Unser Kakao kommt aus Südamerika, unser Sesam aus Indien und die Gewürze aus der ganzen Welt - ja, wir sind ein Unternehmen, das regional arbeitet. Aber wir verwenden internationale Zutaten. Dafür werde ich oft wegen der langen Transportwege kritisiert. Ich sage aber ehrlich, dass ich keinen Sesam aus Österreich möchte. Weil der nämlich nicht schmeckt. Da ist unsere Landwirtschaft gefordert: Wie schaffen wir es Sesam anzubauen, der genauso schmackhaft und qualitativ hochwertig ist wie der Indische? Natürlich, hier spielen klimatische Bedingungen eine Rolle – doch es geht um mehr.
Dass man nur deshalb mehr zahlen soll, weil ein Produkt regional ist, dieses Argument geht längst nicht auf. Vielleicht wird beim Volksfest noch jeder behaupten, dass er für regionale Produkte gern mehr zahlt. Aber spätestens am nächsten Tag im Supermarkt, wenn er das billige Fleisch aus Fernost sieht, das gleich ausschaut, wird er nicht mehr einsehen, warum er für das Regionale aus Österreich mehr zahlen sollte.
In der Steiermark läuft ein Regionsentwicklungs-Programm, und es wird stolz vom steirischen Fleisch gesprochen. Aber was ist wirklich der Unterschied zwischen dem Steirischen und einem Ukrainischen Fleisch? Beides kommt aus Massentierhaltung, beides wird großteils mit Soja aus Brasilien gefüttert und bekommt die gleichen Medikamente. Hier sollte es vom Gesetz her auch eine Auszeichnungsmethode über die Produktionsmethode geben. 100% steirisches Fleisch würde dann nur von Tieren kommen können, die in der Steiermark geboren, aufgezogen, mit steirischem Futter gefüttert und hier geschlachtet werden. So wie bei einem befreundeten Schweinebauern. Der muss aber auch um ein Drittel mehr verlangen, weil er´s eben so macht, wie es in der Werbung gezeigt wird… er hat gegen die anderen keine Chance.
Um einen höheren Preis für Produkte rechtfertigen zu können, muss Regionalität im Allgemeinen mit Qualität, Innovationen und Transparenz verbunden sein. Alles dies fehlt im Moment. Derzeit wird Regionalität bei uns leider noch immer zu oft als Rückschritt gesehen. Mit dem Heimatgedanken wird nur diese kitschige Lederhosenkultur verbunden. Dabei ist das eine verlogene Geschichte: Beim Feuerwehrfest letzte Woche bei uns im Ort sind 80% der Leute in Tracht herumgelaufen. Aber nicht im Original aus Österreich, sondern im Plastikdirndl aus China. Um Gotteswillen, wenn schon Tracht, dann machen wir´s doch bitte selbst. Das können wir – die Chinesen hingegen gar nicht so gut. Aber das ist die verkehrte Regionalität, mit der wir es hier zu tun haben. Das zeigt sich schon in der Werbung: Da sieht man bloß heile Welt, grüne Almen, drei Kühe, die friedlich grasen, und ein Schweinchen, das mit dem Bauern spricht. Genau das will der Konsument – aber das ist nicht das, was die Wirtschaft liefert. Wenn die Leute die Wiesenmilch bekommen würden, die in der Werbung versprochen wird, die Echte, Heimische von der Alm, natürlich, das wäre toll. Das geht aber nicht mit diesem Preis. Da beißt sich der Fuchs wieder in den Schwanz.
Wenn mich dann also jemand kritisiert, dass ich meine Kakaobohnen aus Südamerika beziehe - und steht selbst mit chinesischer Lederhose vor mir, na Mahlzeit. Vom Handy ganz zu schweigen und den Socken und ….