Eine Staatsverfassung, in der gleiches Recht für alle herrscht, war für Platon inakzeptabel. Die "Ausübung eines politischen Amtes (...) erst die rationale Einsicht in den hohen ethisch-sittlichen Anspruch an den einzelnen und somit die vorhandene charakterlich-moralische Integrität des Subjektes" braucht; und dieses Ethos erreicht bzw. besitzt nach Platon nur eine Minderheit (Politikos, 293 a)“.Ob es nun die gebildeten Aristokraten sein müssten, wie Platon meint, ist sicherlich fragwürdig. Grundlegend bedeutet seine Sicht aber, dass es irgend eine Form der Hierarchie geben muss. Die Hierarchien der alten Griechen zu übernehmen, kann heute nicht sinnvoll sein. (Der letzte Satz gilt jenen, die in ihrer Ideologie weiter denken, was selten mit dem zu tun hat, was hier gemeint ist.)

Als höchstes Gut in der Demokratie bezeichnete Platon die Freiheit. Für ihn stand fest, dass die Demokratie "an dem unersättlichen Streben nach ihrem höchsten Gut" zugrunde gehen müsse. Die Folge wäre die Tyrannis. Warum?

Platon sprach von den sogenannten Drohnen, die sowohl Oligarchie als auch Demokratie zugrunde richteten. Das ist "jene Art der faulen Verschwender, unter denen die Tapfersten führen, die Feigen nachfolgen (...), von denen die einen Stacheln haben, die andern nicht" und die "in jedem Staat, in dem sie entstehen, Verwirrung (schaffen), wie es im Körper Schleim und Galle tun." (Pol. 564b)

Diese Drohnen, womit er wohl Demagogen und andere Profiteure im politischen System meinte, ständen im Staat an vorderster Stelle "mit wenigen guten Ausnahmen: die Kecksten wirken dort in Rede und Tat, der Rest sitzt um die Rednertribüne und lässt infolge seines Gebrumms keine andere Meinung aufkommen; daher liegt die Leitung eines demokratischen Staates fast ausnahmslos in den Händen solcher Menschen." (Pol. 54 d-e)

Die Reichen sah Platon in der Demokratie als so etwas wie eine Drohnenweide, wo es für die Drohnen am meisten und leichtesten Honig zu holen gab. Den größten Teil der Beute behielten sie für sich selbst und eine geringe Menge ging an das arme Volk. Das zwingt die Wohlhabenden wiederum, sich durch Reden vor dem Volk wie auch durch Handlungen nachhaltig gegen diese Enteignung zu wehren, wobei die Drohnen sie "der Feindschaft gegen die Demokratie und oligarchischer Gesinnung" (Pol. 565b) beschuldigen.

Das hätte wiederum zur Folge, dass die Vermögenden sehen, wie die Drohnen das Volk aufhetzen: "... ob sie wollen oder nicht, in Wahrheit Oligarchen (werden): nicht aus eigenem Willen, sondern jene Drohne ist es, die durch ihre Stachelstiche dieses Unglück erzeugt." (Pol. 565c)

Diese Verhältnisse führen schließlich zu Anklagen, Urteilen und Prozessen gegeneinander. Und da das Volk immer einen Mann vor allen anderen an die Spitze des Staates stelle, einen Volksführer, stand für Platon fest: "Wenn ein Tyrann entsteht, dann wächst er aus dieser Wurzel des Führertums und aus keiner andern.“ (Pol. 565d)

Platon hatte eine Staatsverfassung im Sinn, die Gleichheit und Freiheit aller im Volke gewährleistet. Demokratie war für ihn kein Garant dafür, denn wo plebiszitäre und populistische Mechanismen, die von Demagogen aus Gier nach Macht und Selbstherrschaft ausgenutzt werden, unausweichlich in diktorial-totalitäre Herrschaftsstrukturen von einzelnen oder einer kleinen Minderheit umschlagen. Die zwangsläufige Abdriftung in Zügellosigkeit, Immoralität, Willkür, Anarchie und Gesetzlosigkeit seien die Folge. Zudem zeigte Platon an mehreren konstruierten Beispielen, wie der Wandel der Staatsverfassung auch einen Wandel des Seelenlebens der Menschen bedingt.

Die fehlende Kritik unserer Philosophen kann nur verwundern, weil in der ganzen griechischen Philosophie keine positive Stimme für diese Form der Demokratie zu finden ist.

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Tourix

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