Der 24. November 1991 war ein Sonntag wie jeder andere. Naja, nicht ganz, denn unsere Schulband, deren Leadgitarrist ich war, war im ehrwürdigen Luftschutzbunker unserer Schule zusammengekommen um für unseren großen Auftritt beim Maturaball zu proben. Eineinhalb Stunden Konzert wollen eben vorbereitet sein.

Ein durchaus ambitioniertes Programm, wie es mir heute vorkommt. Von "Knocking on Heavens Door", natürlich in der Clapton Version bis zum immer genialen "Hotel California" kurvten wir elegant durch die Musikgeschichte. Wenn es nach mir gegangen wäre, dann wären wir ja viel rockiger gewesen, aber in so einer Schulband muss irgendwie jeder seinen Song kriegen. Und so ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass wir dank unseres einzigen weiblichen Bandmitglieds den Song "Killing me softly" spielen mussten. Sabine war ein Aufrücker aus der musikalischen Leistungsgruppe II, warum sie mit uns, also den Top of Pop & Rock spielen durfte, kann im nachhinein gesehen nur am Aussehen gelegen haben. Ja, ok, ich geb es zu: Ich war in sie verknallt, aber total. Das war der Grund.

Bandproben mit der Schulband sind ja eine Art Wettbewerb, wessen Instrument am besten zu hören ist, weshalb jeder sein Instrument permanent hinaufdreht. In dem kleinen, mit Eierbechern beklebten Schutzraum - ich frage mich immer noch wie hier 400 Schüler hätten Platz finden sollen - dröhnte es dementsprechend. Während sich unser Sänger Herwig bei Killing me softly das Herz aus dem Leib schmachtete ging die Tür auf. In der Tür stand unser Saxophonist Matthias. "Freddy ist tot. An AIDS gestorben. Eben habe ich es im Radio gehört."

Alle sahen betreten zu Boden. Die Stimmung war am Tiefpunkt. Einer unserer Helden, vielleicht der beste Musiker aller Zeiten tot. Und auf einmal passierte etwas magisches. Ich glaube es war Wolfi unser Schlagzeuger, der den Anfang machte, mit einem Klatschen. Wir anderen stimmten ein, einer nach dem anderen. Und schließlich hörte ich Herwigs Stimme: "Buddy you're a boy make a big noise..."

Ein unvergesslicher Abschied für einen unvergessbaren Musiker, der in vielen Herzen für immer weiter leben wird, oder um es mit seinen Worten zu sagen: "Who dares to love forever..."

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MartinMartin

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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