Schon Goethe wusste von seiner Italienreise einiges zu berichten. Dass er es nicht mit meiner unnachahmlichen Eloquenz getan hat sei ihm verziehen. Er war halt kein Poet...
Torre Mozza in Apulien, Region Salento war das auserkorene Ziel unserer Reise, Nettofahrzeit rund 14 Stunden, für mich als alter Mann mit Frau also ungefähr drei Tage. Wir machen einfach zu viele Pipipausen. Immerhin können wir in Locorotondo, einer kleinen Stadt, in den Bergen südlich von Bari, gemütlich um sieben Uhr morgens frühstücken und werden sogar noch mit einem wunderbaren Blick auf die erwachende Landschaft belohnt. Die typische Bauform für diesen Teil Apuliens sind die sogenannten Trulli, kleine Steinhäuser mit Kegeldächern aus Stein.
Birgit Ulbing
Die Küste der Region Salento zeichnet sich durch einen steten Wechsel zwischen Felsküste und Sandstrand aus - und Ende September durch die Abwesenheit jedwedem menschlichen Lebens außerhalb der Städte. Die Appartmentsiedlungen an der Küste sind vollkommen entvölkert. Auf den Straßen fühlt man sich wie zu High Noon in einem Italo-Western. Immerhin gibt es zwei Küstenstädtchen, deren Besuch sich kulturell und kulinarisch lohnt: Gallipoli und Santa Maria di Leuca, die südlichste Stadt im Absatz des Stiefels. Gallipoli ist übrigens ein berühmter Kreuzfahrerhafen. Dafür gibt es auch heute noch Zeugen, zumindest aus Stein.
Ende September herrscht bei Temperaturen um die 26 Grad herrlichstes Badewetter. Die Wassertemperatur im ionischen Meer beträgt rund zwei Zentimeter, dafür hat man aber fast so viel Spaß wie in einem Wellenbad und Salzwasser schlucken soll ja sehr gesund sein.
Das angenehme an der Jahreszeit ist, dass man sich auch ein bisschen was anschauen kann. Hier gibt es nämlich ziemlich viel Natur... (angeblich auch Flamingos, aber die haben sich leider versteckt). Dafür hat der Supermarkt im Dorf nur noch halbtags geöffnet, dafür aber fast das halbe Sortiment. Interessanter Weise hat der örtliche Raumausstatter den ganzen Tag auf - warum erschließt sich uns jedenfalls in dieser Woche leider nicht.
Sehr spannende Tätigkeiten sind das Einkaufen, das Essen gehen und eigentlich auch alle anderen Dinge, die Kommunikation mit anderen Menschen erfordern. Hier sprechen nämlich fast alle Menschen italienisch, wie wir irritierter Weise feststellen, und zwar praktisch ausschließlich. Aber mit meinem Asterixlatein, Google und viel Mut bei der Speisenbestellung kann ich dann doch überleben. Nur der lokale Wein, Primitivo, schmeckt leider genau so, wie er klingt. Dann muss man, so schwer das dem Gutmenschen in mir fällt, eben die andere regionale Marke nehmen: Negromare. Der widerum schmeckt richtig gut. Jetzt noch einen Mohr im Hemd und alles wird gut...
Die Zeit in Süditalien nähert sich dem Ende und ich entdecke, dass ich eine Heulsuse bin. Meine Frau ist eher nicht überrascht. Mein Lesestoff ist nämlich ausgegangen und ich leihe mir ein Buch meiner Frau. Cecila Ahern, "Where Rainbows end". Wehe wenn die sich nicht kriegen. Verdammt sie kriegen sich vielleicht wirklich nicht. "Krieg dich ein.", klare Anweisungen meiner Frau helfen mir aus meiner depressiven Phase. Vielleicht sollten sie sich besser doch nicht kriegen, weil dann heiraten sie vielleicht und dann... ist alles super. (Meine Frau steht hinter mir.)
Die Rückreise steht an und wir haben beschlossen, die 14 Stunden, durch einen kleinen Umweg über Napoli, Roma, Firenze auf rund 22 Stunden auszudehnen. Denn schließlich ist Italien dann abgehakt, besichtigt und wir können uns wieder anderen exotischen Destinationen zuwenden. Wien zum Beispiel.
Fuß aufs Gaspedal. Nächster Halt: ROM.
Italien gilt ja als das Land des Fussballs schlechthin. Legenden wie Buffon, Pirlo, Maradonna und dem Prohaska haben dort gespielt. Doch es steht schlecht um das Land und um den Sport. Mitten in Rom lässt man ein gigantisches Stadion einfach verfallen. Die Fans jedoch scheint das keineswegs zu stören. Schlachtenbummler aus aller Welt haben sich eingefunden. Die Schlagen am Eingang sind so lange, dass wir es nicht schaffen an die Reihe zu kommen. Außerdem finde ich für den horrenden Eintrittspreis könnte man das Stadion ruhig mal renovieren. Da kommt man sich ja vor wie im Horrstadion.
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Meinen Termin mit dem Papst muss ich leider 10 Minuten vor unserem Treffen absagen. Am Trevibrunnen ist leider ein Stau. Millionen, was sage ich Milliarden von Menschen wollen ans Wasser. Obs an den Münzen liegt, die da angeblich drinnen sein sollen? Ich weiß es nicht. Ich will mich nicht zu sehr ins Gedränge stürzen, die Carabinieri warnen nämlich vor Spezialisten für spontane Eigentumsübertragung und meine letzten 91,90 Euro brauch ich noch für einen Cappuccino.
Generell scheint die Wirtschaftskrise schlimmer zu sein, als uns die heimischen Mainstreammedien weißmachen wollen. Absolut kein Geld für Infrastruktur, nichts wird renoviert. Wohin man blickt Ruinen.
Danach geht es heim, mit einem letzten Kaffee in Firenze. Ich habe beschlossen mich zu beschweren. So teure Eintritte überall und alles kaputt. Nach Italien fahr ich erst wieder, wenn sie ihre Bauten restauriert haben. Diesen südländischen Schlendrian will ich keinesfalls mit meinen harten österreichischen Euros fördern. Baden kann man auch an der alten Donau und wenn ich eine Ruine sehen will, geh ich zur Austria ins Stadion. Deutlich billiger und dort hat dem Prohaska auch gekickt. Das muss reichen.
;)