Erst am Wochenende habe ich anlässlich einer Familienfeier ein Phänomen diskutiert, das mir, je älter ich werde, umso mehr zu denken gibt. Unsere Häuser werden immer größer, und es wohnen immer weniger Menschen darin. Verschwendung im großen Stil?

Einer der Gründe, warum sich meine Familie entschlossen hat Flüchtlinge aufzunehmen, ist die schlichte Tatsache, dass ich immer mehr zu dem Schluss gekommen bin, dass wir faktisch mindestens ein Drittel unseres Hauses nicht nutzen, wenn überhaupt. Und im Endeffekt stellen wir fest: Dass wir das gesamte Erdgeschoß zu Gunsten von Flüchtlingen geräumt haben und dafür Wohn- und Esszimmer zusammen gelegt haben, tut unserer Lebensqualität überhaupt keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil, das Haus ist jetzt voller Leben, und wir stellen fest: das gefällt uns.

Ich beobachte das aber praktisch überall. Die Häuser werden immer größer, unter 160 qm Nutzfläche baut doch heute kein Mensch. Und in diesen Häusern wohnen dann drei bis vier Menschen und ein Hund. Früher, am Hof meiner Großeltern, haben auf weniger als dieser Fläche noch 16 Menschen gelebt. Gut, das ist vielleicht ein bisschen viel, aber man sieht zumindest, man kann auch mit weniger Fläche auskommen.

Wenn wir zwischen 2.500 und 3000 Euro an Kosten pro Quadratmeter ansetzen, dann sieht man, wie viel Geld hier praktisch verbrannt wird: Bleiben wir bei meiner Schätzung von 1/3 ungenutzter Fläche, dann sprechen wir von 100.000 bis 150.000 Euro an Kosten - für faktisch nichts. Dazu kommen jährlich um die 1.500 Euro an Kosten für Heizung und Betriebskosten, also nochmals ein ganz erkleckliches Sümmchen, von den Auswirkungen auf den ökologischen Fußabdruck gar nicht zu sprechen. Häuser sind doch in erster Linie dazu da, dass Menschen in ihnen wohnen.

Ist größer besser? Das ist natürlich schwer zu beantworten. Was ist man bereit zu investieren für mehr Ansehen und Image. Aber es macht mich immer nachdenklicher, wie wir uns zu Sklaven der Banken machen durch riesige Eigenheime, die mindestens zu 1/3 unbewohnt sind, und im Alter, wenn die Kinder eigene Wege gehen überhaupt nur noch zu einem Drittel genutzt werden. Stünde ich heute noch einmal vor der gleichen Entscheidung, mit den Möglichkeiten von heute, ich würde mich klar für ein Modulares Microhome entscheiden. Klein aber fein, und die Tochter kann das Kinderzimmer mitnehmen, wenn sie auszieht. Ich bin echt gespannt, ob sich solche Konzepte durchsetzen werden. Insofern würde ich gerne die Welt in hundert Jahren sehen. Aber das bleibt mir wohl verwehrt, so nicht in den nächsten Jahrzehnten medizinische Revolutionen ins Haus stehen.

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Leitwolf

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Jake Ehrhardt

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