Zerstört die EZB die Realwirtschaft?

Ich arbeite in der „realen“ Wirtschaft. Als Unternehmer produziere ich Waren und Dienstleistungen. Gemeinsam mit allen anderen Menschen auf der Welt beträgt der Gegenwert dieser beiden Produktlinien 56 Billionen Euro (Zahlen aus 2012). Fast ein Klacks im Gegensatz zur Finanzwirtschaft.

Vielleicht hilft es, sich diese 56 Billionen einmal auszuschreiben: 56 000 000 000 000. Und der Finanzsektor? Der erwirtschaftet mehr als das 14-fache: 810 Billionen Euro. Seit Mitte der 1980er-Jahre ist dieses Verhältnis gehörig aus den Fugen geraten. Damals hielt sich das Verhältnis noch etwa die Waage, die Banken unterstützten die Realwirtschaft. Dann begannen Margret Thatcher und Ronald Reagan in England und den USA die Finanzmärkte zu deregulieren. Futures, Options und Co. befeuerten das Wetten im Finanzsektor, mittlerweile „traden“ (handeln) aber nicht mehr die Broker, sondern superschnelle Computer. Der große Finanzcrash 2008, Lehmann-Brothers-Pleite, Euro-Krise – Sie kennen die großen Auswirkungen – änderte aber kaum was. Die Realwirtschaft scheint kaputt, die Börsen erleben Höhenflug um Höhenflug.

Die Arbeitslosenzahlen explodieren, die Menschen können vom Verdienten kaum leben – vielleicht noch nicht ganz in Österreich, aber wir wissen, wie es in Spanien oder Griechenland aussieht. Viele Menschen haben Vertrauen in die Europäische Union gesetzt, gerade nach der Krise. Dass die EU als kontinentaleuropäische Idee den Wohlfahrtsstaat über „die Wirtschaft“ stellt. Aber nein. Schon Gerhard Schröder hat mit seinen Reformen als Sozialdemokrat (!) die Transferleistungen für die Ärmsten beschnitten, was dazu führt, dass Angela Merkel eine schwarze Null im Budget erreicht und macht die soziale Lage in Deutschland nicht besser. Jetzt pumpt die Europäische Zentralbank monatlich 60 Milliarden Euro in den Markt.

Was damit passiert? Die Finanzblase saugt das Geld auf! Schauen wir doch nach Griechenland: Nur rund ein Zehntel der Hilfskredite kommen bei den Menschen an. Der Rest? Fließt in die Banken.

Dieses ganze „Brot und Spiele“ für die Börsen in London, Frankfurt, Tokio und New York führt dazu, dass die Banken und Finanzdienstleister das Geld weiterhin froh und munter rund um den Erdball schicken und die kleine Wirtschaft noch mehr leidet. Ein Beispiel: Wer den Job verliert, aber qualifiziert ist, könnte sich selbständig machen. Nur wie? Interessante Start-Ups bekommen doch kaum noch einen Kredit, müssen sich über Crowdfunding finanzieren. Dabei sind weder Börsen, noch das Crowdfunding, an sich schlecht. Aber eben in der heutigen Form.

Das ist hochgradig gefährlich. Ich bin mir nicht sicher, ob ich meine Firma so wie 1999 noch einmal eröffnen könnte.

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Dieter Knoflach

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Bernhard Juranek

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Erkrath

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fischundfleisch

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