Die Pläne zur Steuerreform treiben seltsame Blüten. Um eine neue Massensteuer verlegen, die Teile des Budgetloches stopfen soll, denkt Mitterlehner an eine Anhebung des mit derzeit 10% vergünstigten Mehrwertsteuersatzes auf Bücher, eine Anhebung auf 20%, also ein Fünftel des Verkaufspreises. Da kann die Polemik natürlich nicht ausbleiben und durchläuft Print- und E-Medien und die Postings derselben. Der Fachverband für Buch- und Medienwirtschaft warnt vor einem weiteren Auseinanderklaffen der Buchpreise im deutschsprachigen Raum. Durch die fehlende Steuerharmonisierung in der Europäischen Union (UK 0%; Deutschland 7%, Österreich 10%, Schweiz 2,5%) gäbe es jetzt schon Wettbewerbsverzerrungen im Buchhandel.
In anderen EU-Ländern sind Bestrebungen im Gange, den derzeit nicht ermäßigten Steuersatz auf E-Books den gedruckten Büchern anzugleichen, also beide billiger zu machen, weil beide Produkte auktorialer Schaffenskraft und damit Kulturgüter sind. Diese Regelung soll dann EU-weite Geltung bekommen. In Österreich ist jedoch das Gegenteil geplant, Angleichung der Steuer nach oben, die Idee dazu kommt ausgerechnet von der ÖVP, der angeblich bildungsnahen Partei, deren ProponentInnen wohl mehr als ein Buch zu Hause im Schrank haben.
Zuerst werden also all jene Tapferen bestraft, die die Hürde nehmen und in eine Buchhandlung gehen, dort Zeit verbringen, stöbern, mit der Buchhändlerin tratschen und dann tatsächlich ein gedrucktes Werk erstehen, sich für das haptische Erlebnis des Seitenumblätterns entscheiden und alle damit verbundenen Nebeneffekte in Kauf nehmen, wie Eselsohren, Fettflecken, eingerissene Seiten, zerschlissene Umschläge usf usf usf.
Bestraft werden aber auch die AutorInnen. In Österreich bald 20%Mehrwertsteuer auf ein Buch? Da muss der Nettoverkaufspreis entsprechend herabgesetzt werden um wenigstens ein paar Exemplare loszuwerden. AutorInnenhonorare werden vom Nettopreis bezahlt, betragen maximal 10% desselben minus Remittenden. E-Books werden vom Verlag sowieso verschleudert, da gibt’s fast gar nix für AutorInnen.
Also ab über die Grenze nach Deutschland, dort schnell ein paar Bücher billig kaufen und zurück? Ist das die Lösung? Und wird dann der Zoll den Kofferraum kontrollieren, so wie früher, als wir in Italien die billigen Schuhe gekauft haben und vor Tarvis noch schnell die Schachteln entsorgten?