Offenbar ist es soweit. Die ÖVP will die sich durch den Rücktritt Faymanns ergebende Gelegenheit zum Selbstmord mit Anlauf nutzen: Neuwahlen stehen im Raum. Mitterlehner und seine Freunde an der Parteispitze haben scheinbar nicht erkannt, dass Neuwahlen die ÖVP zwischen NEOS und FPÖ zerreißen werden.
Als Freund der Demokratie kann man ja an und für sich nur für Wahlen sein. Doch als bekenndener Christlichsozialer kann ich mich nur fragen: Was erhofft sich die ÖVP von Neuwahlen? Die Neupositionierung, die sich die Volkspartei im Herbst mit ihrem Ruck in Richtung FPÖ verpasst hat, wird bei den Wahlen zum Bummerang werden. Wer eine rechte Abschottungspolitik will, wird den Schmid wählen und nicht den Schmiedl, wer diese nicht mag, dem bleiben eigentlich nur die NEOS (die ja wirtschaftspolitsch z.B. deutlich mehr zu bieten haben als die ÖVP). Vielleicht kann die ÖVP, gesetzt den Fall, dass sie Kurz als Spitzenkandiaten aufstellt mit dem "Schwiegersohnbonus" ein Debakel verhindern, die SPÖ überholen und zweiter werden, um dann den Steigbügelhalter für Strache zu machen. Mir erscheint das wenig attraktiv, und wenn Kurz so klug ist, wie ich denke, dann wird er sich hüten.
Die ÖVP hat es geschafft, alle relevanten Zielgruppen zu verprellen, und jetzt am Tiefpunkt der Stimmung bei den Mitgliedern der Partei und in der Bevölkerung denkt sie an Neuwahlen. Bei allem Respekt, das klingt nach russischem Roulette mit sechs Kugeln in der Trommel.
Während die "ÖVP-Weisen" weiter darüber nachdenken, ob sie nach Neuwahlen rufen, leg ich mir inzwischen einen Soundtrack auf. Heute ist mir irgendwie nach: "Spiel mir das Lied vom Tod."
Youtube Screenshot https://www.youtube.com/watch?v=LntFy0nvsJk