...es ist 6.47 Uhr als ich auf mein Handy sehe. Kurz danach steht da: „Andrä Rupprechter followed you.“ Das ist mal ein Start in den Tag und gleichzeitig eine Erinnerung an den Traum, der mit dem Vorabend (ein NZZ.at Clubabend mit dem Minister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft) verschwimmt. Im Traum aber: Eigen- und Umweltverantwortlichkeit wird gefördert. Eigenverantwortlich und subventioniert – das liest sich leicht paradox. Doch der Widerspruch ist nur scheinbar, wenn das Förderungsziel klarer abgesteckt ist. Wenn es um die nachhaltige (ja, ohne inflationär ausgefranster Bedeutung) Landwirtschaft geht, würden schließlich nur noch rund 20% als förderungswürdig übrigbleiben. Weil die biologische Bewirtschaftung selbstverständlich wird (in my dream) und am Ende keine großen Worte und Förderungen mehr braucht.
Es sind aber wahrscheinlich genau diese 20 %, die (durch die Zwangsmitgliedschaft bei der Agrarmarkt Austria) doppelt gefilzt werden, weil als Biobauern unter Generalverdacht gestellt. Denen jedes Jahr aufs Neue die Beweislast aufgeladen wird, wenn es um die Sache mit der Abdrift geht, die als ein Beispiel von vielen dienen kann, und immer dasselbe Szenario vorgibt: Die AMA findet chemische Pflanzenschutzmittel auf der Randzeile zum angrenzenden Nachbargarten. Der Biobauer muss nun die Gunst der konventionellen Nachbarn erwerben, damit jene ihrerseits den Gebrauch des chemischen Pflanzenschutzmittels bestätigen. Er muss weitere Bioprüfungen anfordern und bezahlen. Diese unnötigen bürokratischen Schleifen gehören leider zum Jahreskreis der Biobauern wie der Rebschnitt.
Schlimm genug, dass der Nachbar gefördert weiterhin fröhlich Glyphosat auf seine Monokultur pumpt. Jetzt sagt der Biobauer halt: Jeder soll machen wie er will. Doch wenn man als Ministerium ein „lebenswertes Österreich mit reiner Luft, sauberem Wasser, einer vielfältigen Natur sowie sicheren, qualitativ hochwertigen und leistbaren Lebensmitteln” (BM Andrä Rupprechter in der Biodiversitäts-Strategie) glaubhaft anstreben will, sollte man die AMA eher beim konventionellen Nachbarn genauer hinschauen lassen: auf die gelb dahinwelkenden Grasreihen, die die Weinstöcke säumen, unter denen nichts mehr anderes als Moos wachsen kann. Das ist die Handschrift, die Monsanto Roundup hinterlässt. „Was davon ist da förderungswürdig?“, sollte die AMA eher hinterfragen. Zur Qualitätsüberprüfung der Biobetriebe kann man sich ja wohl auf die Expertise und dem Urteil der Bio-Kontrollstellen stützen, ohne zuvor den Bauer jährlich die Bürokratieschleife laufen zu lassen.
Gefördert und eigenverantwortlich - das klingt wie ein Widerspruch? Nun, in meinem Traum haben es alle der NZZ.at-Redaktion gleich getan und den konventionellen Wein gegen biologisch erzeugten getauscht. Letztlich hat auch der Konsument Entscheidungskraft, die Landwirtschaft zu unterstützen, die uns weiterbringt, und damit Subventionen mitsamt ihren Bürokratieschleifen hinfällig werden zu lassen.