Der Kakaopreis und die Flüchtlingskrise

Wir denken immer, Flucht habe keine Auswirkungen. Oder warum sind Menschen auf der Flucht und bekämpfen sich gegenseitig? In meinem Metier merken wir es aber schon. Denn durch diverse Fluchtbewegungen verteuert sich der Kakaopreis, weil junge Leute nicht mehr in den Plantagen arbeiten wollen - was eh logisch ist. Das klingt jetzt rauzend, ist es aber nicht.

Im Gegenteil: Die Händler und Rohstoffspekulanten können jetzt mehr verdienen. Der Bauer kriegt gerad ein bisserl mehr, was auch logisch ist, weil die Nachfrage steigt, wenn weniger da ist. Das wiederum führt dazu, dass Kakaobauern aus dem Fair Trade System aussteigen, weil es momentan für viele keinen Unterschied macht, ob Sie sich kontrollieren lassen oder nicht. Derzeit ist der Kakaoweltmarktpreis für fair gehandelten Kakao gleich hoch wie für nicht fair gehandelten. Das Fair Trade System gibt ja einen Mindestpreis vor, wenn der Preis vom Weltmarktpreis erreicht wird, geht der Preis einfach mit. Wir zahlen natürlich noch einmal mindestens den doppelten Kakaopreis, weil wir ja auf Topqualität aus sind. Diese Topqualität wird wieder leider nur zu ganz geringen Mengen am Markt gebraucht, was natürlich kurzsichtig vom Kakaobauern ist, wenn er nicht mehr auf Qualität und fairen Handel setzt.

Aber irgendwie ist es auch verständlich. Ganz viele junge Leute in Afrika gehen nach einer Minimalausbildung bei der ersten sich bietenden Gelegenheit Richtung Großstädte. Das nennt sich Landflucht. Dort müssen sie sehr oft unter prekären Bedingungen irgendwie überleben; das kann man auch sehr gut in Brasilien oder Afrika sehen. Von dort aus ziehen viele dann weiter, in der Hoffnung auf ein besseres Leben und sind zu allem bereit.

Diese Situation führt unweigerlich wieder in eine Depressionsphase, wenn Bauern aussteigen. Es wird wieder Jahre dauern, bis der Leidensdruck so groß ist, dass sie sich wieder einem fairen Handelssystem anschließen.

Viele Bauern fühlen sich nicht mehr verpflichtet, Fair Trade-Produkte herzustellen. Das ist nachteilig, vor allem vor Ort. Kinderrechte, Ruhezeiten, Sozialleistungen werden zurück gefahren. Wie kommt es nun dazu?

Nun, die Menschen flüchten. Aber da geht es zunächst nicht einmal so sehr um jene, die sich von den Anbaugebieten im subsaharischen Afrika Richtung Europa aufmachen. Das können sich ohnehin nicht so viele Menschen leisten. Nein, ich rede von der „normalen“ Landflucht, die es vor 100 Jahren auch bei uns in Europa gab und nach wie vor gibt, siehe Waldviertel. Wer verdient am Ende, wenn Mindestlöhne untergraben werden? Ja, der Spekulant!

Ich halte das für einen handfesten Beweis, wie sich die gegenwärtige Weltpolitik negativ auf unser Leben auswirkt. Ich sage es darum ganz deutlich: Auch wenn der ökologische Fußabdruck unserer Waren nun größer wird, kaufe ich nicht in Afrika ein, wenn es dort kaum noch fair gehandelten Kakao gibt. Wir stehen für fairen Handel. Durch die Ausbeutung Afrikas ist das derzeit schwer bis nicht möglich.

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dohle

dohle bewertete diesen Eintrag 04.02.2016 18:35:20

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