Neulich stolperte ich über einen Beitrag im Stern. Er heißt „Das Märchen vom guten Bio-Essen“ und er hat mich entsetzt. Denn: In gigantischen Gewächshäusern wird in Spanien „bio“ für Nordeuropa angebaut. Bio, das heißt in dem Fall ohne Pestizide, ohne Gentechnik. Das klingt eigentlich gut. Nur, wie der Stern enthüllt, heißt das nicht viel. Was bei uns als „bio“ in den Supermarkt kommt, mag zwar ohne die erwähnten Dinge hergestellt sein, es wird aber in riesigen Gewächshäusern angebaut. Das hat dramatische Konsequenzen, wie es im Artikel heißt: „Plastik erstickt den Naturpark, Wasser wird verschwendet und die Versalzung des Grundwassers geduldet.“
Wir erfahren auch, wer unser Bioessen herstellt. Es sind zehntausende Menschen, oft MigrantInnen, die unter Plastikfolien für 6,5 Euro brutto in der Stunde meist saisonal und in prekären Arbeitsverhältnissen arbeiten. Mir schmeckt dieser Biopaprika nicht.
Verstehen Sie mich nicht falsch. Gewinnmaximierung und ein effizienter Einsatz von Arbeitskraft sind nicht per se schlecht. Aber es gibt eben Grenzen. Wo „bio“ drauf steht, aber ein Gewächshaus, Umweltzerstörung, Massenproduktion und schlechte Arbeitsbedingungen drin sind – wie „bio“ ist das dann?
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Natürlich kaufen wir das Biogemüse mit Bildern von wundervollen Bauernhöfen. Das ist das Gemeine. Dahinter steckt aber anscheinend echt selten etwas. Aufmerksame LeserInnen meines Blogs wissen, was jetzt kommt: Ja, ich bin dagegen, dass die KonsumentInnen mit irgendwelchen erstunkenen und erlogenen Bildern beschissen werden. Sollen die Firmen doch bitte ein Foto von der Riesenlagerhalle drauf picken. Mal sehen, wie „bio“ die Kundschaft das dann findet.
Da wird so viel vernichtet, weil die Produzenten – Bauern will ich sie gar nicht nennen – den Profit über die Nachhaltigkeit stellen. Diese Gier und die Kompromisslosigkeit, mit der Gewinne erwirtschaftet werden, ist schon bei „konventioneller“ Landwirtschaft grausig. „Massenbio“ ist sicher einen Deut besser als aufgespritztes Gemüse, aber im Gegensatz zu echtem "bio" anscheinend dennoch ein Wahnsinn.
Es ist eh immer die alte Leier: Solche Machenschaften zerstören kleine Strukturen. Die Effizienzsteigerung heute geht auf die Kosten der Natur von Morgen.
Ich möchte auch noch eine Lanze für die in letzter Zeit viel gescholtenen Journalisten brechen: Denn solche Berichte bewirken, dass wir nachdenken. Auch wenn wir es leider allzu schnell wieder vergessen.
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