Wie schon berichtet, haben wir uns entschlossen bei uns einen Menschen aufzunehmen. Einen Flüchtling wie es so schön heißt. Viele Gründe sprechen dafür: Menschen schlafen im Freien. Unsere Regierung pennt, was ja im Grunde nichts Neues ist, allerdings halt nicht im Freien. Wir haben Platz und wir glauben, dass Integration gerade so gut gelingen kann. Trotz eines 25% Ausländeranteils in unserem Haus fühlen wir uns auch keineswegs umgevolkt oder fremd im eigenen Haus.

Das Warten hat ohnehin schon viel zu lange gedauert, und ich bin froh, dass ich unseren Mitbewohner und seine wenigen Habseligkeiten heute abholen konnte. Dadurch, dass er gut verdient hat - ja es gibt sie, die gut ausgebildeten Flüchtlinge, die einen richtigen Job hatten, double income, no kids, hatte er doch ein wenig mehr: Einen Teppich und ein Fahrrad vom Flohmarkt. Und ja auch ein Smartphone. Mit dem bleibt er mit seiner Frau in Kontakt, die er seit zwei Jahren nicht gesehen hat.

Das Einziehen ist mit unerwarteten bürokratischen Problemen verbunden. Da heute noch nicht der nächste Monat beginnt, ist das ein Problem, denn die Grundversorgung kennt praktischerweise nur Monate und die bisherige Unterkunft ist ja schließlich schon bezahlt. Nachdem wir ohnehin kein Geld wollen lässt es sich regeln. Bis Montag ist er bei uns zu Besuch. Erst dann wohnt er bei uns. Es lebe der Amtsschimmel und die Kreativität. Wobei ich sagen muss, dass ich die meisten Menschen, die beruflich mit Asylwerbern zu tun haben als recht bemüht erlebt habe. Womit wir natürlich nicht gerechnet haben ist, dass unser Mitbewohner nächsten Monat kein Taschengeld vom Staat bekommen wird. Der Grund ist naheliegend. Mit dem Wechsel des Wohnorts muss ein neuer Antrag auf Grundversorgung gestellt werden. Trotzdem, dass er in 100% der Fälle dazu führt, dass die Grundversorgung gewährt wird, muss den ein Beamter oder ein Vertragsbediensteter bearbeiten und abstempeln. Aber keine Sorgen - bei uns zu Hause ist noch keiner verhungert und verdurstet.

Apropos Hunger. Nachdem ich mir für heute frei genommen habe, beschloss ich zu kochen. Unser Gast entschied sich für traditionelle österreichische Küche. Reisfleisch wurde es nach längeren nachdenken, nachdem ich Pizza, Spaghetti und Co. aus meinen Gedanken verbannt hatte. Das Rezept habe ich mir aus dem Internet besorgt, und ganz unter uns: Das Reisfleisch meiner Oma war einfach besser. Unser neues Familienmitglied hat trotzdem den Eindruck erweckt, dass es ihm schmeckt. Danach ein Kaffee auf der Terrasse und spielen mit den Hunden. Ich habe selten erlebt, dass unsere 3 Hunde mit einem Menschen so schnell beste Freunde waren. Nur das "Aus" muss er erst in einem schärferen Tonfall lernen. Da nehmen sie ihn noch nicht so ernst. Der erste Selfie mit Hund ist jedenfalls schon bei seiner Frau.

Ein bisschen habe ich ihm dann noch die Gegend gezeigt. Apotheke, Arzt, Kaufhaus. Was man halt so wissen muss, wenn man wo neu ist. Heute fühlt es sich so an, als wäre einfach ein Freund bei uns. Wir freuen uns dass er Zeit und Lust hat zu bleiben. So und jetzt noch gemeinsam ein Eis essen.

Stay tuned.

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