Mohammed and Me - Die Ernüchterung

Wie manche Leser sicherlich schon wissen werden, wohnt in unserem Haus seit kurzer Zeit ein syrischer Asylwerber. Bisher habe ich mich ja immer voll des Lobes über ihn geäußert. Diese Woche allerdings ist unsere Beziehung abrupt abgekühlt und meine Begeisterung ist in Ernüchterung umgeschlagen. Unter schamloser Ausnutzung meiner Gutherzigkeit, ich habe ihm eine meiner Gitarren überlassen, zeigte er mir durch eine lupenreine Interpretation von „Wish you were here“ von Pink Floyd, inklusive Solo klar meine musikalischen Grenzen auf.

Während ich ihm noch halbwegs verzeihen kann, dass mich sein gutes Vorbild zu mehr Hausarbeit nötigt, ist hier eine Grenze klar überschritten. Da wäre es mir ja fast noch lieber, die Prophezeiungen auf Facebook wären wahr geworden, und er hätte ein Gspusi mit meiner Frau begonnen, mit meiner Tochter, oder meinetwegen mit beiden. Nun gut er hat es nicht anders gewollt: Seit 5:45 wird jetzt zurückgeübt. Wo kommen wir denn schließlich hin wenn ein Araber auf meiner ausgemusterten Westerngitarre besser klingt als ich auf meiner, wegen mangelnder Benutzung, praktisch neuen Ovation. Der Untergang des Abendlandes scheint tatsächlich näher als ich das für möglich gehalten hätte.

Die Beziehung zu unserem Mitbewohner wäre wahrscheinlich unwiederbringlich zerbrochen, hätte er nicht am Samstag original syrisches Kebab zubereitet. Das sind im Gegensatz, zu dem was man von diversen Imbissbuden so kennt, kleine Fleischspieße, gewürzt mit viel Petersilie. Dazu natürlich Fladenbrot, gegrillte Zwiebel und syrische Mayonnaise, aus Kartoffeln, Knoblauch und Olivenöl, verwirrenderweise jedoch ohne Eier. Nach dieser kulinarischen Erfahrung bin ich geneigt ihm eventuell nochmal zu verzeihen, obwohl ich ihn tags darauf, ob seiner Hinterfotzigkeit, schon wieder beim Üben erwischt habe. Inflagranti!

Tatsächlich habe ich die Gefahren des Zusammenlebens mit einem Menschen aus einer fremden Kultur vollständig unterschätzt. Erst gestern beispielsweise habe ich bemerkt, wie er meine Tochter mit diesen furchtbaren Terrorvideos konfrontiert hat. Iron Maiden! Ich war vom Schock wie versteinert. Mittlerweile sehen die alle so aus wie ihr Maskottchen Eddie. Zumindest kann ich mir die nächste Folge von „The walking dead“ ersparen. Wie gut, dass sich auf Youtube ein Gegenmittel finden lässt. Zwei Einheiten Gabalier und schon bin ich kulturell wieder reintegriert und irgendwo in meiner Erinnerung weint mein Musiklehrer bitterlich. Ob wegen Maiden, Gabalier oder beiden, wer kann da schon sicher sein? Gabalier rülpst zumindest nichts in Mikrophon bevor er zu Singen anfängt.

Wenn ich schon dabei bin muss jetzt aber auch wirklich alles auf den Tisch. Der Verbrauch an Medikamenten in unserem Haushalt ist drastisch gestiegen. Vom vielen Essen beginne ich langsam eine Abhängigkeit von Rennie Tabletten gegen Völlegefühl zu entwickeln und mein Sixpack ist am Weg zum Fass. Wahrscheinlich will er mich langsam durch erhöhten Blutzucker und Cholesterin in Richtung eines diätischen Multiorganversagens treiben. Heimtückisch sollen sie ja sein, diese Muselmanen. Würde ich mit Musik öffentlich auftreten, wäre ich momentan näher an Maiden als an Gabalier, zumindest was das vokale Intro betrifft.

Wenn Sie sich, werter Leser, also für Gastfreundschaft entscheiden, seien Sie gewarnt. Das kann unliebsame und unerwartete Nebenwirkungen haben. Aber davor warnen Ihr Arzt und Ihr Zahntechniker.

Stay tuned.

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Su Sametinger

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