Marie schaute in den viel zu kleinen Rückspiegel. Wäre es nicht so dunkel gewesen, sie hätte in ein wahrhaft zauberhaftes Gesicht geschaut. Marie besaß das Antlitz eines Engels und kein Mann konnte ihr widerstehen. Doch nur sie wählte. So würde es immer sein. "Mist. Gerade hier und jetzt.". Zumindest war sie hergekommen bevor der Wagen schlapp gemacht hatte. "Dreckskarre.", dachte sie sich. Sie öffnete das Fenster. Erst jetzt merkte sie wie kalt es hier war, wie düster und gespenstisch. "Hoffentlich kommt er bald.", schoss ihr durch den Kopf. Sie stieg aus dem Wagen und wartete. "Schon fast zwölf." Die Dunkelheit verschluckte den Weg und die Bäume vor ihr. Hinter dichten Nebelschwaden irrlichterte der schwache rote Schein von Kerzen. Die Kälte kroch ihr wie eine eiskalte Hand unter den Mantel. Es gab keinen Grund sich zu ängstigen. ER würde bald kommen. Sie würden sich lieben, hier und jetzt. Diesen Kick hatte sie schon lange gewollt. Dieser Ort war etwas besonderes. Der Nervenkitzel, die Spannung, das Verbotene. Ärger regte sich in Marie. Warum ließ er sie warten?
Der schrille Schrei eines Kauzes zerriss die Stille und Marie zuckte zusammen. Sie starrte in Richtung des Geräusches, doch die Dunkelheit und Nebel verbargen alles was sie hier vielleicht hätte sehen können.
"Komm zu mir.", ein Flüstern kroch aus dem Nebel, lockend und verheißungsvoll, aber auch fremd und in der Stimme lag etwas lebloses. "Ich warte auf Dich." Ihr Herz begann zu pochen, dass sie es in ihrem Hals spüren konnte. Sie schauderte. "Jakob?", fragte sie in die Dunkelheit. Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Ein Treffen, hier an diesem Ort, zu dieser Zeit im Jahr. "Komm zu mir." Sie kannte diese Stimme nicht, oder doch? Die Kälte unter ihrem Mantel kroch nach oben und schloss sich wie eine eisige Faust um ihr Herz. "Ich habe auf Dich gewartet, Marie." Das war nicht Jakob. Ihr stockte der Atem und ihre Augen weiteten sich. Sie griff nach der Autotür. Verschlossen. "Oh mein Gott! Wo ist mein Schlüssel?". Mit klammen Fingern suchte sie panisch in ihrer Manteltasche. "Ich warte auf Dich." Jetzt rüttelte Sie an der Tür. Panik durchzuckte sie. "Bitte nicht.", flüsterte sie mit bebenden Lippen. "Komm zu mir." Tränen liefen ihr über die eiskalten Wangen als sie über den Weg taumelte. "Komm zu mir, komm zu mir, Marie". Immer näher kamen die flackernden Kerzen und der rote Schein spiegelte sich da und dort auf den feuchten Wangen. Sie stolperte, und sie schluchzte: "Nein. Bitte nicht, bitte nicht."
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"Du bist mein.", hörte sie. Ihre Strümpfe waren zerrissen, ihr rechtes Knie blutete. Sie kroch vorwärts. Die Tränen ließen das sonst so perfekte Makeup verlaufen. Die Wimperntusche lief in schwarzen Bächen über ihr Gesicht. Vor ihr tauchte die kleine Kapelle auf. "Du bist mein. Marie.", die Stimme klang immer noch lockend, freundlich doch alles Unheil schien in ihr Gestalt zu bekommen. "Bitte.", murmelte sie jetzt. "Du hattest mich gewählt.", hörte sie. "Du bist mein und ich bin Dein." Sie kroch weiter. "Leg Dich zu mir, Marie". Aus dem Nebel tauchte eine Kerze auf. "Leg Dich zu mir." Dann sah sie den Namen ihres Mannes auf dem Stein. Marie schrie, und dann schlug ihr Herz, noch einmal.