Mick Jaggers neuer Song irritiert. Bei der Süddeutschen Zeitung ist man richtig sauer. Ja, man geht gegen "den Alten" gar auf Frontalangriff über ...
Es sind schwierige Zeiten. Und es ist schwierig, sie zu beschreiben. Schwierig? Ja, da es für den neuen Mix an Verunsicherung, wirtschaftlichem Boom, Krisen (dabei möge jeder und jede seinen/ ihren Begriff herauspicken: Flüchtlingskrise, Solidaritätskrise, Kulturkrise, Identitätskrise, Populismus, Nationalismus) schwer ist, die richtigen Worte zu finden. Und auf wen warten wir? Auf die Künstler. Auf den Pop. Auf den Rock´n Roll. Manch einer auf den Schlager.
Und ein Kollege, der gut in Sachen Musik ist, hat nun geliefert: Mick! England sei verloren – muss man zwangsläufig aus den neuen Mick Jagger-Song (Ja, er veröffentlicht auch solo!) herauslesen. „England hat verloren.“ ist natürlich die korrektere Übersetzung. Es geht nur um ein verlorenes Spiel. Klar. Politisch wird es dann aber im neuen Werk des Mannes, der Generationen bewegt hat, der zwar alt ist, aber immer noch hellwach ist, gut trinkt und die Freuden des Lebens wie ein 27jähriger genießt, dann doch.
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Die Nachrichten lügen. England ist verloren. Geflüchtete (bei den großen lyrics-Übersetzungsseiten mit Flüchtlinge übersetzt) sind überall. ISIS (im angelsächsischen Raum oft ISIL, da Levante) nervt.
Apropos nerven: Genervt ist auch die Süddeutsche – Sie wissen schon: Die große linksliberale Tageszeitung aus München. Julian Dörr wird richtig sauer. In einem Tobsuchtsanfall geht er mit Jagger ins Gericht. Er fängt seinen Artikel mit den Satz „Pop kann gar nicht unpolitisch sein“ an und weiß sich sprachlich nicht anders zu helfen, als festzustellen, dass der Pop es in Jaggers Song doch ist. Klar, da die politische Botschaft nicht Dörrs Kragenweite ist.
Zur Sache: Mick Jagger hat zwei neue Songs herausgebracht. "England Lost" und "Gotta Get A Grip". Musikalisch lau, modern, eher poppig als rockig, ja – o.k.: Aber nicht gleich im genialen „No Roots“-Beat von Alice Merton.
Die Sache: Die Zeiten sind zerreißend, frustrierend, terrorgetränkt, scheiße, nicht lebensbejahend, verwirrend, undurchdringlich. London Bridge. Ariana Grande-Konzert. Brexit. Der Song ist laut des Journalisten, der halb so alt ist wie Mick Jagger „ein Ergebnis der Angst und Ungewissheit der sich verändernden politischen Situation.“ Owei. Oh ja. Oh mein Gott. Jagger will Sand im Getriebe sein. Der Künstler spürt den Beat seiner Heimat. Er spürt die Kakophonie des Alltags.
Es fallen Sätze wie "The man in the suits are taking all the glory","Chaos, crisis, instability, ISIS", "Immigrants are pouring in, refugees under your skin", "I'm tired of talking about immigration","Everybody's stuffing their pockets", "The news is all fake". Ja, ... der Fake: Warum gibt es eigendlich kein adäquates deutsches Wort dafür?
Zornig fragt der engagierte Herr Dörr, wen Jagger denn entlarven wolle; doch genau so dumm ist Jagger nicht, dass er die Antwort gleich mitliefert.
Jagger hat sich, ich danke Herrn Dörr, der sauber recherchiert hat, für "England Lost" als „Featuring X“-Mann den Mercury-Preisträger und Grime-Musiker Skepta zur Verstärkung geholt. Ein rotziger Typ, ein Junger, ein Getriebener, einer, der aus der Gosse von Leeds und Manchester zu berichten weiß. Fast hieße das, dass Jagger jung geblieben ist, aber diese These passt manchen gar nicht. Jagger bleibt ein genialer, unabhängiger Freelancer. Der Mann schaut auf Großbritannien. Auf das von heute. Im Kopf ist der Mann genau 27, er wird bald 28, da er Löwe ist.
Damion Black / Pixabay