Was können Sie im Supermarkt eigentlich noch kaufen?

Eigentlich muss ich Ihnen abraten, im Billigsupermarkt auch nur irgendetwas zu kaufen. Das geht mit einem guten Gewissen gar nicht einher. Aber ich will nicht mit dem Zeigefinger auf jemanden zeigen. Schlimm wäre es nur, wenn Sie aufhören, nachzudenken, welche Lebensmittel sie täglich zu sich nehmen. Schließlich sagt es schon der Name: Mittel zum Leben.

Wir wissen natürlich, dass die Industrie immer darauf bedacht ist, möglichst viel von ein und demselben Produkt zu verkaufen, um die Effizienz zu steigern. Die Beziehung zum Essen haben wir dadurch weitgehend verloren. Früher kannte man den Bauern und wie er mit seinen Tieren oder den Pflanzen umgeht. Ich mache das heute schon noch so, habe ein Netz an Produzenten, bei denen ich quasi direkt ab Hof kaufe – aber zugegebenermaßen auch nicht ausschließlich! Wenn ich aber zu einem Bauern oder kleinen Händler gehe und etwas kaufe, dann kann und will ich immer noch darauf vertrauen, dass er mein Essen gut und fair behandelt. Nur stehen mittlerweile aber eben viele Player zwischen Produzent und Endkonsument. Da gibt es die berühmte Handelskette: Kakaobauer, Händler, Rohstoffspekulanten, Großhersteller, Großhändler, Supermarktkette und am Ende der Konsument. Jeder verfolgt seine Interessen. Wenn ich heute im Supermarkt zu einem Salathäupl greife, habe ich eigentlich keine Ahnung, wie der gewachsen ist und wo der her kommt. Interessant ist ja, dass es der Erste und der Letzte in der Kette am schlechtesten haben. Die können sich nicht in die Augen schauen.

Und dann heißt es immer, dass sich der Konsument informieren kann und soll – aber wie denn? Ich glaube nicht, dass das heutzutage noch irgendwie möglich ist, wenn im Supermarkt, der voll mit den Privatlabels ist, eingekauft wird. Darum helfen eigentlich nur kleinere Strukturen, in denen man sich kennt und vertraut. Und eigentlich sollte man sich gerade das Essen, unser „täglich' Brot“, besser organisieren, als zwischen zwei Arbeitsterminen noch schnell in den Supermarkt zu rennen und dies und jenes zu kaufen. Oder sich gleich mit Junkfood umsnacken. Das muss man sich vor allem aber zeitlich leisten wollen. Weil die Kosten können es nicht sein, denn wenn man das Doppelte zahlt und die Hälfte isst, haben alle einen Gewinn gemacht. Vor allem, wenn man die Hälfte nicht wegschmeißen muss.

Also nicht das Einkaufen irgendwo ganz hinten an die Tagesordnung stellen und schnell irgendwas nehmen, sondern bewusst und mit Zeit das kaufen, was man will. Wozu leben wir sonst? Denn ich beobachte schon, dass sich viele Menschen dann sagen: Ich bekomme kein ordentliches Essen, hinter dem ich voll und ganz stehe, also lasse ich es gleich ganz bleiben.

So weit soll es nicht kommen. Man soll sich davon bloß nicht entmutigen lassen, auch wenn es sich nicht jeden Tag ausgeht. Wenn man dann in den Supermarkt geht, dann sind Bioprodukte bei all ihren Schwächen noch immer besser als die anderen. Dann ist saisonales Gemüse aus Österreich aufgrund des kürzeren Anfahrtsweges noch immer besser als jenes aus Italien oder Ägypten. Obwohl die Tomaten aus einem Folientunnel in Österreich die gleichen Dünger und Spritzmittel bekommt, wie die Tomaten aus Spanien oder Nordafrika.

Haben Sie also kein schlechtes Gewissen, auch in den Supermarkt zu gehen. Aber hören Sie nicht auf, sich trotzdem Zeit zu nehmen, direkt bei den Produzenten zu kaufen. Es zahlt sich echt aus. Das wäre gelebte Regionalität.

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Belinda Swoboda

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