Ich hätte niemals vermutet, dass ich beim Schreiben jemals um Worte ringen müsste. Doch gerade als ich diesen Blog schreibe, begreife ich, dass das, worüber ich schreiben möchte, sich meinen Worten entzieht. Entweder ich bleibe blass, kalt, technisch und farblos, oder ich versinke in endlosem Pathos - und dennoch wage ich den Versuch.
Meine Geschichte mit Gott beginnt ganz unspektakulär. Ich glaube nicht an ihn. Ich bin zwar Ministrant, bete mein Abendgebet aber eine Beziehung zu Gott habe ich noch nicht erfahren. Und es scheint ein wenig so zu sein wie in Terry Pratchets Büchern: Je weniger man glaubt und je weniger man betet, desto schwächer und unscheinbarer wird Gott - zumindest im eigenen Leben.
Ein erstes Mal berührt mich Gottes ganze Wucht im Alter von 14 Jahren. Es ist der Tag an dem ich erfahre, dass mein Großvater Darmkrebs im Endstadium hat. Noch drei Monate, heißt es. Ich sitze im Heizungskeller und weine. Warum auch immer, ich beginne zu beten, ich bettle um das Leben meines Opas. Ich biete Gott mein eigenes Leben für seines an. Drei Monate später eine neue Diagnose: Der Krebs ist weg. Mein Großvater würde noch 20 Jahre leben.
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Jetzt musste Gott aus meinem Leben verschwinden, denn wenn es ihn gäbe, so schuldete ich ihm mein Leben und so schob ich ihn wieder beiseite, Physik und Chemie mussten zur Erklärung der Welt ausreichen. Bis mir mit 16 Jahren mein Chemielehrer eine Frage stellte. Er sagte: "Alles schön und gut, aber erklär mir, wie aus einem Haufen Aminosäuren Leben entsteht." Darauf gab es zumindest damals keine Antwort. Seit dem bin ich dabei nach meiner Beziehung zu Gott zu suchen. Ich habe beschlossen zu glauben.
Und ich habe darin im Laufe der Zeit eine echte Stütze im Leben gefunden. Die Erkenntnis niemals alleine zu sein und sich immer in Gottes schützender Hand zu befinden ist ein Trost wenn das Leben rauh und kalt ist, in Trauer und seelischer Not. Zu wissen, dass es etwas Höheres gibt als mich gibt meinem Leben einen tieferen Sinn. Den Worten und Taten Jesu Christi nachzufolgen ist eine tägliche Herausforderung, der ich niemals gerecht werde - oder um es mit den Worten eines mir bekannten Priesters zu sagen: "Bliebe ich nur einen Tag ohne Sünde - ich wäre ein Heiliger."
Ich glaube an ein Leben vor dem Tod und ich glaube an die Auferstehung und das ewige Leben. Ich glaube an die Auferstehung Christi und ich glaube, dass wir in der Stunde unseres Todes Rechenschaft ablegen müssen für das was wir getan und viel schlimmer noch, für das was wir unterlassen haben. Ich glaube, dass es entscheidend ist, wie wir dieses sehr begrenzte Leben auf Erden leben. Erst der Tod gibt dem Leben Bedeutung. Nur dadurch, dass wir begrenzt sind haben wir überhaupt Sinn, denn es ist uns nur gegeben einen sehr überschaubaren Zeitraum aktiv auf Erden zu gestalten.
Ich halte mich keineswegs für einen Gerechten, auf den irgend ein bestimmter Lohn Gottes warten wird. Ich bin ein Suchender, ein Sünder, ich habe in meinem Leben schon so oft gefehlt, ich habe die Hand, die mir gereicht wurde weggeschlagen, ich habe Menschen meine Hand nicht gereicht. In manchen Bereichen kann ich das noch nicht einmal aus vollem Herzen bereuen. Trotzdem tue ich das Beste, das mir als schwachen Menschen möglich ist.
An Gott zu glauben und an eine Verantwortung gegenüber Gott und der Schöpfung ist oft unbequem, es schränkt die persönliche Freiheit zur Gunsten von allgemein gültigen und gesellschaftlich wertvollen Prinzipien ein. Der Tod steht in jeder Sekunde meines Lebens hinter mir, manchmal ist mir das bewusst, manchmal weniger. Aber er ist immer da und ich weiß nicht, wann er seine Hand ausstrecken wird. Aber das macht nichts. Ich versuche mein Leben zu leben, dass er mich jede Sekunde holen kann ohne, dass ich es bereuen müsste. Für mich gehört dazu, dass ich daran arbeite mit meinen Lieben immer so im Reinen zu sein, dass nichts ungesagt bliebe, kein Versprechen uneingelöst und jedes böses Wort bereut oder verziehen. Es gibt Tage, da bin ich froh, dass ich die Gelegenheit bekomme es wieder hinzubiegen, aber die meiste Zeit bin ich mit mir soweit im Reinen, dass ich damit "leben" könnte diesen Schritt zu machen, im Vertrauen all jene wieder zu sehen, die vor mir gegangen sind.
In meiner Todesstunde, und mit dieser Hoffnung lebe ich wird Jesus Christus mein Anwalt sein, der mir trotz meiner Fehler, Sünden und all der Lieblosigkeit und Unbarmherzigkeit das Himmelreich öffnen wird. Niemand weiß was uns dort erwartet. Ich denke das ist zu groß für weltliche Erklärungen. Das Transzendente mit dem Diesseitigen fassen und erklären zu wollen greift sicherlich zu kurz.