– Es muss wieder mehr diskutiert werden. Gedanken über den Tag hinaus.
Ampel-Aus ist gerade zum Wort des Jahres gekürt worden. Doch wir in Deutschland schaffen es nicht, darin eine Chance zur Erneuerung zu sehen.
Man könnte über Politik neu nachdenken. Man könnte über Wachstum und Konsum diskutieren. Über Arbeitsplätze. Aber auch über das Gute Leben. Über Arme. Über Reiche. Über Linke. Über Rechte.
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Wir verschenken die Chancen auf Besserung, gerade in diesen Tagen. Der arrogante Lindner will weitermachen, der erfolglose Habeck will gar Kanzler werden. Die öffentlich-rechtlichen Medien versagen gerade auf ganzer Linie. Wo sind neue Möglichkeiten? Wie können wir das Interregnum nutzen??
Interregnum? „Interregnum (lateinisch für „Zwischenregierung“; Plural: Interregna) bezeichnet eine Übergangsregierung oder den Zeitraum, in dem eine solche herrscht; insbesondere in Wahlmonarchien die Zeit zwischen dem Abdanken oder Ableben eines Regenten und der Amtsaufnahme seines Nachfolgers.“
Der Westen IST im Interregnum. Deutschland, Frankreich und die USA sind alle nur mit Minderheitsregierungen oder geschäftsführenden Regierungen im Amt.
Eigentlich ist Advent. Und für Leute mit Familiensinn oder christlicher innerer Einkehr ist diese Zeit auch sehr wichtig.
Was wir politisch-kulturell vorliegen haben, ist aber ein Scherbenhaufen, UND genau die Möglichkeit aus diesem ein neues schönes Mosaik zu formen.
Politik ist nur ein kleiner Ausschnitt, nationale Politik ein winziger Ausschnitt. Aber selbst da haben wir mit der Brombeerregierung (CDU, SPD und BSW) in Thüringen und der rot-dunkelroten Regierung in Brandenburg (SPD und BSW) neue Farbenspiele. Was geschieht 2025 mit der Kultur?Was geschieht ab nächsten Sommer mit dem Mindset der Menschen? Der Blues der Deindustrialisierung und der Wirtschaftskrise wird über die spitzen Federn der Autoren und Songwriter Ausdruck finden. Kommt eine neue No-Future Bewegung in der Musik? Ein Spiegel der gespaltenen Gesellschaft in der Literatur? Juli Zeh wird auch nicht lustiger.
Schauen wir uns an, was eine Wirtschaftskrise mit sich bringen kann: Gibt es die überhaupt? Nun ja: 1962 lag die Arbeitslosenzahl in Westdeutschland bei 154.523 Menschen, ganze 0,6 Prozent der Bevölkerung. Nun ein Blick in den November 2024. Die Arbeitslosenzahl in Deutschland liegt bei 2,774 Millionen Menschen. Die Unterbeschäftigung, die neben der Arbeitslosigkeit auch Arbeitsmarktpolitik und kurzfristige Arbeitsunfähigkeit umfasst, lag im November 2024 bei 3.617.000 Menschen. Sportlich.
Ich will hier nicht fragen, wer schuld ist, aber eine Wirtschafts- und Kulturkrise zieht gewisse Erscheinungen nach sich. Mehr Depressionen, mehr Krankheit überhaupt, Veränderungen in der Musik. So entstand damals in Seattle der Grunge. Beißende Kunst, treffsicherere spitze Satire, mehr kuriose und radikale Politikangebote. Hippies blühen auf, Schwurbler etablieren sich, Kommunisten zeigen sich, die Haare werden länger. Au dem Jahrmarkt der Möglichkeiten werden mehr kuriose Gestalten auftauchen und mitreden wollen. Der Martin Sellner, der Atilla Hildmann, der Anselm Lenz, der Guttenberg, sie rote Sahra und der wirre Wendler geben ihr kleines Stelldichein. „Ach, du auch hier?“ Die Liste ist unvollständig.
Die Kulturkrise
Was eine Kulturkrise überhaupt ist, wann man davon sprechen kann, das ist schon schwieriger zu definieren. Während die Menschen philosophieren, leben sie aber bereits die aktive Kulturkrise. Wir füllen das Interregnum mit Leben. Die einen werden zu Hippies, die anderen gehen zum Arzt, Ehen zerbrechen, Hauskredite platzen, die Leute trinken mehr guten und schlechten Wein. Die Leute schaffen sich einen lustigen Hund an. Die Kifferei und der Drogenkonsum nehmen zu. Urbanes schlechten Rotwein trinken statt urbanes Gärtnern.
Wir drücken uns.
Im Januar 2024 wurde sich mit „Bündnis Sahra Wagenknecht“ eine neue politische Partei am Reißbrett ausgedacht und es wurden viele Personalfragen diskutiert. Im Oktober titelte die Bild „Kommt Merz schon im März?“ Inzwischen wissen wir, dass die „ Da oben“ de Contenance verloren haben. Ampel-Aus. Jeder gegen jeden. Na ja, wenigstens hat Scholz Kurt Georg K8esinger in der Amtszeit schon überdauert. Die Politiker hatten nur noch ein Ziel: Sich gar nicht mehr zu bewegen und haben nun dies Ziel klar nicht erreicht. Ist Bushido („Stress ohne Grund“) bei DSDS eigentlich die familienfreundliche Antwort auf Pietro Lombardi? Ach herrje.
Ansonsten keine Rettungsversuche. Politik, Kultur, Wirtschaft.
Kommen wir wirklich weiter, wenn wir uns über den Übereifer von Robert Habeck lustig machen? Oder verpassen wir nicht eher Chancen?Wer gibt Orientierung in der Zeit der Orientierungslosen? Die USA fahren eine America First-Strategie, die Chinesen bauen Häfen in Peru.
Israel, Libanon, Palästina, Syrien, Ukraine und Russland samt Nordkorea sind im Krieg. Südkorea geht es auch schon ganz schlecht. Die Eintrittskarte zum Tanzball der DDR 1988 im Palast der Republik kostete 15,05 Mark Ost. Die Dreigroschenoper kostete drei Groschen. Die aktuelle Regierungsoper kostet 18,70 Euro als GEZ-Gebühr. Das stimmte doch bei Brecht und Honecker noch das Preisleistungsverhältnis.
Ein paar Rückblicke
1. Januar: Die Altersgrenze für eine Rente ohne Abzüge steigt in Deutschland auf 66 Jahre.
8. Januar: Die Landwirte in ganz Deutschland haben zu Demonstrationen und Blockaden aufgerufen, um gegen die Sparpläne der Bundesregierung zu demonstrieren, die unter anderem ein Ende der Subventionen für Agrardiesel vorsahen.
8. Januar: In Deutschland gründet Sahra Wagenknecht die Partei BSW. Sie ist zusammen mit Amira Mohamed Ali Vorsitzende des Bündnisses.
17. Februar: In Deutschland gründet sich die Werteunion unter ihrem Bundesvorsitzenden Hans-Georg Maaßen als Partei. Einstellung der UNRWA-Gelder „Begünstigung zum Völkermord“ im Gazastreifen vor.
7. März: Schweden wird offiziell 32. Mitglied der NATO.
1. April: In Deutschland tritt das Cannabisgesetz in Kraft, das den privaten Anbau und Konsum von Cannabis unter bestimmten Voraussetzungen legalisiert. Die Ampel ist sich enorm einig. Die Jungs sind gut.
13. April: Der Iran unternimmt Vergeltungsschläge gegen Israel nach einem israelischen Bombenanschlag auf die iranische Botschaft in Damaskus Anfang des Monats.
15. April: In New York City beginnt mit der Geschworenenauswahl das Hauptverfahren in einem Strafverfahren gegen Donald Trump, dem ersten Strafprozess gegen einen ehemaligen Präsidenten der Vereinigten Staaten.
20. Mai: Der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs beantragt einen Haftbefehl gegen den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, sowie gegen Verteidigungsminister Joaw Galant und drei Hamas-Führer, darunter Yahya Sinwar, Mohammed Deif und Ismail Haniyya. In Seattle tragen Schwule den Banner Queers for Palastine.
31. Mai: Messerangriff in Mannheim. Manche findens nicht gut.
6. bis 9. Juni: Europawahl in der Europäischen Union. Es wird alles etwas flotter.
4. Juli: Unterhauswahl in Großbritannien. Aufgrund massiver Stimmverluste der Conservative Party unter dem bisherigen Premierminister Rishi Sunak wird die Labour Party erstmals seit 2010 wieder stärkste Kraft. Deren Vorsitzender Keir Starmer wird in der Folge von König Charles III. zum neuen Premierminister ernannt. Dabei war der Sunak doch soo very british.
13. Juli: Der ehemalige US-Präsident Donald Trump wird bei einem Attentat während einer Wahlkampfveranstaltung zur Präsidentschaftswahl angeschossen und verletzt. Sommerloch kann auch keiner mehr.
21. Juli: Der US-amerikanische Präsident Joe Biden erklärt seine Aufgabe der demokratischen Kandidatur bei der Präsidentschaftswahl im November. Oh, Joe.
30. Juli: Im Vereinigten Königreich beginnen die seit über einem Jahrzehnt schwersten Unruhen nach einer Messerattacke in Southport am Vortag. Was ist denn da beim Engländer los?
23. August: Messeranschlag in Solingen. Manche fandens nicht gut.
1. September: Landtagswahl in Sachsen und Landtagswahl in Thüringen Let´s go to Minderheitsregierung. „Große Koalition“ (Harald Schmidt) in Dresden kommt nicht.
22. September: Landtagswahl in Brandenburg: Ergebnis Rot-Dunkelrot.
7. Dezember: Kevin Kühnert, der KühniKev, der im Grunde beste Politiker Deutschlands, hat bekannt gegeben, dass er mit sofortiger Wirkung vom Amt als SPD-Generalsekretär zurücktritt. Er begründete seine Entscheidung mit gesundheitlichen Problemen.
5. November: Bei der Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten 2024 siegt der Republikaner Donald Trump gegen seine demokratische Kontrahentin Kamala Harris. Dinge gibt’s.
6. November: In Deutschland kommt es durch das Ausscheiden der FDP-Minister aus dem Kabinett Scholz zum Bruch der ersten Ampelkoalition auf Bundesebene. Dabei waren die in der Ampel doch gut? Oder doch nicht?
1. Dezember: Parlamentswahl in Rumänien. Wir aber Wiederholt. Der Falsche hat ja gewonnen.
3. Dezember: Der südkoreanische Präsident Yoon Suk-yeol ruft kurzzeitig das Kriegsrecht aus.
4. Dezember: Der französische Premierminister Michel Barnier wird in einem Misstrauensvotum gestürzt. Ach Mensch, dann war Schachzug von Macron gar nicht so gut.
8. Dezember: Infolge der Einnahme von mehreren syrischen Städten wie Homs und Damaskus durch Rebellen, flüchtete der 24 Jahre lang regierende Präsident Bashar al-Assad. Kämpfer statt Anzugträger. Jo.
Am Ende gebe ich ein paar unpolitische Tipps:
Umgebe dich mit netten Menschen und trinke guten Wein. Spiele mit deinem knuffigen Hund. Umarme deine Liebsten einen Augenblick länger. Kümmere dich um ein warmes Heim. Geh an die frische Luft. Arbeite weniger. Liebe mehr. Träume mehr, vergleiche weniger.
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