Ich glaube, das Wort „strange“ ist das wirklich passende. Sehr strange, was da in der Türkei passiert ist und nach wie vor passiert. Aber es ist alles eine Frage der Perspektive.

Im Grunde ist es Wahnsinn, was in der Türkei geschieht. Da gibt’s einen wahnsinnig schlecht ausgeführten Militärputsch und eine massive Gegenaktion. Alles in einer Region, die eh schon seit Jahren instabil ist, wo Präsident Erdogan so lange wählen lässt, bis es ihm passt, „Sicherheitskräfte“ gegen Teile der kurdischen Bevölkerung kämpfen lässt und so weiter. Vor allem in Deutschland, aber auch in Österreich gehen dann viele seiner Fans auf die Straßen und bejubeln, was er macht. Ich sage ja: strange.

Ich maße mir über türkische Innenpolitik kein Urteil an. Nur als Denkanstoß: Was, wenn wirklich – und es wäre nicht das erste Mal in der Geschichte, siehe Iran – die CIA ihre Finger im Spiel hatte? Die Amis sind ja nicht gerade zimperlich im Durchsetzen der eigenen Interessen. Gut, das würde wenig Sinn machen, weil die Türkei auch bei der NATO ist und auch die USA den IS und Assad bekämpfen. Aber nichts Genaues weiß man nicht, oder?

Jedenfalls finden es jetzt alle furchtbar, wenn rote Fahnen mit dem Halbmond geschwungen werden, sei es in Wien oder in Köln. Jetzt kann man in der Sache freilich nicht zustimmen, aber die Leute interessieren sich für die Vorgänge in der alten Heimat. Hoppla! Alte Heimat? Ist das nicht arg? Die wohnen doch schon seit Jahren und Jahrzehnten hier!

Aber da sollten und da müssen wir uns alle an der Nase nehmen. Was haben wir hier in Europa jahrelang gemacht, dass sich die Menschen nach wie vor so sehr der Heimat verbunden fühlen? Gastarbeiter haben wir geholt, geblieben sind sie alle, aber als Mitmenschen werden sie nicht wahrgenommen – das wird jetzt offensichtlich.

Des Weiteren ist es doch schwerst überheblich, wenn wir uns über bunte, westeuropäische Fahnenmeere bei der Fußballeuropameisterschaft freuen und dem Cristiano Ronaldo kollektiv im (teuer gekauften, vermutlich billig und ausbeuterisch hergestellten Portugalleiberl) zujubeln und uns mit dem portugiesischen Arbeitskollegen freuen. Schon klar, das ist Fußball. Aber machen wir nicht schon seit jeher einen Unterschied zwischen Ausländer und Ausländer?

Dass die Türken alle so jubeln, sollte uns zu denken geben. Aber weniger in der Sache Politik, als eher die Integration betreffend!

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