Vuaschrift is Vuaschrift – oder wir vertrauen einander mehr

Das Christentum kennt zehn Gebote, die das Zusammenleben regeln sollen. Eigentlich sind es sogar nur sieben, wenn man die ersten drei beiseite lässt. Die meisten Religionen haben so einen Grundkatalog an Vorschriften. Wir haben aber tausende Paragraphen.

Eigentlich sollte es ja ganz einfach sein. Zwei Menschen vertrauen sich und haben dann etwas miteinander. Was das ist, ist beinahe egal. Sei es eine Lebensgemeinschaft, eine Leihe oder ein Kauf. „Ich gebe dir etwas, dafür gibst du mir etwas“, ist der einfache Gedanke dahinter. Nur beißt sich in der heutigen Zeit der Fuchs selbst in den Schwanz. Denn, wie Sie wissen, ist die Sache nicht so einfach. Wir können zwar zum Mond fliegen und per Video von San Francisco nach Shanghai telefonieren, aber das macht das Leben nicht unbedingt lebenswerter – sondern immer komplizierter.

Im Gegensatz zu den paar Grundvorschriften, die sich die Menschen im Laufe der Zeit einfallen haben lassen – meistens durch eine Religion – kommen ja noch unzählige weitere hinzu. Wie schon in meinem letzten Text „Es sollte Gesetznehmung statt Gesetzgebung heißen“ angedeutet, dass da einiges nicht stimmt. Wenn es schon keine zehn Gebote sind, dann wenigstens 50, die das Wichtigste regeln. Wie soll ich einem Menschen vertrauen, wenn ich mich nicht auskenne? Wenn sogar der Rechtsanwalt einen Spezialisten für verschiedene Themen braucht?

Für Österreich weiß ich die Zahlen nicht, aber in Deutschland gibt es rund 75.000 Artikel und Paragraphen, dazu kommen noch gut 30.000 Rechtsakte von der EU. Über 100.000 „Gebote“ (wobei da auch viele Verbote dabei sind!) kann kein Mensch administrieren.

Vor allem über eine Sache sollte man ganz genau nachdenken: Wenn man kein Vertrauen hat, hilft auch ein Vertrag nichts.

Vermutlich schon, weil es in den 100.000 Bestimmungen sicherlich irgendwo irgendwas gibt, mit dem diese oder jene Sache gerechtfertigt werden kann, worauf man sich berufen kann, weil „Vuaschrift is Vuaschrift“. Dinge wie Vertrauen oder Handschlagqualität braucht da kein Mensch mehr, oder?

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Dominik Hödl

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Bernhard Juranek

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