Hier ein Text von Susanne Knaul, seit 1999 taz-Nahostkorrespondentin in Israel und Palästina vom 17.07.2017:
Mit den Protesten gegen Metalldetektoren am Zugang zum Tempelberg handelt Jerusalems muslimische Führung völlig verantwortungslos.
Metalldetektoren gehören zum Alltag in Israel. Der Griff in die Tasche, um Kleingeld, Schlüssel und das Handy abzulegen, durch das Kontrolltor zu gehen, um anschließend alles wieder einzustecken, ist nicht nur am Flughafen längst Automatismus, sondern auch in Behörden, vielen Einkaufszentren und an den Zugängen zur Klagemauer in Jerusalems Altstadt, dem heiligsten jüdischen Pilgerort. Der Schutz der eigenen Sicherheit ist das Ziel, deshalb macht jeder mit. Fast jeder.
Am Tempelberg in Jerusalems Altstadt gibt es wieder Unruhen, lautstarke Proteste, kreischende Frauen, Rangeleien und Verhaftungen. Grund dafür ist nicht, dass am Freitag auf dem heiligen muslimischen Plateau fünf Menschen starben – fünf Araber. Die palästinensischen Muslime demonstrieren, weil Israels Polizei nach dem Anschlag Metalldetektoren aufstellte. Egal, was die israelische Regierung entscheidet, die Palästinenser müssen immer erst einmal protestieren.
Jeder soll das Recht haben, anderer Meinung zu sein, nur ist eine Demonstration nicht gleich eine Demonstration. Wenn es um den Tempelberg geht, ist die Aufregung schnell groß. Auch Mohammed Hussein, Großmufti von Jerusalem, kennt das Potential des heiligen Geländes, Konfliktsituationen eskalieren zu lassen. Sein wütender Aufruf, den Tempelberg sofort und ohne die Metalldetektoren für die Gläubigen zu öffnen, ist unverantwortlich, gefährlich und hetzerisch. Die drei Attentäter vom letzten Freitag hatten Schusswaffen bei sich. Israels Aufgabe ist es, weitere Schießereien zu verhindern, damit sich muslimische Gläubige sicher fühlen können, wenn sie zum Gebet in die Al-Aksa-Moschee gehen. Nichts anderes sollen die Metalldetektoren gewährleisten.
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