Wer Flüchtlingen helfen will braucht Geduld – aber es lohnt sich!

Seit vergangenem Freitag wohnt eine vierköpfige Flüchtlingsfamilie aus dem Irak bei uns im Essbaren Tiergarten. Endlich. Bis es soweit gekommen ist, hat es eineinhalb Monate gedauert...

Wer – wie wir – eine Wohnung leerstehen hat und einer Flüchtlingsfamilie zu Verfügung stellen möchte, muss sich erst einmal durch einen Kompetenz-Dschungel durchackern und braucht vor allem zwei Qualitäten: Geduld und Durchhaltevermögen! Fragen Sie meine Mitarbeiterin, die sich darum gekümmert hat, dass die Familie zu uns kommen konnten. Sie musste viele Telefonate führen und Emails schreiben, um Zuständigkeiten zu klären. Da ging es darum, wo wir überhaupt die Wohnung melden können, ob sich die Wohnung als Privatquartier eignen würde und vieles mehr. Vorgaben für Privatquartiere scheint es zwar nicht zu geben, auch werden keine Infos verlangt oder eine Vorort Begutachtung durchgeführt. Dennoch sah es anfangs schwierig aus, ein einfaches Quartier als Privatunterkunft anzubieten. Ich glaube, die Behörden wissen einfach selbst noch nicht, wie sie mit dieser Situation umgehen sollen. Wir sind noch am Anfang. Bei all dem Hin und Her verstehe ich, dass man sich von den Schwierigkeiten und Unklarheiten abschrecken lässt. Schlussendlich aber scheint alles doch recht einfach abzulaufen und möglich zu werden. Ich kann nur sagen, ich bin froh, dass meine Mitarbeiterin dran geblieben ist!

Nach eineinhalb Monaten Telefonieren, Formulare-Ausfüllen und Warten haben wir am Donnerstag also den positiven Bescheid bekommen. Am Freitag wurde die Familie mit ihren zwei kleinen Kindern samt ihrer zwanzig Sackerl Hab und Gut bei uns im Tiergarten „abgeliefert“. Wie eine Ware. Spannend war, wie unsere Mitarbeiter reagiert haben: Die kamen nämlich gleich am nächsten Tag mit der Frage, ob sie etwas tun können, ob die Familie etwas braucht, ob man für sie sammeln solle...

Die Hilfsbereitschaft ist nämlich rundherum groß. Kaum einer sagt: Das geht mich nichts an, das ist mir egal! Vor allem dann, wenn man sieht, dass es sich bei Flüchtlingen um „ganz normale Menschen“ handelt. Wenn man zum Beispiel dem 5jährigen Mädchen dieser Familie in die Augen sieht und merkt, was es an Strapazen erlebt hat. Es ist wirklich traumatisiert. So sehr, dass es nicht einmal spricht. Oder wenn man die unendliche Dankbarkeit der Eltern spürt. Gleich am ersten Tag zum Beispiel waren wir einkaufen und sie hatten gerade einmal 70 Euro in der Tasche, zu wenig, um eine Grundausstattung für ihre neue Wohnung zu besorgen. Da hat ihnen eine Mitarbeiterin zusätzlich 50 Euro gegeben. Gleich am nächsten Tag, als die Caritas-Betreuung mit Geld kam, wollten sie es zurückzahlen. Und letztens hat ihnen meine Mitarbeiterin erklärt, wo der Bus abfährt und ankommt, damit die Vier selbst nach Feldbach fahren können. Dafür haben sie meine Mitarbeiterin sogar zum Essen eingeladen …

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Andreas Dolezal

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fischundfleisch

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Ulrike

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