https://pixabay.com/de/illustrations/fragezeichen-muskeln-muskelpaket-2258902/ https://pixabay.com/de/illustrations/fragezeichen-muskeln-muskelpaket-2258902/
Auseinandersetzungen im Netz werden oft erbittert geführt. Das ist jetzt keine große Neuigkeit. Wahrscheinlich liegt es am fehlenden persönlichen Kontakt, der Unmöglichkeit Mimik und Körpersprache zu deuten oder die Stimmlage des Gegenüber einzuordnen. Ich hätte mich damit jetzt nicht weiter beschäftigt, wenn ich nicht den Eindruck hätte, dass das im Moment ziemlich eskaliert.
Ich setze mich im Netz mit Leuten auseinander, die meine Meinung zum Thema Nummer 1 - Corona - nicht teilen. Das wäre ja weiter kein Problem. Dann haut man sich halt die Argumente um die Ohren, mitunter auch kräftig. Aber, Freunde, das geht ja weiter. Die werden aggressiv und entwickeln Gewaltphantasien.
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Da fühl ich mich zurückversetzt in meine Kindheit. Das CB-Funken war grade ein Renner. Auf den Autos wurden mörderlange Antennen montiert. Es war fast ein Wunder, dass die kleinen Golfs und Datsuns damit nicht in der Kurve umkippten. "cq cq wer ist qrv?" konnte man da aus den Autos hören. Mein Papa war ein begeisterter Funker. Er hatte selbstverständlich zur erlaubten "Kiste" einen "Kocher" angeschlossen. Ein "Kocher" war ein verbotener Verstärker. Den hatte der Papa im Auto aber auch daheim. Wenn er den am Abend zuschaltete, dann rauschte es im Fernseher. Unsere Nachbarin, die Frau Scharrer, fragte uns oft am nächsten Tag, ob wir denn auch Probleme mit dem Fernsehempfang gehabt hätten. Wir verneinten selbstverständlich. Mein Bruder und ich bekamen natürlich unsere "Handgurken", kleine, mobile Funkgeräte. Die waren eine Zeit lang lustig. Mehr Spass machte aber dem Papa sein Gerät. Wir "trägerten" besonders gerne. Das bedeutete einen Kanal zu suchen, auf dem sich Leute unterhielten und dann auf "Senden" zu drücken. Das Gespräch wurde dadurch gestört. Der Ablauf war oft ähnlich. Zunächst wurde man ignoriert, manchmal verging einem Trägersetzer ja dann der Spass. Bei uns war das aber nur Phase 1. Wir drehten langsam den Kocher dazu. "Ah, da versucht es einer, aber ein ganz Schwacher.", sowas in der Art kam dann um uns loszuwerden. Und dann gaben wir richtig Stoff und das Gespräch war damit meist beendet. Ja ja, unschuldige Streiche der Kindheit. Normalerweise gaben sich vernünftige Erwachsene mit solchen Störenfrieden nicht weiter ab. Aber es gab Ausnahmen. Die kannte man, weil sie in aller Regel wahnsinnig aggressiv auftraten. Einer nannte sich - ich weiß es noch genau - "Rumtopf". Der schimpfte und drohte dass es einer Sau grauste. Eines Tages fuhr ich mit dem Papa zum Pampam, einem Supermarkt in der Sandleitengasse. Der Papa ging einkaufen aber ich blieb lieber im Auto. Ich war so zehn Jahre alt und da wird es dir schnell einmal langweilig. Ich schaltete das Funkgerät ein - den Kocher gleich dazu - suchte einen, der schon am Vormittag sehr laut und beschwingt klang und trägerte den nieder. Ich hatte Glück und den Rumtopf erwischt. Und der legte auch gleich los. Ich glaub er war grade dabei mir zu erklären, dass er mich töten und ausweiden würde. Dass er mich erwischt sei keine Frage. Jetzt war es aber so, dass sich gerade der VW-Bus bedenklich nach links neigte, weil sich mein 130 kg schwerer Papa mit dem Wikinger-Rauschebart ins Auto plumpsen ließ. Und er konnte es partout nicht vertragen, wenn jemand einem seiner Buben blöd kam. Sein Blick wurde dann sehr finster, er blieb aber trotzdem ruhig als er mir das "Mike" weg nahm und sagte: "Huach Oida, i steh am Parkplatz vom Pampam mit an orangen VW-Bus. Geh, kumm vorbei, i erklär dir dann wos du kaunst." Ich hab mich diebisch gefreut. Soweit ich mich erinnere war das damit beendet.
Später haben wir allerdings von einem Funkerkollegen erfahren, dass der "Rumtopf" eine ganz arme Sau war. Er hauste in der Goldschlagstrasse in einer hässlichen Wohnung, saß den ganzen Tag vor der Funkkiste und erklärte den Menschen die Welt, wenn er ihnen nicht gerade furchtbare Qualen androhte. Ach ja, er hatte nur einen Fuß. Der andere war ihm amputiert worden.
Nun, ich glaube im Netz treiben sich gerade viele Rumtöpfe herum. Ich schau immer, dass ich das Gespräch in zivilisierten Bahnen halte. Nicht weil ich besonders zivilisiert oder gar kultiviert wäre. Nein, gar nicht. Aber wenn das kippt und mir einer so rumtopfartig kommt, dann frisst mich die Galle. Da fährt dir glatt ein Haubentaucher mit dem Arsch ins Gesicht, den du in der wirklichen Welt wie ein nasses Handtuch eine Stunde aus dem Fenster hängst. Oder er erklärt dir, dass er Präsident der Welt und Umgebung ist. Alphabetisiert ist der meist rudimentär, im Netz findest ihn zwanzig Stunden am Tag - aber über die Welt herrscht er so nebenbei.
Nein, ich hör auf. Sonst haut es mir gleich wieder die Sicherungen raus. Mein schlauer Bruder schüttelt da meist den Kopf: "Hör auf dich mit diesen Wapplern auseinanderzusetzen." Der hat vielleicht recht mein Bruder. Aber wie!