Der IS-Terror wirkt. Er trifft die westliche Welt an einem Nerv, der ohnehin chronisch entzündet ist: Kontrollverlust. Dabei ignorieren wir die Tatsache, dass wir niemals Kontrolle über unser Leben haben werden.

Egal, was passiert. Die Suche nach den Schuldigen folgt auf dem Fuß. Ob Terror, Lawinenunglück, Seilbahnunfall, Flugzeugabsturz. Jemand MUSS schuld sein, denn nur so können wir das Gefühl behalten, dass es nicht sein hätte müssen, dass mehr Vorsicht und mehr Kontrolle das Unglück verhindert hätten. Bessere Lawinenverbauungen, bessere Untersuchung der Piloten, stärkere Sicherheitskontrollen, mehr Überwachung.

Dabei ist kaum etwas so universell wie die Tatsache, dass sich der Beginn und das Ende unseres Lebens unserer Kontrolle entziehen. In unserem Wahn zu kontrollieren, was sich nicht kontrollieren lässt, wurden wir Meister im Wiegen und Messen. Cholesterin, Blutdruck, Kalorien, etc. Die Illusion, der wir anhängen ist: je mehr wir uns bemühen, desto mehr Kontrolle erlangen wir. Doch das ist Humbug. Ich kann mich gesund ernähren, Sport treiben, mein Cholesterin messen und meinen Blutdruck – und morgen übersieht mich ein Autofahrer beim Joggen.

Was alle Menschen eint, ist die Tatsache, dass wir eines Tages sterben werden. Wir wissen weder wann noch wo. Und wir haben keinerlei Kontrolle darüber. Unser Ende kann ein Terrorattentat sein oder eine Krankheit, ein Unfall oder schlicht das Versagen der Organe wegen Alters. Alles was wir können, ist hoffen. Je mehr wir uns von dem Bedürfnis der Kontrolle befreien, desto glücklicher wird die Zeit sein, die uns gegeben ist.