Bekanntlich war ich auch einmal insolvent. Ich bin in den 90er-Jahren Pleite gegangen und konnte das Unternehmen nicht nur wieder sanieren, sondern in weiterer Folge auch noch zu einer kräftigen Blüte bringen. Klar, lustig ist so was nicht. Man muss zunächst erkennen, dass etwas falsch läuft und sich das eingestehen - und auch dürfen. Das ging übrigens wie bei einer Insolvenz üblich über einen Schuldenschnitt.
Zu sagen: „Ok, ich habe was falsch gemacht", muss möglich sein. Mal ganz ehrlich: Geld kann eh niemand fressen! Und die, die viel davon haben, haben am Ende, wenns zur Inflation kommt, auch nichts davon. Außer dass sie vielleicht gegenwärtig weniger Sorgen haben. Ist zwar zynisch, dafür aber ehrlich und auch wieder gerecht.
Die Leute haben bei Griechenland so viel Angst, dass die anderen zahlen müssen. Das stimmt im ersten Moment auch, abgesehen davon, dass es hier um andere Dimensionen geht. Die EZB kann ja Geld drucken, also wer zahlt denn?
Was hat mehr Kalorien 1 kg Erdäpfel oder eine 500 Euroschein? Wenn man beides essen soll?
Jedenfalls bin ich ein Beispiel von Größenwahn, Gutgläubigkeit, Realitätsfremde, träumerisch veranlagt und was weiß ich noch... Vielleicht bin aber auch jemand, der mit vielen Visionen ausgestattet ist? Ist eh wurscht, wie man es dreht und wendet: Ich bin hingefallen und konnte mich durch einen Schuldenschnitt wieder aufrichten, dank des Insolvenzrechts. Somit kann ich heute der Zivilgesellschaft wieder dienen.
Und das Gute daran ist, dass wir nicht nur insgesamt über 200 Arbeitsplätze in einer nicht gerade boomenden Region geschaffen haben, sondern heute als gesundes, mittelständisches Unternehmen wieder kräftig Steuern zahlen dürfen und Sozialbeiträge abliefern, Aufträge für Investitionen vergeben und so weiter. Nebenbei können wir uns für ökologische Themen einsetzen, den fairen Handel unterstützen, auch humanitäre Hilfsprojekte laufen lassen, artgerechte Biolandwirtschaft betreiben und so zu einem besseren Gemeinwohl beitragen. Nur und dank Schuldenschnitt.
Somit oder aus diesen Erfahrungen bin ich auch fest überzeugt, dass es gut wäre, Griechenland zu 70-80 Prozent zu entschulden. Dann aber wie in einem normalen Insolvenzverfahren die Zügel fest in der Hand halten, zwei drei Jahre gut kontrollieren und erst wenn das nicht hilft, muss Griechenland aus dem Euro raus.
Was sicher nicht hilft, ist weiter Geld rein zu pumpen. Das macht die Lage nur noch aussichtsloser. Man kann doch eine Wunde nicht mit Zuckerlösung versorgen? Wunde säubern, Geschwüre wegschneiden, kurz im Koma belassen, um dann wieder mit frischer Motivation neu zu starten. Kleine Erfolge können unglaublich motivieren.
In den USA gibt es eher eine Kultur des Scheiterns. Einer, der auf die Nase gefallen ist und wieder hoch kam, genießt dort beinahe mehr Ansehen als einer, der es ohne Scheitern geschafft hat. Nur durch Risiko, also die Möglichkeit des Scheitern, entstehen auch Innovationen.