Nach dem Einschreiten der Sittenwächter, die einem jungen Pärchen, das einen netten Badetag an einem Teich am Wiener Stadtrand verbringen wollte, erklärten, dass sie es nicht erlauben könnten, dass das Mädel oben ohne in der Sonne liegt, gehen die Wogen hoch. Selbstverständlich. Mich interessiert ein Aspekt: Ich habe einige Kommentare von Frauen gelesen, die offenbar eine andere Reaktion "ihrer" Männer erwarten. Eine wehrhaftere. Nun hat der junge Mann gewiss nicht feige agiert. Im Rahmen einer mitteleuropäischen Sozialisation war er wahrscheinlich sogar überdurchschnittlich mutig. Er hat versucht, argumentativ dagegen zu halten. In dieser Situation ein nutzloses Unterfangen. Es ging der primitiven Gruppe nicht um einen Wettbewerb der Ideen. Es ging um Unterwerfung. Um das Abstecken des Territoriums und die Durchsetzung der eigenen Weltsicht mit Mitteln der Gewalt.
Das Opfer hat versucht, das ins Treffen zu führen, was ihm unsere Erziehung nahe gelegt, ja, als einziges Werkzeug gelassen hat: Den kultivierten Austausch.
Es wurde ihm erklärt - sein ganzes Erwachsenwerden war davon geprägt - dass Gewalt niemals ein adäquates Mittel ist. Es war Frau durchaus recht, ihn beim kleinen Genital zu greifen und kräftig zuzudrücken. Man war euphorisch dabei ein Projekt umzusetzen, das da hieß: "Mann und Frau haben gleich zu sein". Der Umstand, dass die Biologie vorgesehen hat, dass der Mann so manche Situation mit purer Gewalt lösen kann - besser als die Frau lösen kann - war ein Stachel im Fleisch der ideologischen Gleichmacherei. Als wäre das einem bösen "Urmann" anzulasten, der im Zuge eines raffinierten Komplottes mit dem Ziel der Unterwerfung der Frau, Testosteron in die Welt gespritzt und ungerecht verteilt hat. Man blendete aus, dass die Biologie selbst vielleicht einen Plan gehabt haben könnte. Einen der nix mit dem Vermöbeln der Ehefrau zu tun hat.
Ich habe mich immer diesem unmodernen Männerbild verpflichtet gefühlt: Der Mann hat vor seiner Frau, seinen Kindern, vor jenen zu stehen, die sich auf ihn verlassen. Oft hab ich mir gedacht, dass es eine Frau da viel leichter hat. Immer dann wenn ich, voll mit Adrenalin, den Kopf in den Wind gehalten habe - halten musste. Im Rahmen meines Selbstbildes habe ich nämlich keine Wahl. Ich muss meine Aufgabe erfüllen, ganz egal, was es mich kostet. In der gegenständlichen Situation wär zum Beispiel wenig zu gewinnen. Bei einer derartigen Überzahl bekommt man in der Regel eine aufs Maul - ist nur im Kino anders. Und die Barbaren mit der Riesenehre treten halt in aller Regel im Großrudel auf. Sollte man doch ordentlich Widerstand leisten, dann kann man davon ausgehen dass wenigstens einer der Helden ein Messer dabei hat und auch nicht zögert es zu benutzen.
Und eines kann man getrost vergessen: Nein, es wird dir keiner beispringen. Die Chance dass man einen Österreicher/Deutschen findet der sich da angesprochen fühlt, ist etwa eins zu hundert. Wir haben der Feigheit ein Manterl umgehängt. Sie heißt jetzt "Vernunft" und dafür muss sich keiner schämen. Ist ja auch in Ordnung! Allerdings nur solange wir unter uns weichgespülten Warmduschern bleiben. Was für eine absurde Idee Legionen von Leuten ins Land zu lassen, für die unser kultiviertes Gehabe nichts anderes als Schwäche und Feigheit ist - ja, die sehen das noch so. Das funktioniert natürlich nicht. Nicht heute und nicht in hundert Jahren. Die schöne Idee des friedlichen Miteinanders funktioniert unter Gleichgesinnten. Sie braucht Grenzen, die andere Strömungen abhält. Da geht es dieser Idee ebenso wie der des Sozialstaates. Auch sie funktioniert nur geschützt durch Grenzen die die angesprochene Gruppe definieren.
Aber zurück zum Thema: Klar, liebe Frauen. Ihr sollt von Euren Männern geschützt werden. Ihr vielen normalen Frauen, die mir weder mit Genderunsinn noch mit der umgeschriebenen Hymne auf die Nerven gehen müsst. Für die Pippis Vater ein Negerkönig bleiben darf und die gerne ein Zigeuner Schnitzel bestellen. Die laute, rabiate, frustrierte Minderheit mit dem ins Gesicht gemeißelten umgedrehten Smiley, die mögen sich selbst verteidigen. "Dich brauchen wir eh nicht", werden sie sagen. Wart ma mal ab wie das in der Praxis ausschaut, wenn ihnen ein Kulturloser mit geübtem Griff die Hose bis zu den Knöcheln runterzieht. Unter Umständen schaut dann die Welt ganz anders aus als beim Phrasen dreschen an der Tastatur. Vielleicht ist dann ein starker Mann kein funtionsloses Relikt vergangener Tage. Auch für Euch nicht.
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