Die Verknüpfung von psychischer Belastung und Erkrankung, ist ein wechselseitiger Prozess. Wenn ein Mensch psychisch krank ist, können die Ursachen hauptsächlich in der Person selbst liegen, aber auch im privaten oder beruflichen Umfeld. Eine Depression stellt beispielsweise einen Stress-Faktor dar, der die Leistungsfähigkeit einer Person am Arbeitsplatz beeinträchtigt. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, die Anzeichen frühzeitig zu erkennen. Wenn psychische Erkrankungen nicht rechtzeitig behandelt werden, tritt eine Verschlechterung ein. Langfristig könnten die Symptome chronisch verlaufen. Problematisch wird es allerdings, wenn Betroffene nicht rechtzeitig bemerken, dass sie anders fühlen oder erleben. Eine Begründung dafür könnte sein, dass sie diese Verschiebungen meist bereits viele Jahre stattfindet. Wenn Betroffene z.B. älter sind, so haben sie bereits Routinen und Muster erlernt, mit denen es ihnen möglich war, in der Vergangenheit zu verdrängen, was sie nicht fühlen oder erleben wollten. Es hat sie vermutlich auch schon damals blockiert, aber sie suchten verzweifelt nach Strategien, die den Schmerz, das Leid, den Leidensdruck oder die Gefühle linderten, die sie in ihrem Alltag blockierten oder belasteten. Psychologische Literatur gibt es wie Sand am Meer, Erkenntnisse darüber ebenso.

Die Psychologie basiert meist auf unendlich vielen Theorien, allerdings sieht eine psychische Schräglage in der Praxis meist ganz anders aus. In der Regel ist sie nicht mal eben so zu bekämpfen, nur weil man die Theorie beherrscht oder sich ggf. in eine Kurzzeit-Recherche begeben hat. In der heutigen Gesellschaft sind sehr viele Menschen durch eine Depression gehemmt, oder sie erleben ein Burnout. Andere haben eine posttraumatische Belastungs- und Anpassungsstörung. Soweit wie die Liste der heutigen eingetragenen möglichen psychischen Krankheiten reicht, soweit reicht leider ebenso die Anzahl derer, die betroffen sind. Wenn es die Menschen nicht direkt betrifft, so gibt es meist im unmittelbaren Kreis, Betroffene. Die Frage, die sich immer wieder stellt, ist an der Stelle gewiss, wie es sein kann, dass immer mehr Menschen an psychischer Erschöpfung erkranken, oder an einer Depression leiden. Im Kern kann man wohl sagen, dass mit die Beschleunigung und Überreizung des Lebens und den Erwartungen an Leistung, Gewinnmaximierung, dem höchst möglichem Nutzen und der Disziplin, vermutlich über kurz oder lang, eine Krankheit unausweichlich ist. Das Kernproblem ist nämlich an dieser Stelle, dass die Menschen der heutigen Zeit, nicht im gleichen Tempo daran angepasst werden, wie die Technologien sich entwickeln. Den Menschen wird keine Zeit gelassen, sich daran zu gewöhnen. Vor einigen Jahren habe ich eine Studie zum Thema Work-Life Balance durchgeführt, die sich damit befasste, inwieweit die Menschen an Ihrem Arbeitsplatz zufrieden sind, was sie bemängeln und ob sie den Eindruck haben, zufrieden mit und in Ihrem Leben zu sein. Damals empfand ich das Ergebnis dieser Querschnitt-Studie als sehr ernüchternd, denn die Mehrheit der Befragten (127 Insgesamt), teilten mit, dass sie erschöpft seien, zu viel Arbeit auf eine Person verteilt würde, fast alle um Ihre Existenz bangen würden, wenn sie dieses an den Chef heran tragen würden und dass etwa ¾ der Befragten, ihre Stimmung als "nicht zufriedenstellend" einschätzten. Hinzu kam, dass etwa ¾ ebenso sagten, dass sie nicht glauben, eine gesunde Work-Life Balance zu haben. Seit mehr als einem Jahrzehnt wird darüber diskutiert, dass die psychischen Erkrankungen und Langzeit-Erkrankungen zunehmen, und dennoch werden daraus augenscheinlich, nicht in allen Gesellschaftskreisen die Richtigen Schlüsse gezogen.

Im Berufsleben sollte durch die Einführung des Gleitzeit-Modells, Flexibilität geschaffen werden. Seit ein paar Jahren findet eine explosionsartige Ausbreitung mobiler Arbeit statt. Es finden immer mehr Telefonate, E-Mail Kommunikation usw. auch nach Dienstschluss statt. Auf einmal wurde es zur Normalität, dass der Vorgesetzte abends eine E-Mail schickt. Plötzlich ertappte man sich selbst dabei, dass man von zuhause E-Mails an den Vorgesetzten schickte. Zu Beginn waren es Ausnahmen. Mittlerweile, und in dieser Zeit ist es Normalzustand, immer und überall erreichbar zu sein. Doch die permanente Erreichbarkeit, sowie der Dauerhafte Drang, sich mitzuteilen in sozialen Netzwerken usw., bleiben nicht folgenlos. Etwa 79 Prozent aller Berufstätigen in Deutschland besitzen mobile Geräte, wie z.B. Laptops, Handys, Smartphones, mit denen sie auch von unterwegs arbeiten können. Das ergab eine repräsentative Studie des Bundesverbands Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien. Von den Beschäftigten, die mobile Geräte nutzen, arbeitet mehr als die Hälfte von unterwegs. Etwa 77 Prozent sind auch nach Dienstschluss oder am Wochenende erreichbar. Allerdings bleibt diese Erreichbarkeit nicht folgenlos. Die Arbeitsmediziner sind sich einig, dass diese ständige Erreichbarkeit irgendwann negative Auswirkungen hat. Sie schlägt sich nieder auf das eigene Wohlempfinden und damit in einer mittelfristigen Konsequenz auch auf die eigene Leistungsfähigkeit. Tatsächlich ist es so, wenn jemand immer online ist, oder auf dem Handy erreichbar, oder abends noch schnell seine E-Mail beantwortet, kann dieser Mensch eben niemals richtig abschalten.

Die Zeiten, in denen man zur Ruhe kommt, und sich von der Arbeit erholt, werden kürzer. Nach und nach dringt die Arbeit ins Privatleben ein. Hierbei ist es nicht wichtig, ob man tatsächlich arbeitet, sondern das Bewusstsein allein, nach Dienstschluss angerufen oder angemailt werden zu können, reicht aus, um dem Zustand dauerhafter Grundspannung zu erleben. Das ist absolut nicht förderlich für die Gesundheit, und es fördert den negativen Stress. Einige Unternehmen versuchen deshalb bewusst, die Gefahren der mobilen Arbeit mit zu berücksichtigen. Merkbar ist das z.B. bei den Gestaltungen der Regeln für das Arbeiten. Leider sind es noch viel zu wenige Unternehmen, die das Thema "Mobile Arbeit" aktiv in der Gestaltung des Arbeitsvertrages umsetzen oder berücksichtigen. Wenn man immer erreichbar ist, so geht man irgendwann kaputt.“ Leider kann sich kaum einer davon freisprechen, dauerhaft online zu sein. Die Kontroverse zum Ansatz der Beschleunigung, ist die Entschleunigung. Immer mehr Menschen werden zu sogenannten Aussteigern, da sie das Leben in der Form, wie es sich entwickelt (gesellschaftlich & wirtschaftlich), nicht aushalten.

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