Die Goldenen Zwanziger oder Nach uns die Sintflut

Passend zum Beginn der kommenden zwanziger Jahre ist derzeit ein Lied in aller Ohren, das in den Goldenen Zwanzigern vor hundert Jahren mit folgendem Text populär wurde:

Wir versaufen unsrer Oma ihr klein Häuschen –

Ihr klein Häuschen – ihr klein Häuschen –

und die erste und die zweite Hypothek!

Die Botschaft ist damals wie heute kurz und knapp: Wir leben von der Substanz. Die Geldpolitik erlaubt es uns nicht, von den Zinsen zu leben, sondern zwingt uns, das Kapital anzugreifen.

Der Antrieb ist gehemmt, das Rad dreht sich nur noch durch die Trägheit. Und da es ohnehin bergab geht, beschleunigt man die Fahrt noch, indem man die Sobstanz verjubelt - damals mit Spirituosen, heute mit moralischer Besoffenheit.

Je schneller der Wagen bergab rollt, deste größer die Illusion, er führe aus eigener Kraft, und desto größer der Nervenkitzel.

Und der Oma und dem Opa, die sich weigern, jetzt schon ins Gras zu beißen, wird nahegelegt, sich nicht mehr einzumischen.

Meinetwegen: Ihr wolltet das Pony und den Elefanten zu Weihnachten haben und habt geschrien und getobt, bis Eure Wünsche erfüllt waren: Nun lebt mit der Erfüllung Eurer Wünsche, sorgt für Futter und mistet den Stall selbst aus.

Ich machs eh nicht mehr lange

In diesem irdischen Jammertal

Schlagt doch alles in Scherben

Das ist mir so egal

___

NB: Der Text basiert in Teilen auf einem Text Peter Panters, der den Aufstieg der Krachschläger seit 1919 verfolgte und kommentierte.

1936, als diese Generation versprechungsgemäß in Deutschland und der Sowjetunion alles in Scherben schlug, zog er die Konsequenz.

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berridraun

berridraun bewertete diesen Eintrag 29.12.2019 12:02:33

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