Adolfine hat sie geheißen. Sie war in Ordnung und meine Lehrerin in der Volksschule. Es war an einem ersten April, so um das Ende der 70er Jahre. Die Frau Lehrerin hat uns da erklärt, dass man an diesem Tag Leute in den April schicken darf. Und dann ging es los. „Frau Lehrerin, da läuft ein Krokodil!“ „Wo, wo“ kreischte die Geleimte. Das lief so eine Weile. Dann sagte sie, dass jetzt wieder Schluss sei und wir wieder ernst werden sollten. Und das funktionierte. Die Kinder ließen sich ein und dann wieder ausschalten. „Vernünftig und manipulierbar“ ist mir damals nicht eingefallen. Das Wort „Arschlöcher“ kannte ich wahrscheinlich noch nicht. Ich hatte damals einfach das Gefühl – das weiß ich noch – dass ich da nicht dazu gehöre und es auch nicht will. Ich entscheide selber wann ich lustig oder ernst sein will.

Später – viel später – als ich erwachsen war und meinen Betrieb führte, gab es einen Nachbarn. Der hatte seinen kleinen Gewerbebetrieb neben meinem. Dort arbeitete die Hermi – eigentlich hat sie aber anders geheißen. Die Hermi war blöd wie ein Kieselstein. Ich meine nicht ungebildet sondern dumm. Sie hat das Leben überhaupt nicht kapiert. Nicht der kleinste Zusammenhang hat sich ihr erschlossen. Aber eines wusste sie: vor unseren Geschäften ging eine Einbahnstraße vorbei. Die ging in einem u-turn rundherum. Und oft passierte es wenn jemand ortsunkundig war, dass er falsch in die Einbahn reinfuhr. Es war unglaublich, wie sie das anstartete. Sie rannte auf die Fahrbahn und sprang wie der Sparefroh. „Einbahn, Einbahn!“ kreischte sie. Dann versuchte sie Verbündete zu finden, die gemeinsam mit ihr Front gegen den Falschfahrer machen könnten. Sie war so selig, in dem ganzen Chaos ihrer Existenz, sich einer Sache ganz sicher zu sein: Das ist eine Einbahn. Es ging ihr nicht darum, einen drohenden Zusammenstoß zu verhindern. Nein, keine Sekunde lang. Aber wenn man sonst nix weiß, dann ist man gezwungen mit dem einen Ding, dessen man sich so verdammt sicher ist, der Restmenschheit aufm Arsch zu gehen.

Und das führt mich zur Corona-Sache. Eigentlich wollte ich zu diesem Scheiß nix schreiben. Ich hab mir das angeschaut und mich gewundert – aber eigentlich nicht sehr – wie schnell man Medien auf eine Einheitsmeinung einschwören kann. Hallo, dachte ich mir, gibt’s da keinen anderen Zugang? Und dann begann ich zu googeln. Das ist ja nicht schwierig. Früher hätte man Bibliotheken be-, oder Experten heimsuchen müssen. Was im Ausland so gesagt wird, wäre eigentlich kaum erfahrbar gewesen. Jetzt ist das anders. Was klar war: Es gibt Unmengen völlig anderer Zugänge. Ich klopfe dann ab – auch das ist keine Raketenwissenschaft – wer denn diese Experten sind. Ist das der Hauna Ferdl mit zu viel Tagesfreizeit und Mitteilungsbedürfnis? Nein, das waren oft hochdekorierte Wissenschaftler. In der Vergangenheit haben die Regierungen beraten und lagen bei Dingen – in der Rückschau kann man es erkennen – völlig richtig. Ich denk mir, wie ist es möglich, dass die im veröffentlichten Diskurs nicht vorkommen. Man setzt sich mit den Positionen in keinem TV-Format auseinander. Was man aber schon macht: Man versucht sie zu vernichten. Als „wirr“ werden sie bezeichnet. Als Verschwörungstheoretiker und Aluhutträger. Ich hab mir aber jetzt gaaanz viel angelesen, angehört und angesehen. Die kreischen nicht, sehen keine Ufos und argumentieren sehr nachvollziehbar. Ich erspare mir Verlinkungen. Wer sucht, der wird schnell fündig. Jedenfalls war das Diskursvermeiden, das Angstmachen und das Anpatzen von Kollegen mit anderer Meinung wenig vertrauenerweckend. Nun ist es so, dass in einer modernen Gesellschaft wohl niemand Experte für eh alles ist. Im besten Fall kenn ich mich auf meiner Insel aus. Die Nachbarinsel ist mir fremd. Aber, eines muss man wissen: Wenn dir einer erklärt, dass der weiße Riese weißer wäscht als weiß, dann musst du – ganz ohne Chemiker zu sein – wissen, dass der dich verarscht. Wer dazu nicht mehr in der Lage ist, der ist eh überall Treffer. Der kauft Massagegeräte auf Kaffeefahrten oder lässt sich telefonisch die Karten legen. Eigentlich habe ich es aufgegeben zu versuchen, diese Leute zu bekehren. Wertlos. Aber grad jetzt, schlägt das auf mich durch. Die Blödesten wurden gestartet ("wir dürfen jetzt ein bissl Recht haben). Sie sitzen mit vor Angst feuchtem Hoserl vorm Fernseher und geben sich täglich das Pädagogisierungs- und Manipulationsprogramm. Sie vibrieren, sind von Furcht zerfressen aber auch ganz sicher: Ich kenn jetzt die Wahrheit. Und in dieser Sekunde entpackt sich etwas, das besser im Verborgenen geblieben wäre. Sie wollen belehren und überwachen. Sie sind Blockwarte wie es im Büchl steht. Sie klären dich auf ob du willst oder nicht. Sie klatschen, singen gerührt „i am from Austria“ und denunzieren den Nachbarn. Wenn sie „vertrottelte Oaschwarzn“ genannt werden, fühlen sie sich so richtig ungerecht behandelt. Ja, wenn man so sicher im Recht ist.

Einige melden sich von der Front. Quasi rund um die Uhr schleppen sie Leichen, finden aber immer noch Zeit, um zweiundzwanzig Stunden am Tag im Netz von ihren Heldentaten zu berichten.

Alter, Alter! Mir haut es mittlerweile den Beidl auf die Seiten wenn ich den Blödsinn nur höre. Seit gut drei Wochen wart ich auf die Katastrophe. Die kommt aber nicht. Sie kreischen dann „exponentielle Flanke“. Der Begriff hat es jetzt in die hirnfreie Zone geschafft. „Vulnerabel“ nicht so. Gott sei Dank. Es ist aber auch ein blödes Wort: Vulnerabel. Das ist ja als hättest einen Krapfen im Mund.

Mit dem verblödeten Unsinn haben es die Eierbären geschafft, dass ich seit drei Wochen keine acht Schätze mit Frühlingsrolle vom Goldenen Panda mehr bekomme. Ich will das aber jede Woche mindestens einmal essen. Und zwar nur die vom Goldenen Panda. Nicht die vom Lieferdienst-Chinesen. Da scheiß ich drauf!

Jetzt hör ich immer wieder, dass ich schon schaun werde, wenn ich dann keinen Platz an der Beatmungsmaschine mehr bekommen werde weil – und jetzt kommts – triagiert wird. Auch so ein Arschloch-Wort, dass der Papsch ins kleine Hirn geträufelt bekommen hat. Das ging aber eh einfach. Die Birne war ja schon immer bissl undicht. Da konnte man oben leicht einen Kübel Angst reinleeren. Nur, wenn du dem jetzt mit was Anderem kommst, dann ist das so, als ob du bei einem Druckkochtopf das Ventil zu hältst. Erst raucht es aus seinen Ohren, und dann explodiert die blöde Birne. „exponentiell“ und „triagieren“ fliegen dir gegens Schienbein. Und ich weiß dann, dass der einer von denen gewesen wäre. Er hätte dem Ulbricht geglaubt, dass niemand die Absicht hat eine Mauer zu bauen. Und jeden Abweichler hätte er für einen Verschwörungstheoretiker gehalten – Aluhut hat man damals nicht verwendet. Und später, als die Mauer schon gebaut war, hat er auf die Solidarität gesetzt. Ganz stark. Und wenn einer nicht auf Linie war, dann war der eine Bedrohung für sein einfaches Weltbild. Sanktionen hatte sich der letztlich selbst zuzuschreiben. Ich hab dieser Tage auf die FB-Seite von unserem Bundesohr geschaut. Es hat mich interessiert, wie weit die Gleichschalterei gediehen ist. Sehr weit. Ich hatte den Eindruck, dass besonders alte Fettln auf diesen Schmäh abfahren. Eine hat gesagt, dass sie sich so vielmals bedanken will – die gute Haut. Aber eine Bitte habe sie schon. Der liebe Basti soll sich doch bittschön um die kümmern, die Das Einkaufen zu einem Familienausflug machen. Er „soll sich um die KÜMMERN“!

Liebe Frau, ich sag ihnen was. Ich habe in meinem Leben was gelernt. Wenn ich es mir nicht leicht mach, mich ganz genau umschau, dann belügen mich auch Experten nicht leicht. Ich verlass mich dann (nach Georg Danzer) auf meinen Vorstadt-Kinder-Instinkt. Und gegenwärtig weiß ich etwas ganz sicher (ich wünsche es mir nicht, ich weiß es): Wir steuern auf keine Katastrophe zu. Nicht auf die an die Wand gemalte. Wir haben gegenwärtig keinen Ausnahmezustand in den Krankenhäusern. Wir warten in den Intensivstationen auf Legionen von Coronapatienten die nicht kommen werden. Seit drei Wochen höre ich: „Jahaha! Aber nächste Woche wird’s herb!“ Einen Scheißdreck wird es.

Schaun Sie, gute Frau, nur damit Sie nicht glauben, dass ich da fasle. In Zeiten der Digitalisierung, in denen man andenkt die Leute mittels Handy zu überwachen, damit man die Infizierten orten kann – so per Knopfdruck – schlage ich vor: Stellen wir eine App zur Verfügung. Jeder kann sich registrieren. Es ist ganz einfach, es gibt zwei Möglichkeiten. Möglichkeit Eins: Bitte wärmen Sie mein Corona-Intensiv-Bett vor und putzen sie schon mal die Beatmungsmaschine. Möglichkeit Zwei: Legen Sie sich das Bett und die Beatmungsmaschine klein zusammen und schieben Sie sich in den Arsch. Ich brauche beides nicht. Gerne können Sie mich aus Ihren Kalkulationen entfernen.

Wer Möglichkeit Zwei präferiert, der wird zur Begleichung der enormen Folgeschäden - die sind fix – nicht herangezogen. Dem wird seine Hackn garantiert, er wird in Zukunft – wenn er vielleicht einen Schlaganfall erleidet – ein gut finanziertes Gesundheitssystem nutzen können und wenn der Euro in die Knie geht, dann wird ihm das selbstverständlich abgegolten.

Die Rechnung sollen die begleichen, die im Ernst geglaubt haben, dass es mit drei Wochen Disziplin, ein bissl klatschen und „i am from Austria“ abgetan ist. Die sind nämlich dafür verantwortlich, dass unser Bundesohr von seinen Beratern die Rückmeldung bekommt: „Alles im grünen Bereich. Die Trottln fordern sogar mehr Bevormundung, Gängelung, Überwachung und Einschränkung. Das hätten wir uns auch nie gedacht. Opposition ist nicht existent, Greta gibt’s nicht mehr und den Erdogan auch nicht. Also alles wie gehabt. Schau ma wie lang das geht.“

Focolog/pixabay https://pixabay.com/de/photos/verkehrsschild-einbahnstrasse-3547358/

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