Haben Sie die Diskussion auf Puls 4 gesehen? Es ging um „metoo“, das soll allerdings nicht mein Thema sein. Mich interessiert das Setting, sowie die Rollen der Akteure.
Ich halte einiges davon für archetypisch.
Vertreten waren, getrennt durch die Moderatorin, zwei Fraktionen: Rechts von ihr (vom Zuseher aus betrachtet) die Vertreter einer Position, die man wahrscheinlich als „progressiv“, „modern“, zusammengefasst als „links“ beschreiben würde. Hier, als Sonderfall, mit einer Betonung auf feministischer Themenbetrachtung. Protagonisten dieser Seite waren die Damen Herbst (Journalistin), Maurer (Politikerin) und Heinisch-Hosek (Politikerin, Ex-Ministerin).
Die Gegenposition nahmen Frau Proll (Schauspielerin) sowie die Herren Mucha (Verleger) und Tomanek (Rechtsanwalt) ein. Deren Haltung würde vermutlich als „rechts“, „reaktionär“ und „antifeministisch“ beschrieben werden. Ich halte diese Zuschreibungen für nur mehr bedingt verwendbar. In Ermangelung neuerer, tauglicher Terminologien verwende ich sie dennoch.
Bei einer Zusammensetzung wie dieser, habe ich eine Erwartungshaltung die oft zutrifft. Die Vertreter der „linken“ Position agieren in der Regel offensiver und aggressiver. Besonders wenn, wie in diesem Fall, die Stellung der Frau in der Gesellschaft behandelt wird. Eine besondere Tendenz zur Eskalation ist beobachtbar, wenn diese Richtung von Frauen aus einschlägigen Peergroups vertreten wird. Das war hier der Fall. Ich vermute, es ist diese Sicherheit der moralischen Überlegenheit der eigenen Position, die zur Ignoranz verleitet. Die es tendenziell einfacher macht das Gegenüber zu unterbrechen, maßzuregeln und, völlig offen, abzuwerten. Das berühmte Augenverdrehen möchte ich erwähnen.
Auf der anderen Seite Frau Proll. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass sie mit ihrem Ansatz zwischen den Stühlen saß. Ihre Motivation war keine ideologisierte. Sie wollte eine Sache differenziert betrachten, die man so nicht zu betrachten hat. Man hat sich zu positionieren: Entweder man gehört zu den Guten, oder eben zu den Bösen. Sie blieb mutig ihrer Linie treu, hatte es dabei aber nicht leicht.
Dann ein Rechtsanwalt, der sich bemühte, in lockerem Ton, die rechtlichen Facetten des Problems zu beleuchten. Seine Themen waren Vorverurteilung und rechtsstaatliche Prinzipien. Hier entwickelte sich das Gespräch so, wie ich es erwartet hatte: Er wurde unterbrochen, angefeindet und an den moralischen Pranger gestellt.
Bis hierher verlief das Gespräch wie „üblich“.
Aber es gab noch einen Diskutanten. Und der hat mich überrascht. Sein Verhalten warf für mich Fragen auf, die mich zu diesem Text inspirierten. Der Verleger Mucha.
Ich kannte ihn kaum. Eigentlich eher vom Weghören. Ich bin mit seinen sonstigen Positionen nicht vertraut, fand ihn aber immer von Herzen unsympathisch. Für mich war er typisch für diese anmaßenden Männer, die sich beim Döblinger Nobelheurigen gegenseitig die Schultern wund klopfen und das Personal abkanzeln – Der Pipsi und der Puntigam im Porsche.
Ist aber nur mein Eindruck, vielleicht ist er ja ganz anders.
Jedenfalls durchbrach dieser Herr das vorgegebene Rollenmuster mit einer Vehemenz, dass es mir die Haare zurück föhnte. Er unterbrach, er schulmeisterte, er brüllte und er kreischte – eigentlich völlig unmöglich. Er machte sein persönliches Erleben zum Maßstab der Themenbetrachtung – Widerspruch unmöglich! Eigentlich hätte ich das von der Gegenseite erwartet. Frau Maurer ist Spezialistin für aggressive, spöttische Abwertung von Gegenpositionen. Sie wurde über weite Strecken zum Mäuschen. Die VICE-Journalsistin und Feministin war den Tränen nahe. So sicher war sie sich, dass sie erstens im Recht ist und das zweitens sich kein Mann – zumal im TV – diese einschüchternde, raumfordernde Art der Diskussion erlauben kann. Nicht mehr. Lediglich Frau Heinisch-Hosek konnte, ihre Erfahrung war spürbar, stellenweise dagegen halten. Meist brachte sie es aber auch nur zu einem beleidigten Murmeln.
Ich saß vor dem Fernseher und war ratlos. Da hatte sich jemand, im dem er sich wie ein lupenreines „Ungustl“ gebärdete, durchgesetzt.
Es ist doch in der Regel so, dass wenn Frauen des Zuschnitts der Frau Maurer einen Raum betreten, man froh ist, wenn sie dies durch eine Drehtüre tun. Man nützt ihren Eintrittsschwung um zu enteilen. Der Abend ist eigentlich gelaufen. Sie wird – Jahrhunderte der Unterdrückung der Frau ermächtigen sie – unverzüglich den Anwesenden auf die Nerven gehen. Sie wird Sprache kontrollieren. Nach jeder, nicht völlig politischen korrekten Formulierung, wird sie Frage: „Wie meinst denn du das jetzt?“. Sie wird all das aggressiv tun. Aus einem moralischen Sendungsbewusstsein heraus, das bar jeder Selbstkritik ist.
Aber hier wurde sie ruhig gestellt. Durch einen Mann der einfach die üblichen Filter weggeschaltet hat. Es scheint mir so zu sein, als ob männliche Aggression, wenn sie wirklich ungebremst in die Welt geschossen wird, weibliche an Energie übertrifft. Vielleicht sind es Jahrtausende der Übung, vielleicht ist der Mann genetisch dafür besser disponiert.
Nun steh ich da mit dieser Erkenntnis – sagen wir besser „Vermutung“. Ich bin mir dessen nicht ganz sicher.
Aber wichtiger: Was mache ich damit?
Ich gehe nicht so mit Frauen um. Schon klar! Hier müsste man sagen „mit Menschen“. Nein, ist bei mir nicht so. Ich behandle Frauen anders als Männer. Sie genießen meinen Schutz.
Diese Formulierung bringt dir heute leicht mal den Vorwurf der „positiven Diskriminierung“ ein. „Wir sind selbstbewusst und selbständig. Wir brauchen deinen Schutz nicht!“
Ich habe bemerkt, dass Frauen, die diesen Habitus ausstrahlen, mich als Frauen überhaupt nicht interessieren. Ich nehme sie kaum wahr. Hier wird gern gesagt, dass nur wirklich starke Männer mit starken Frauen zurecht kommen. Das seh ich nicht so. Zunächst halte ich diese ständig stänkernden Frauen nicht für stark sondern für lästig. Ähnlich wie pubertierende Jugendliche. Den Männlein in ihrem Gefolge würde ich vorrangig auch nicht das Attribut „Stark“ verleihen. Aber eigentlich ist beides für mich nebensächlich.
Ich bin stark auf eine beschützende Männerrolle sozialisiert. Will eine Frau nicht beschützt werden, so bin ich funktionslos. Es braucht mich dann nicht. So erkläre ich mir die Nichtexistenz dieses Frauentyps – es sind Personen aber keine Frauen für mich.
Trotzdem begegnen mir diese „Personen“ mit einer penetranten, lästigen Daueraggression. Zugegeben eher im virtuellen Raum. Ich meide Örtlichkeiten an denen Kontakt wahrscheinlich wird.
Trotzdem. Ab und an passiert es ja doch. Was soll ich aus dem „Erfolg“ des Herrn Mucha ableiten? Dass man euch mit dem Arsch ins Gesicht fahren muss? Euch anschreien, dass das Testosteron durch den Raum spritz? Anscheinend nehmt ihr dann schnell die „Kleinmäderl-Rolle“ ein.
Das kann`s doch nicht sein. Ihr könnt mich doch nicht zwingen diese Schlussfolgerung zu ziehen. Mich dazu verleiten ein Arsch zu sein.
Kühlt doch ein bissl ab und lasst die Ideologie stecken.
So wie es diese riesige Mehrheit der Frauen ohnehin tut. Die, die ich so gerne mag.
Küss die Hand.