Es verschiebt sich etwas. Nein, ich meine nicht die Rezession. Es verschiebt sich seelisch etwas. Wir werden fahrig. Man kann es hier und da in unserer Gesellschaft beobachten: Im Kleinen und im Großen, im Bekanntenkreis und im Pressespiegel, auf dem Lande und in der Stadt.
Eine gute Freundin und Kollegin rief mich gestern an, ob ich ich ihr einen Psychiater empfehlen könnte. Ich stutzte kurz. Hatte ich mich vertan? Hatte sich nicht ein Problem mit dem Bein? Oder war es die Hüfte? Sie ist Ende 30. Ich selbst hatte zum Glück nie psychische Probleme. Aber ich habe mal jemanden tatsächlich zu einem Psychiater begleitet. Der Arzt wirkte sehr kompetent. So empfahl ich ihr den guten Mann.
Ich erkundigte mich später, warum dieser Schritt notwendig sei. Sie klagte, sie sei so „dünnhäutig“ geworden, irgendwie fahrig. Sie wolle zunächst, also die nächsten Monate, nicht mehr arbeiten. Oh. Nun also doch. Ich hatte es schon lose geahnt.
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Die Arztpraxis meinte im Übrigen, sie nehme in den nächsten 2 Monaten keine Neupatienten an.
Im Mitarbeiterbrief zu meines Arbeitgebers lese ich gerade „Wenn man die Krisen dieses Jahres vor Augen hat – die alten und die neu hinzugekommenen – dann ist es mehr als verständlich, dass viele Menschen mutlos werden und den Kopf hängen lassen.“ Anschließend wird auf den Begriff Hoffnung umgelenkt.
Ein guter Freund von mir, er ist um die 40, bietet an einer großen Schule eine Beratung für Lehrkräfte und sonstige pädagogische Mitarbeiter an. Bei ihm kann man sich beraten lassen, wie man seine geistige Gesundheit aufrecht erhält. Das Angebot ist also eine Art Anti-Burnout-Beratung. Er arbeitet seit 5 Wochen nicht mehr. Es ist etwas mit den Organen, aber , nun ja, eh war vorher auch schon gut drüber, überarbeitet und überfordert. Dazu kommen familiäre Probleme. Hätte er nur sein körperliches Wehwehchen würde er arbeitet können. Aber er kann nervlich nicht mehr: Burnout.
Ich könnte sofort rund ein Dutzend weiterer Fälle detailliert berichten. Das ist aber gar nicht von Nöten. Ich höre zu und sehe hin, ich muss sagen. Ich bin entsetzt. Es wird nun weniger gearbeitet. Diesmal wurde keine große Krise ausgerufen wie bei Corona. Und ich will auch nicht sagen, das sie die neueste und x-te Coronaimpfung, die hier alle erlahmen lässt. So einfach ist das nicht. Es ist diesmal ein Blues , der mutlos macht, eine vergiftete Melange.
Ich habe keine Antwort, keine Lösung, keine klare Definition. Aber die Multikrise führt zu einem pelzigen Gefühl auf der Zunge.
Die große Politik mit ihrer völligen Hilflosigkeit ist das Spiegelbild der Hilflosigkeit anderer Milieus in Alltag. Eigentlich können Politiker mir gerade fast nur leid tun.
Die Leute hatten nicht mehr ihren Kopf hin, Sie ziehe ihn ein. Leistungsträger. Jeder hat einen Bekanntenkreis, der vermehrt einen Job oder ein bestimmtes soziales Milieu im Besonderen repräsentiert. Aber ich meine, ich bin in meinen Freundes und Bekanntenkreis recht vielseitig aufgestellt, habe an Vielen mein Ohr.
Ich sehe Grundschullehrer, Physiotherapeuten, Ingenieure, sogar Ärzte, die gerade die Frage nach dem Wofür tust du das? Wofür rackerst du dich ab? Sie unterstreichen, dass es natürlich nur kurz ist, nur für 3 Monate. Doch die fehlenden Antworten auf die selbst stille gestellten Fragen sind nun da. In großer Zahl. Ich bin mir sehr sicher, dass wir ein anderes Umfeld haben, al beispielsweise die beiden Nach-Coronajahre. Es wird zehrender, irrer, diffuser. Es wird nicht mehr so viel gearbeitet.