Anfang Juni war ich auf einer Veranstaltung für modernes Unternehmertum in Monaco und bin nun bei meinen Kakaobauern in Peru gewesen, in der Gegend von Tingo Maria in Zentralperu. Beides hängt mit meiner täglichen Arbeit zusammen. Dazwischen ist man notgedrungen viel auf Flughäfen, manchmal auf dreispurigen Autobahnen dann wieder auf Schotterstraßen, Feldwegen oder mit Booten zu verlassenen Dörfern unterwegs, wo Familien in einfachsten Blockhütten ohne Fußboden und Fenster wohnen, die Kochstellen sind im Freien – das hat aber nix mit täglichem Grillen oder Chillen zu tun. Was für Scheinwelten!
Rund um Tingo Maria , war bis vor zwei Jahren Ausnahmezustand. Bürgerkrieg um Drogen oder halt deren Rohstoff Koka. Klingt ja fast wie Kakao... Da fuhren die Drogenbarone in gepanzerten Limousinen, umringt von dutzenden, schwer bewaffneten Leibwächtern herum und wenn du kommst, brauchst du auch mindestens einen oder besser zwei bewaffnete Chauffeure! Armut, Gewalt, Hilflosigkeit – es ist, ich glaube, man kann es so sagen, die Hölle. Oder zumindest nahe dran.
Dass die Kakaoproduktion da ein Ausweg sein kann, liegt auf der Hand. Dieser ist in Europa relativ teuer und in der Gewinnung gibt es weitaus kompliziertere Sachen, (Goldgewinnung z.b.) die Exklusivität ergibt sich aus den besonderen klimatischen Bedingungen, die Kakao braucht.
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Trotzdem bauen die meisten Bauern dann nicht nach bio- oder Fair-Trade-Richtlinien an. Schließlich wollen sie auch im tiefen Urwald Geld machen, so viel und schnell wie geht, darunter leidet die Qualität. Natürlich werden meistens nur Mindestpreise bezahlt. So ist der globalisierte Kapitalismus leider. Das hat zur Folge, dass viele nur noch Turboklone anbauen. Da wächst viel, der Aufwand ist durch die Manipulation gering, Umweltschäden sind relativ egal. Nur schmeckt das Ding einfach ganz anders als g'scheiter oder guter Kakao.
Jetzt versuchen wir dort , eine neue Scheinwelt aufzubauen. Nämlich, dass man das alles auch ein bisserle anders machen kann. Besseres, hochwertigeres Saatgut, höhere Preise, eine gute Kakao Qualität. Nur ist es nicht so einfach, damit durchzukommen, weil ja alle den goldenen „schnellen Geldregen“ haben wollen und dass der vielleicht erst nach drei bis fünf Jahren kommt, weil es so lange dauert, eine Kakaoplantage umzustellen. Das ist nicht immer leicht argumentierbar.
Es ist halt so, dass die Scheinwelt in Monaco und sonst wo exakt auf den Gegebenheiten beruht, dass ein noch viel größerer Teil der Weltbevölkerung in der Hölle wohnt – und das ist für die meisten Menschen in Europa auch so eine Scheinwelt, die man dann nicht einmal mehr aus dem Fernsehen kennt, weil dieses Elend schon lange keine Story in den Abendnachrichten ist. Wir reden lieber vom Brexit und ob das Wirtschaftswachstum 0,6 oder 0,7 Prozent beträgt.