Mit erfreulicher Ausnahme der EMMA und Alice Schwarzer hinken weite Teile deutscher Feministinnen ihrer ägyptischen Kollegin Mona Eltahawy oder der Femen-Aktivistin Zana Ramadani meilenweit hinterher. Dieses Bild zeichnen Reaktionen auf die sexuellen Massenübergriffe der Silvesternacht von Köln.
Zwar rühmt man vielerorts eine "neugewonnene Sensibilität" der Debatte. Diese existiert aber nicht. Das Gegenteil ist der Fall. Man übt sich mehrheitlich in Verharmlosungen oder einer plumpen Täter-Opfer-Umkehr, wie sie Henryk M. Broder in seinem Artikel Der kleine Denunziant vom Süddeutschen Beobachter gewohnt bissig charakterisiert.
Seit Monaten weisen Vertreter orientalischer Christen und Yeziden darauf hin, dass es in Asylunterkünften zu entsetzlicher Gewalt gegen Angehörige ihrer Glaubensrichtungen kommt. Angriffe auf religiöse Minderheiten in Flüchtlingsheimen, wie sie der BR in seiner gleichnamigen Dokumentation darlegt, oder der Vorsitzende des Zentralrats Orientalischer Christen in einem, am 18.12.2015 veröffentlichten Interview mit der CNA anspricht, weisen einen kausalen Zusammenhang mit den Übergriffen der Silvesternacht auf.
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Diese gehen vom selben Täterraster aus, das in Köln sein Unwesen getrieben hat. Dafür spricht des Weiteren, dass den Übergriffen ein gezielter Beschuss des Kölner Doms während des Silvestergottesdienstes mit Böllern vorausging. Ein Beschuss mit Symbolkraft, wie Klaus-Jürgen Gadamer feststellt.
Statt aber bei diesen Zusammenhängen anzusetzen, wird jeder der genau das versucht, als Rassist oder rechtsextrem diffamiert. Ob man selbst Migrant ist, zählt dabei nicht! Auch die Sittenwächter haben ihre Grenze geöffnet. So haben sie ihre ehemals goldenen Regel: „Wenn ein autochthon Deutscher sich kritisch zu Migrationsthemen äußert, stelle ich ihn in die rechte Ecke. Wenn ein aufgeklärter Migrant, der sich auskennt dies tut, schweige ich“ über Bord geworfen.
Mittlerweile pöbeln und ätzen sie mit Rechtsradikalismusvorwürfen, gegen jeden, der ihre Ideologie der bedingungslosen Toleranz gegenüber selbst den radikalsten Erscheinungsformen des Islam in Frage stellt. Herkunft, Vorgeschichte und Expertenwissen der Kritiker werden einfach übergangen.
Eine Bekannte war kürzlich im Irak, um Yeziden vor Ort zu helfen. Allein für die Veröffentlichung ihrer Erfahrungsberichte hagelte es Beleidigungen von Islamisten und deutschen Sittenwächtern. Sie sei die „Helferin von Teufelanbetern“* ätzten die Einen. Plumpe, unerträgliche und gerade deswegen nicht mehr ernstzunehmende Islamophobievorwürfe flogen ihr von den Anderen um die Ohren.
Eine Erfahrung, die nun auch Ivica Jurcevic machen musste. Der Türsteher des Kölner Hotels Excelsior rettete in der Horrornacht viele Frauen vor Übergriffen. Später veröffentlichte er ein Video, in dem er schlicht und einfach seine Eindrücke schilderte. Das ist sein gutes Recht. Schließlich war er vor Ort und durch seine mutige und beherzte Aktion direkt involviert. Je mehr es sich verbreitete, umso mehr Sittenwächter tauchten auf. Sie unterstellten ihm, wie sollte es anders sein, „Hetze gegen Flüchtlinge“ zu betreiben und ein „Rassist“ zu sein. Sein kroatischer Migrationshintergrund und die Tatsache, dass seine Familie sich Anfang der 1990er für Opfer des Jugoslawienkriegs einsetzte, gelten ihnen nichts.
Wie ungleich empörter wären die Reaktionen dieser „Großmogule der politischen Korrektheit“, wie sie Anabel Schunke in ihrem Text „In der Mitte klafft ein großes Loch" nennt, ausgefallen, hätte es sich bei den Tätern um Osteuropäer oder gar Sachsen gehandelt?!
Einen besonders bitteren Beigeschmack hat es, dass das Gros deutscher Feministinnen meist nur Relativierungen, Verharmlosungen, und im Falle von Dagmar Dehmer und Andrea Bernbach sogar unerträglicher Täter-Opfer-Umkehr, als Reaktion auf die Ereignisse der Kölner Silvesternacht zu bieten hat. Wer noch nichts von der Sexsklaverei des IS gehört, der hauptsächlich Yezidinnen, zum Opfer fallen, sollte das spätestens jetzt zum besseren Verständnis der Vorfälle und des aktuellen Weltgeschehens nachholen. Es geht bei den Ausschreitungen nicht alleine um sexistisch motivierte Gewalt gegen Frauen. Es geht, und da muss man exakt sein, um Gewalt gegen andersgläubige Frauen.
Yezidische Frauen gelten der Terrormiliz, vor allem aufgrund ihrer Religion als minderwertig. Sie werden massenhaft in die Sexsklaverei gezwungen. In den USA rückte ihr Schicksal durch den viel gelesenen Beitrag „Worldview: A shocking silence on ISIS's sex slavery“ von Trudy Rubin im Philadelphia Inquirer in den Focus einer breiten Öffentlichkeit. Selbst nachdem eine Übersetzung ins Deutsche vorgenommen wurde, blieben Empörung, Betroffenheit und Anteilnahme weitestgehend aus. Einige Facebookseiten, die sich selbst als feministisch bezeichnen, lehnten es im Laufe des Jahres 2015 auf Nachfrage mehrerer Aktivisten sogar ab sich dem Thema anzunehmen. Man begründete dies mit der Aussage eine sehr große Reichweite zu haben, und daher Anfeindungen zu fürchten. Dieselben Kreise, die damals demonstrativ geschwiegen haben, sind nun umso lauter, wenn es darum geht Maulkörbe zu verteilen und mit Verharmlosungen der Vorfälle von Köln um sich zu werfen.
Auf einen symbolischen Böller-Beschuss der von Andersgläubigen folgte eine Orgie sexueller Übergriffe auf sie. Für eine Nacht war Köln ein wenig wie die irakische Stadt Mosul im Juni 2014. Dasselbe Tatmuster wurde nun durch einen Bericht auf Nordbayern ebenfalls aus Nürnberg bekannt. Dort wurde zunächst die Lorenzkirche mit Feuerwerkskörpern beschossen, bevor es zu gehäuften sexuellen Übergriffen kam.
Wer jetzt noch nicht kapiert, dass man die Wiederholung von Anschlägen wie in Paris oder Köln nur verhindern kann, wenn man beim sich ausbreitenden radikalen Islam ansetzt, und wie diese "Feministinnen" oder Jakob Augstein einen themenfremden bzw. den Sachverhalt umkehrenden Popanz nach dem anderen eröffnet, dem ist nicht mehr zu helfen. Wer das tut, kann sich noch so krampfhaft als Krone der Moral insenieren. Letztendlich schaden solche Personen gerade denjenigen Flüchtlingen, die am dringendsten Hilfe benötigen. Man schadet denen, die vor radikalen Islamisten geflohen sind. Man schadet denen, die Deutschland und Österreich als sicheren Hafen der Hoffnung ansahen. Das entpuppt sich fatalerweise immer mehr als eine Illusion. Hier erfahren sie, dass sie den Gesinnungsgenossen ihrer Peiniger erst recht ausgeliefert sind. Statt ihnen Hilfe zu leisten, protegiert Deutschlands Sittenwacht lieber die, die sich an ihnen vergehen. Die Opfer der sexuellen Übergriffe der Kölner Silvesternacht haben für eine Nacht Ansätze des Schicksals zigtausender yezidischer Sexsklavinnen der Terrormilizen des sogenannten Islamischen Staates am eigenen Leib erfahren müssen. Sie sind Frauen, denen eine offene Lebensweise zu Eigen ist, die den religiösen Ansichten der Täter zu wider läuft. Der Grund ihrer Entmenschlichung gleicht insofern dem der Entmenschlichung von Sexsklavinnen durch den IS. Auch sie werden, weil sie nach Vorstellung der Terrormiliz ungläubig sind, zu minderwertigem Freiwild degradiert. In der Kölner Silvesternacht hat die Ideologie des IS einen bedrohlich gewalttätigen Gruß in die Domstadt am Rhein gesendet.
Christliche Flüchtlinge unterstützen: Hatune Foundation - Helfende Hände für die Armen
Yezidische Flüchtlinge unterstützen: Roja Sor e.V.
*Ein diffamierendes bis rassistisches Stereotyp, das unter konservativen Muslimen weit verbreitet ist, ist es die Religionsgemeinschaft der Yeziden als „Teufelanbeter“ zu verunglimpfen. Was es mit dieser Religion tatsächlich auf sich hat, erklären z.B. dieses Video und sein Text: Die älteste Religion der Kurden: Das Yezidentum