So gut wie jeder Mensch hat es, zumindest eines davon: Facebook, Twitter, Instagram, WhatsApp. Wie jeder Mensch weiß, ist das Internet der Stammtisch 2.0. Mit weitreichenderer Tragweite.
„Früher“, damals, seinerzeit, da ist (vor allem) Mann ins Wirtshaus gegangen, zum Kartenspielen und politisieren. Da wurde sich aufgeregt, über die da oben, die Ausländer, Frauen, alles. Mit der flächendeckenden Verfügbarkeit des Internets, zumindest in der sogenannten westlichen Welt, und in weiterer Folge mit der Entwicklung der sozialen Medien hat sich das verlagert. Da kann ein hingerotzter Facebookpost themenunabhängig schon einmal um die Welt gehen. Was am Stammtisch gesprochen wurde, gelangte maximal ins Dorf, ins Grätzl oder in die Leserbriefspalten.
Sagen wir einmal, dass das alles nicht so schlimm wäre. Meinungen, die abseits der eigenen sind, muss man aushalten können. Als Einzelperson, als Unternehmen, als Region, als Staat. Sollen die Menschen bitteschön alles denken und sagen, was sie glauben. Die Gedanken sind bekanntlich frei. Ich habe viel mehr ein zentrales Problem: die Faktenresistenz.
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Ich bin ja auch ein Mensch mit Überzeugungen und diskutier gerne mit. Das wissen wohl alle. Aber auch ich kann falsch liegen. Haarig wird es, wenn es um harte Fakten geht. Da bin ich schon leicht zu überzeugen. Wenn ich sage jetzt dem Innenminister nachplaudere, der sagt: "99 Prozent der Suchtmitteldelikte werden von Nicht-Österreichern begangen" und mir dann wer sagt: "Du, Zotter, schau, laut Polizei werden aber mehr als 50 Prozent von Einheimischen begangen." und das zeigt mir die Statistik, dann glaube ich das. Gut, ich würd nie denken, dass das so ist. Aber bitte.
Und genau um den Punkt geht's mir: Es ist die eine Sache, wenn Menschen meiner Meinung nach Stuss schreiben. Aber wenn die unumstößliche Faktenlage dem widerspricht, dann glauben sie es auch nicht. Das ist mein großes Problem mit den (a-)sozialen Medien. Manche, vor allem die, die laut schreien, sind von Sachen überzeugt, die einfach nicht stimmen können.
Addiert man dann noch den leicht gedrückten "Teilen"-Button dazu, haben wir den Salat, weil natürlich kann nicht jeder Mensch alles wissen und jeden Status oder Bericht überprüfen. Aber diese Dinge und Behauptungen verteilen sich schnell, die Widerrufe oder Widersprechungen nicht. Jetzt überlegen wir mal, wie lange das von Stammtisch zu Stammtisch gebraucht hat.
Ich plädiere also zu mehr Vorsicht. Ich mag nicht g'scheidmeiern, aber neben dem Facebookfenster kann man sich locker noch eines mit einer Suchmaschine aufmachen und ganz schnell selbst recherchieren, wie wahrscheinlich das ist, was ich gelesen habe.