Das kann man wirklich vom vergangenen Jahr sagen. China hat nicht nur Elektroartikel exportiert, sondern ein neues Produkt, einen unbekannten Virus. Dieser Import sorgte für gänzlich neue Betrachtungsweisen und Denkansätze. So wurde von sogenannten Querdenkern, wobei das Wort denken in diesem Zusammenhang ziemlich sinnlos erscheint, eine Reihe von Theorien entwickelt, wie dieser Virus entstanden sein kann - und ob es ihn überhaupt gibt. Als Verursacher wird unter anderem Bill Gates vermutet oder 5G, die neue Kommunikationstechnik. Andere „Denker“ bezweifeln generell die Existenz des Virus. Wenn dann einer der Virusleugner vom nichtexistierenden Virus in die ewigen Jagdgründe befördert wird, dann hält sich das Mitleid verständlicherweise in engen Grenzen. Durch die angeordneten Schutzmaßnahmen, die regional unterschiedlich waren und oft nur eine Gültigkeit von einem Tag besaßen, fehlte nun so manchem die Möglichkeit, seinen Frust in einem Fußballstadion auszutoben. Deshalb treffen sich die Frustrierten zu Demonstrationen, bei denen außer Fensterscheiben noch Weiteres beschädigt wird. Da wird Bus- und Bahnpersonal angegriffen, wenn auf das Maskengebot hingewiesen wird. Solche Typen sind eigentlich keine Querdenker, sondern eher Leerdenker, Querulanten, die mit sich selbst ein Problem haben. Bei manchen ist der Verdacht auf einen 2-stelligen IQ, mit einem Komma in der Mitte, nicht ganz von der Hand zu weisen.
Die Original-Querdenker (www.querdenker.one) sind allerdings ca. 200 Gruppen mit 500.000 Teilnehmern. Eine Ansammlung von Menschen, die sich Gedanken über neue Dinge, neue Produkte machen. Menschen, die Dinge infrage stellen, um echte Verbesserungen zu erzielen. Die Vereinigung geht nun gerichtlich gegen die Namensdiebe vor.
Ein weiterer „Höhepunkt“ des Jahres waren die Untersuchungen im Schlachtgewerbe. Corona infizierte Mitarbeiter in Behausungen, die sich unwesentlich von den Unterkünften ihrer Opfer unterschieden, von niemandem kontrolliert.
Aber auch im Ausland war schwer was los. So musste in den USA einem Präsidenten mühsam erklärt werden, dass auch in einem mittelalterlichen Wahlsystem mal ein anderer Bewerber gewinnen kann. Zwischen Golf spielen und twittern begnadigte er dann bekannte und andere Verurteilte, einige andere ließ er zum Ausgleich hinrichten. Sein nächstes Ziel ist nun, sich selbst von allen Taten begnadigen zu können.
Da war wohl sein Kollege Putin das Vorbild. Der unterschrieb ein Gesetz, das ehemaligen russischen Präsidenten Straffreiheit garantiert. Vielleicht vorausschauend, falls die Auftraggeber für den versuchten Mord per vergifteter Unterhose doch noch festgestellt werden können. Der russische Geheimdienst jedenfalls hat, laut eigenen Aussagen, nichts damit zu tun – irgendwie peinlich.
Für Stimmung sorgte auch im letzten Jahr der Konflikt zwischen der Türkei und Griechenland. Nicht nur Zypern ist ein ungelöstes Problem zwischen den beiden Staaten. Neu hinzugekommen sind die Querelen wegen der Grenzen der Hoheitsgewässer. Übrigens sind beide Länder „Partner“ der NATO. Wie deren Reaktionen in einem militärischen Ernstfall aussehen könnten, ein Fall für Wahrsager. Die Türkei hofft immer noch, Mitglied der EU zu werden. Da müsste man vielleicht am Umgang mit Oppositionellen vorher noch etwas ändern. Die Chancen auf eine Mitgliedschaft werden nach dem Brexit allerdings kaum steigen, eher wird Schottland neues Mitglied.
Viel Diskussionsstoff bot auch das Thema „Sprache“ im letzten Jahr. Da wurde der Begriff „Rasse“ von jedem in beliebiger Weise interpretiert. Da wurde das Zigeunerschnitzel zum Rotationseuropäer-Schnitzel befördert. Der Mohrenkopf und der Negerkuss landeten auf der verbalen Müllhalde der Gutmenschen und wahrscheinlich stehen die Mohrrübe und die Schwarzwurzel ebenso auf der Liste. Die Mohrenapotheke heißt jetzt Möhrenapotheke und für das Wort schwarzfahren werden die Wortakrobaten wohl auch noch einen farblich unverfänglichen Begriff finden. Vielleicht müssen Roberto Blanco und Ernst Neger auch noch eine Namensänderung beantragen. Die Frage stellt sich auch, ob jemand, der in einen Hamburger oder einen Berliner beißt, ein Rassist ist?
Ein weiteres Highlight auf dem Gebiet der Sprache ist der Genderstern. Hat man sich bei den Studenten auf Studierende, bei den Radfahrern auf Radfahrende und bei den Fußgängern auf Zufußgehende geeinigt, so wird die Sprache nun noch durch ein Sternchen erweitert. So gibt es jetzt die Mitfahrer*innen und bald wohl auch die Bahnmitarbeiter*innen. Auch Gott soll übrigens zukünftig ein* erhalten, so die Forderung einer katholischen Studentenorganisation. Im Gemeindebrief der evangelischen Kirchengemeinde Alt-Pankow in Berlin steht im Text: "Jesus* für alle". Der Stern wird allerdings wenig Einfluss auf die Austrittszahlen haben. Es bleibt aber generell die Frage, ob der Stern mit ausgesprochen werden muss. Für viele Aktive in Facebook und ähnlichen Gruppierungen ist dies wohl kaum eine Frage, denn Rechtschreibung und Duden sind für manche ohnehin Fremdworte.
Nicht ganz neu sind Erpressungen im EDV-Bereich. Die Anzahl und der Umfang der geforderten Summen sind allerdings gewaltig angestiegen. Nicht nur Firmen, sondern auch Krankenhäuser erhalten Forderungen, die per Bitcoin erfüllt werden sollen. Da fragt man sich schon, warum die ermittelnden Organisationen hier hinterherhinken. Wie Eduard Snowden nachwies, werden ohnehin so ziemlich alle Telefonate und Datenübertragungen überwacht. Und wenn man die Statistiken über Schlepperorganisationen betrachtet, die politische und wirtschaftliche Flüchtlinge gegen Honorar transportieren, dann ist die Frage schon berechtigt, warum hier der Abhörapparat nicht funktioniert.
In Paris wurde ein Geschichtslehrer geköpft, der sich nicht kritisch über die Mohammed-Karikaturen äußerte, sondern über Meinungsfreiheit, deren Grenzen sowie die Grundwerte der Demokratie sprach. Nach der Tat wurde der Täter von Schülern beklatscht, nicht nur in Frankreich. Da fragt man sich schon, in welcher Gedankenwelt solche Kinder von welchen Eltern erzogen werden. Da sollte man schon mal, um bei dem Sprichwort zu bleiben, die Moschee im Dorf lassen.
Neu waren auch im letzten Jahr die Demonstrationen von Schülern unter dem Motto „Friday for Future“. Nun gibt es wohl kaum einen Schüler, der sich nicht über einen schulfreien Tag freut. Glaubwürdiger allerdings wären die Demos gewesen, wenn sie an einem ohnehin schulfreien Samstag stattgefunden hätten.
Es war also echt was los im letzten Jahr. Wie könnte es nun weitergehen, was könnte man vom neuen Jahr erwarten? Nun, aufgrund der Erfahrung sollte man die Hoffnung nicht zu hoch ansetzen. Schön wäre es jedenfalls, wenn das Niveau der Diskussionen steigen würde, wenn man sich nicht nur auf Fake News verlassen würde, sondern sich aus der Bandbreite der vielen Informationsquellen das heraussucht, was zu einem logisch denkenden Menschen passt. Und das unabhängig von der jeweiligen Religions- oder Parteizugehörigkeit. Es könnte so einfach sein und so preiswert, denn, wie ein Buchtitel sagt: „Selber denken kostet nichts“.