Der Briefträger hat mir ein Packerl gebracht! Absender: FUF.
Ich bin ganz aufgeregt. Das ist mein Preis. Der für meine Weihnachtsgeschichte.
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Danke!
Ich reiße die Verpackung, auf diese grobmotorische, kulturlose Art, die mich so auszeichnet, auf. Jäaaa! Es ist mein FUF-Schneitbrettl. Und was für ein schönes das ist.
Ich hätt mir das nie gedacht, dass meine Schreiberei mir materiell je was einbringen könnte.
Aber es ist nicht zu leugnen. Einige Leute haben gefunden, dass die Gschicht so schön ist, dass ihr ein Preis gebührt.
Energie durchströmt mich. Es ergeben sich völlig neue Perspektiven. Wenn das möglich ist, ist plötzlich alles denkbar. Ja, ich visiere die Krone im Schwergewichtsboxen an. Joshua und Wilder können sich jetzt schon warm anziehen. Ich intensiviere per sofort mein Training. Stoppen kann mich jetzt eigentlich nur mehr der medizinische Check. Womöglich finden die Ignoranten, dass ein knapp 50jähriger, der Blutverdünner und Blutdrucksenker einwirft wie vieleviele bunte Smarties, für eine grobe Auseinandersetzung nicht recht geeignet ist.
Egal! Ich hüpf in die Trainingswäsch und mache Ernst. Ich haue den Sandsack grün und blau, umtänzle den Speedball dass das ganze Haus wackelt und schleppe mich zum Schrägbrett.
Meine Tochter hat mir, auf ihre durchaus kritische Art, erklärt, dass derlei Spompanadln Menschen meines Alters töten können. Ja, die Jugend. Es fehlt ihr halt die Erfahrung um das beurteilen zu können.
Allerdings ist mir inzwischen doch ein wenig übel. Vielleicht hab ich was Schlechtes gegessen. Gleichzeitig fällt mir ein, dass ich den Plan mein Testamentes zu schreiben – ein älteres Projekt – immer noch nicht in die Tat umgesetzt habe.
Ich beende die heutige Trainingseinheit also an dieser Stelle.
Ich bin schweißgebadet und zittere ein wenig. Abgesehen von der körperlichen Komponente bin ich jedoch noch voller Tatendrang. Ich wollt doch mal ein neues Profilbild machen. Das wird auch gleich erledigt. Ich ruf meine Tochter an: „Herzerl, hast du Zeit ein paar Fotos von mir zu machen?“, will ich fragen. Ich hatte allerdings nicht bedacht, dass mein „reifer“ Körper längere Regenerationsphasen nach der Trainingseinheit benötigt. Ich bin noch nicht in der Lage zu laufen, zu springen, Kniebeugen zu machen oder zu sprechen. Meine Botschaft lautet also: „pfpfpfpfpfp, keuch“. Herzerl kann nicht sofort etwas damit anfangen. Aber sie kennt mich und hat Geduld mit mir.
Sie erkennt die Dringlichkeit des Anliegens – vielleicht macht sie sich aber auch Sorgen wegen meiner Atemlosigkeit – und erscheint kurz darauf im Boxraum.
Ich habe inzwischen ein, zwei Posen einstudiert. Ich will mich ja vorteilhaft präsentieren.
Ich nehme Anleihen beim berühmten Foto des „braunen Bomber“ Joe Louis.
Allerdings brauche ich einen FUF-Bezug. Das Schneidbrettl muss also auch aufs Bild.
Herzerl runzelt die Stirn. Sie wirkt nicht überrascht sondern so, als handle es sich hier um ein weiteres Indiz, das ein bereits gefasstes Urteil untermauert.
Sie fragt: „Weißt du wie du ausschaust?“ „Nein“, antworte ich. Ich freu mich schon. Ihr ist also aufgefallen, dass ich an den Joe Luis erinnere.
„Du schaust aus wie ein wahnsinniger alter Mann mit Erdäpfel. Wozu ist der eigentlich gut?“
Das fragt sie. Dieses Kind! Wozu der Erdäpfel gut ist! Der macht mich doch erst so richtig cool. Der Erdäpfel.