Jule macht ernst! So endete mein letzter Text. Aufbruchsstimmung, jetzt aber los! Ich renne ja gerne einfach so los wenn ich das Gefühl habe, dass es sich lohnen könnte. So erging es mir auch diesmal. Nachdem ich den Entschluss der "Ernsthaftigkeit" getroffen hatte, konnte mich nichts mehr halten. Fühlte sich irgendwie gut an, so ein definiertes Ziel. Ich erwischte mich nur noch selten dabei, Vor- und Nachteile abzuwägen. Zumindest zu beginn. Ich habe einem Mann eine Chance gegeben, den ich bis vor Kurzem gar nicht auf meiner "Liste" hatte. Es gibt ja Männer, die laufen immer so nebenher. Man sieht sich, mag sich, aber beschäftigt sich nicht näher miteinander. Und dann kommt da diese Erkenntnis: "Du brauchst jemanden, mit dem du zusammenleben kannst. Das ist niemand, mit dem man direkt das Bett teilt, und sich danach gegenseitig ghostet."
Plötzlich rücken ganz andere Männer ins Blickfeld. Ich überlegte, bei wem fühlte ich mich schon immer ganz wohl? Wer strahlt die Ruhe aus, die ich oft brauche? Langsam kristallisierten sich Männer in meinem Umfeld heraus, mit denen ich im ersten Moment nicht gerechnet hätte. Diese Herren unterzog ich einem kurzen gedanklichen Check. Erfüllen sie meine "Muss-Kriterien"? Wobei ich die "Muss-Kriterien" relativ oberflächlich definiert habe.
Fester Job, Motivation um beruflich etwas zu erreichen, Kinderlieb, Tierlieb, eine gewisse Beziehungserfahrung, Intelligenz, gemeinsame Interessen, Humor.
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Komischerweise schlossen sich allein durch diese Kriterien ganz viele Herren aus, mit denen ich in den vergangenen Monaten mein Bett teilte. Da wurde sie mir wieder bewusst, die Ernsthaftigkeit, nach der ich jetzt suchte. Bewusst habe ich die Optik voll und ganz ausgeklammert. Mir ging es um das Gefühl welches ich habe, wenn ich mich bei diesem Mann befinde. Fühle ich mich wohl, ist die Optik kaum entscheidend. Denn wohl fühlen kommt aus dem Herzen, und dieses besagte Herz, entscheidet am Ende. Ich will mich entspannen können. Ich will nicht die ganze Zeit das Gefühl haben etwas darstellen zu müssen, was ich nicht bin. Ich will mich nicht verändern, wenn ich in einer Beziehung bin. Ich will Jule bleiben.
Am Ende purzelten aus dieser Betrachtung zwei Männer heraus, bei denen ich mir vornahm, einen intensiveren Blick auf das Miteinander zu haben. Ich intensivierte den Kontakt und schaffte Gelegenheiten, sich näher kennenzulernen. Damit betrat ich neuen Boden. Natürlich habe ich Datingerfahrung, mehr als genug! Allerdings war das immer ein anderer Schlag von Männern. Die selbstbewussten hübschen, die hinter der nächsten Ecke doch sowieso eine bessere als mich stehen hatten. Sie hatten somit gar nicht die Notwendigkeit, mich näher kennenzulernen. Hat es nicht direkt gefunkt, war man eben abgeschrieben. Nun fand sich die Jule aber in einer neuen Situation wieder. Ihr Gegenüber war eben nicht ein schnell weiterziehender Macho, sondern jemand der sich wirklich mit ihr auseinander setzen wollte. Jemand, der Zeit investiert um Gemeinsamkeiten zu finden, Gespräche zu führen, anstatt direkt ins Schlafzimmer zu watscheln.
Diese Art und Weise des Datings ist für mich mit ziemlich großen Schwierigkeiten verbunden. Ich war es gewohnt, gerne mal ein paar Herren parallel zu Daten, war schließlich kein Problem! Jetzt wäre es sehr wohl ein Problem. Ich schaue mir die Herren intensiver an und fühle mich regelrecht schlecht, wenn ich nebenbei noch einen anderen treffe. Ich muss nun viel sorgfältiger mit den Gefühlen meines Gegenübers umgehen. Aus meinen Erfahrungen heraus war ich es gewöhnt, direkt ein Feedback für meine Zuneigung zu bekommen. Da dauerte es manchmal nicht mehr als 10 Minuten und man stand wild knutschend in der Gegend rum. "Ernsthafte" Dates sehen da ganz anders aus! Die Annäherung passiert viel langsamer. Da trifft man sich schon mal zum Essen und Film gucken und kann froh sein, wenn es überhaupt zu etwas Körperkontakt kommt.
Die Vorgehensweise ist viel vorsichtiger. Das bringt leider mit sich, dass man sich nie wirklich im Klaren darüber ist, was der Gegenüber empfindet. Man zerbricht sich den Kopf über Dinge, die man sonst einfach getan hätte. In meinen Gedanken ploppt jedoch immer wieder das: "Warte! Du meinst es ernst, gib ihm nicht das Gefühl einer schnellen Gelegenheit." auf. Das wird natürlich gespiegelt. So fühle ich mich nun wie ein junger Teenager, der in Millimeter-Schritten auf das andere Geschlecht zugeht. Total ungewohnt! Anstrengend! So war das also damals, als man noch nicht dem tinder "wisch und weg-Datingverhalten" erlegen ist. Ich kann total nachvollziehen, dass man lieber den einfachen Weg geht, um kurzfristig Befriedigung zu erlangen. Würde ich ernsthaftes Dating öfter betreiben, wäre das ganz schön nervenaufreibend.
Butter bei die Fische: Wo stehe ich denn jetzt? Der erste Anlauf war eindeutig Erfolgsversprechend. Beide Seiten klopfen ganz leicht ab, ob das Gegenüber für eine längere Beziehung in Frage kommt. Es entsteht dabei etwas tolles, etwas ungewohntes. Vertrauen baut sich auf, ohne dass auch nur ansatzweise etwas gelaufen wäre. Lange Gespräche und viele gemeinsame Interessen erzeugen schon wohlige Wärme im Bauch, ohne dass diese Wärme wirklich körperlich da gewesen wäre.
Es ist schön aus dem bekannten Datingtrott auszubrechen und das Gefühl zu haben, wirklich etwas zu schaffen! In den letzten Monaten fühlte sich Dating für mich an wie gegen eine massive Mauer laufen. Seitdem mein Sinneswandel eingesetzt hat, renne ich zwar noch gegen eine Wand, aber so langsam erkenne ich eine Tür, die ich nur aufdrücken muss.