisieren.

Es gibt nämlich eine andere Seite neben dem Bild des bewegungsunwilligen, chillenden Jugendlichen, der nicht den Anstand und Fleiß der vorigen Generation hat. Den nämlich, der sich bilden möchte. Der zur Lehre die Matura machen will, weil er wöchentlich vom hohen Risiko des Arbeitsplatzverlustes hört. Denjenigen, der kein Problem mit Bundesheer oder Zivildienst hat.

Den jungen Erwachsenen, der mehr als ein Studium macht weil er sich absichern möchte. Klar, es gibt immer wieder Fälle in denen das Klischee vom faulen, arbeitsscheuen Studenten zutrifft, die Mehrheit jedoch möchte in angemessener Zeit fertig werden. Viele machen eben mehr als das Nötige, mehr als ein Studium oder arbeiten nebenbei. Was für diese in unserer Generation Jobchancen bedeutet? Auslandsaufenthalte, Praktika, möglichst jung mit der Ausbildung fertig werden und nochmals Praktika. Generation Praktikum ist ein allgegenwärtiger Begriff. Man kämpft in der Politik auch dagegen an, doch letztendlich bleibt dem jungen Studenten nichts anderes übrig, als sich wöchentlich mit Zeitungsberichten dazu herumzuschlagen, in dem Wissen, dass irgendwelche halbherzige Aktionen gar nichts für einen selbst ändern werden. Man arbeitet unbezahlt in Praktika und Voluntariaten, weil man weiß das es heutzutage nötig ist. Das nenn ich weder faul noch Unwillen zur Leistung, das ist genau das Gegenteil! Die selbe Generation ist es, die Auslandsaufenthalte im Studium wagt. Warum? Weil es eine Erfahrung ist und weil es die Wirtschaft so fordert.

Relativ viele wählen auch das Lehramt, einige vermutlich auch mit dem Gedanken des sicheren Jobs im Hinterkopf. Lehrer braucht man immer und den Begriff "Lehrermangel" liest man eben oft genug. Doch bei Lehrplänen die einer Überarbeitung bedürfen, bei Eltern die auf die Noten des Kindes mit Drohungen Einfluss nehmen wollen, eine mutige Entscheidung.

Die Anforderungen ändern sich und werden meist größer, die Budgets und Lehrpläne gehen da aber nicht mit. Viele Institute haben schon lange nicht mehr die Möglichkeiten die sie benötigen und in Schulen wird keine Talentförderung betrieben. Mehr als eine Fremdsprache wird vom jungen Berufseinsteiger sowieso gefordert. Zusatzqualifikationen sind wichtig, ein lückenloser Lebenslauf mit Praktika ist Grundvorrausetzung. Prekäre Arbeitsverhältnisse weiter im Vormarsch. Wenn man heute etwas aus sich machen will braucht es mehr als die "normale" Ausbildung. Hürden muss man regelmäßig überwinden, die richtigen Stimmen müssen ignoriert werden (in Österreich leben 8 Millionen Experten für alles) und vieles muss getan werden ohne es zu Hinterfragen. Doch gerade Letzteres kann der aktuelle Nachwuchs ganz gut, schließlich wird das durch die Möglichkeiten des Internets weiter unterstützt.

Vielleicht spreche ich hier eine Generation an die ein paar wenige Jahre mehr auf dem Buckel hat als die im Beitrag von Da Fraunz, aber kann nicht jede noch wachsen? Übrigens gibt es "faule Chiller" doch in allen Bereichen und Generationen. Jede hält doch ihre für den Höhepunkt der Schöpfung und jeder sich selbst für den braven, vorbildlichen Erhalter des Rechts- und Soziastaates. Reflexion kann aber jeder ausüben, sicher gibt es überall negative Tendenzen, wie Da Fraunz schon sehr schön mitgeteilt hat auch im aktuellen Nachwuchs.

"Die Jugend" wird schon täglich damit konfrontiert, dass das Pensionssystem krankt. Keiner will seine Privilegien aufgeben, wenige zeigen Bereitschaft länger zu arbeiten. Zu einem gewissen Grad verständlich, doch es sind auch ältere Leute die Parteien nicht mehr wählen, wenn diese Vorschläge von Experten zur Sicherung der Pensionen thematisieren. Ein sehr beliebtes Wahlversprechen, nämlich die Sicherung der vollen Pensionen und der "rechtzeitige" Gang zum Seniorendasein, ist zwar in den aktuellen Auswüchsen absolut realitätsfern, aber wen interessiert schon die nächste Generation wenn man selbst genießen und chillen möchte.

Die aktuelle junge Generation ist also definitiv nicht schuld daran, dass sie nicht den vollen Standard der Eltern haben kann und auch nicht Schuld daran wenn die Pensionen nicht mehr zahlbar sind. Nein, die sind dann die Leidtragenden, diejenigen die das Päckchen weitertragen müssen und möglicherweise an die nächste Generation weitergeben. Uns geht es sehr gut, das ist klar, aber auch in Österreich muss man realisieren, dass Feigheit in der Politik oft auch durch das Stimmverhalten in der Bevölkerung getragen wird und ja, auch dass man mit dem Älterwerden nicht automatisch das Monopol auf Kritik bekommt.

Die Ambivalenz muss man erkennen, denn die aktuelle Generation hat es nicht so leicht wie es oft vorgegaukelt wird. Sicher ist nur, für sichere Pensionen kann man Veränderung nicht auf junge Menschen beschränken. Man muss das Problem wirklich anpacken und Lösungen suchen. Länger arbeiten (Teilzeitmodelle gibt es schon seit Längerem, alternative Arbeit wird diskutiert) setzen viele Experten vorraus, aber wer möchte das schon?

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