Lieber Herr Bundeskanzler Kern, ich würde gerne mit Ihnen reden!

Zunächst einmal möchte ich sagen, dass ich eigentlich gar nicht mehr über Politiker schimpfen will. Aber über die Sozialpartner müssen wir dringend reden, Herr Kern.

Grundsätzlich möchte ich Sie vorneweg auch einmal loben. Ich finde, Sie versuchen echt, Dinge anders zu machen und Sie stehen offenbar für Ihre Überzeugungen ein. Das eint Sie mit Angela Merkel. Da muss ich in der Sache nicht immer zustimmen, aber Politkerinnen und Politiker, die heute noch wissen, was sie gestern gesagt haben und dazu stehen, sind heutzutage rar gesäht. Merkel bleibt ja auch bei ihrem "Wir schaffen das" – dazu kann man stehen wie man will, es gut finden oder auch nicht.

Österreich hat bekanntlich nicht nur eine Regierung, der Sie, Herr Kern, vorstehen. Sondern auch die Sozialpartner und sonstige Interessensvertretungen gehören zu unserem kleinen Land. Eine oder mehrere Schattenregierungen, die mal ihre Berechtigung hatten, jetzt aber nicht mehr wirklich.

Ich habe eine Bitte: Wenn Sie in die nächsten Verhandlungen angehen, dann lassen Sie zumindest in der ersten Verhandlungsrunde diese ganzen Gewerkschaften, Kammern und Vertretungen außen vor. Wir brauchen schnell gute Lösungen, müssen flexibler werden. Denken wir an die Lohnnebenkosten. Die müssen wirklich einmal runter, sonst kommen wir Unternehmer in die Verlegenheit, alles nur noch auf Effizienzsteigerung auszurichten, und da schmeißen wir am Ende natürlich die teuren ArbeitnehmerInnen – Menschen – raus. Das ist leider einmal so.

Hören Sie, Herr Kern, bitte hören Sie den Menschen zu, und pfeifen Sie auf Populismus. Sie brauchen das nicht. Sie müssen nicht auf die Populisten-Karte setzen, um sich Gehör zu verschaffen. Die Meinung, die Ihnen Ihre Berater als Volksmeinung verkaufen wollen, anzunehmen, das mag verlockend sein. Aber ich glaube, dass wir mehr brauchen als nur das. Wir, die Menschen da draußen, die brauchen handfeste Lösungen. Lösungen, die wirklich was bringen – und das bedeutet nun einmal, es nicht allen Recht zu machen. Sie können nicht auf alle Befindlichkeiten Rücksicht nehmen. Sonst wird es keine Lösungen geben. Greifen Sie bitte durch, Herr Kern, auch wenn einige dann auf Sie böse sind, aber die vielen Menschen da unten, die werden es Ihnen danken.

Die Zeiten sind schnelllebig und die Menschen brauchen Arbeit, die sie mögen. Von mir aus kann die Idee von den Grünen, aber auch von der FPÖ kommen. Die sind alle nicht auf der Nudelsuppe daher geschwommen. Den Menschen ist es ja wurscht, ob spürbare Verbesserungen aus dem Thinktank der ÖVP, FPÖ oder der SPÖ kommen. Fakt ist: Es muss sich was tun.

Lieber Herr Kern, Sie haben gerade eine große Verantwortung. Nehmen Sie diese wahr und pfeifen Sie bitte mal ein paar Monate auf die Befindlichkeiten aller Schattenregierungsmitglieder. Das Spielchen haben wir jetzt jahrelang gespielt, und es ist wenig weiter gegangen. Ich würde mich dazu gerne mit Ihnen treffen, vielleicht geben Sie mir die Gelegenheit dazu?

Danke,

Ihr Josef Zotter

2
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
6 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

Andreas Dolezal

Andreas Dolezal bewertete diesen Eintrag 19.08.2016 21:07:15

Clemens Anserius

Clemens Anserius bewertete diesen Eintrag 19.08.2016 11:25:09

10 Kommentare

Mehr von Josef Zotter