Replik zu @Fritz Langbergs "Einfache Parolen für dumme Menschen?". Langberg beklagt sich einmal mehr darüber, dass der FPÖ Simplifizierung und einfache Parolen für komplexe Probleme vorgeworfen werden. Kern des Lamentos: Hofer Wähler werden zu Dummen erklärt.
Wenn wir einmal davon absehen, dass dies eine, zugegeben eloquente, Variation der ewig gleichen selbstmitleidigen "Wir Underdogs gegen das Establishment" Suada ist, dann wollen wir doch darauf schauen ob da etwas dran ist. Sind es wirklich die Eliten, wie Langberg schreibt, die den armen und geknechteten Normalos einfach nur ihr Recht nehmen wollen zu wählen wen sie wollen, und denen dazu jedes Mittel Recht ist? Ist es tatsächlich so, dass Menschen, die vom Staat finanziert werden, wie Künstler, kein Recht auf eine Meinung haben? Möglich. Aber was ist dann mit Beziehern von Arbeitslose, Mindestsicherung, Kindergeld, Pension und Ausgleichszulage? Müssen die alle brav still dasitzen und die Hände falten?
Einen leichten humoristischen Touch bekommt Langbergs Artikel an der Stelle, wo er sich dazu versteigt das Schließen von Grenzen zu einer komplexen Lösung zu stilisieren. Sie sei deshalb so komplex, weil es ein schwieriges Unterfangen sei. Ohne Herrn Langberg zu Nahe treten zu wollen: Schwierigkeit und Komplexität sind nicht das Gleiche. Ein Ei auf einem Löffel im Laufschritt um ein Haus zu tragen, ohne das es herunter fällt ist schwierig, jedoch keineswegs komplex. Eine Individualreise durch Irland zu planen hingegen ist relativ komplex jedoch nicht besonders schwierig.
Die FPÖ wirbt mit relativ einfachen Versprechen, die komplexe Probleme lösen sollen. Kann das funktionieren? Möglicherweise ja, Wahrscheinlicherweise eher nicht. Das Problem der FPÖ Lösungen ist, dass es sich um Lösungsansätze handelt, die alt sind. Sie stammen teilweise nicht mal aus dem letzten Jahrhundert, sondern aus dem vorletzten. Grenzen zu, Rollbalken hoch, Schutzzölle, Marktabschottung. Damit halten wir alles Böse draußen aus unserem schönen Österreich, damit es den kleinen Leuten besser geht. Runter mit der Mindestsicherung, weniger Sozialleistungen damit die Schmarotzer wieder arbeiten gehen. Die Schweiz ist unser Vorbild.
Leider klappt das im Angesicht einer weitgehend globalisierten Welt heute nicht mehr so gut. Die viel gelobte Schweiz ist im Wirtschaftswachstum mittlerweile sogar hinter dAS schwächelnde Österreich zurück gefallen, die Arbeitslosigkeit steigt, die Kapitalflucht nimmt Monat für Monat zu, der Braindrain ist enorm. Bald wird es dafür sehr friedlich sein in der schönen, abgeschotteten Schweiz. Friedlich weidende Kühe vor einem herrlichen Bergpanorama, Schokolade, Uhren und Kanonen. Wer angesichts dieser Idylle keinen Job findet muss halt schauen wo er bleibt.
Wer zur Lösung komplexer volkswirtschaftlicher Fragestellungen Milchmädchenrechnungen aufstellt, tut dies in der Hoffnung, dass die Menschen diese glauben. Ich werfe niemandem, der darauf wegen mangelnder Bildung herein fällt, Dummheit vor, denn mangelnde Bildung und Dummheit sind nicht das Gleiche. Die FPÖ bringt ihre einfachen, aber meist falschen, die Wirklichkeit bis zur Unkenntlichkeit entstellenden Botschaften in schlichter Einfachheit auf den Punkt. Das ist gut gemachte Kommunikation.
Viele gescheite Leute glauben diese Botschaften allerdings nicht. Viele dieser Menschen haben sogar verdammt gute Gegenargumente. Doch am Ende des Tages glaubt doch jeder was er glauben will. Auch die Wähler der FPÖ. Feindbilder aufzubauen ist eine leichte Übung. "Wir gegen die", ist ein altbekanntes Rezept für Demagogen. Oft genung in der Geschichte sind die Menschen auf diese Rattenfänger hineingefallen. (Und nein die FPÖ Wähler sind keine Ratten, der Rattenfänger von Hameln hat ja schließlich die Kinder aus der Stadt entführt). Am Ende ging es den einfachen Menschen jedes Mal schlechter. Mit einem kritischen Blick auf die Geschichte kann man das auch für die FPÖ voraussehen. Da müsste man noch nicht mal die jüngere Geschichte Kärntens bemühen, denn diesen Schaden, verursacht von einem größenwahnsinnigen FPÖ Landeshauptmann, werden die kleinen Leute zahlen. Die Krankenschwestern, die Lehrer, die Bäcker, Tischler, die Billa-Verkäuferin. Die Menschen sind nicht dumm, aber die FPÖ ist verdammt gut darin, diese Menschen für dumm zu verkaufen.