„Is Mike Jagger beautiful? – No. He sings.“ befindet Woody Allen in dem Film von John Turturro, Plötzlich Gigolo. Woody Allen trägt im Film den Namen Murray und ist ein in die Jahre gekommener Buchhändler in Finanznöten, der seinen Laden schließen muss, weil „kein Mensch mehr komplizierte Bücher kauft“. Als seine wohlhabende Hautärztin Dr. Parker, die wunderhübsche Sharon Stone ihm anvertraut, dass sie und ihre Freundin Selima es gern einmal zu dritt treiben möchten, kommt er auf die geniale Idee, seinen um einige Jahre jüngeren, ebenfalls blanken Kumpel, Fioravante (John Turturro selbst) als bezahlten Liebhaber anzubieten. Fioravante ist zuerst skeptisch, dann schaut er auf seine Stapel unbezahlter Rechnungen und macht mit. Bald floriert das Geschäft mit den Damen der besseren Gesellschaft. Doch eines Tages verliebt sich Fioravante – ausgerechnet in die Witwe eines chassidischen Rabbis.
Der Film ist tragikomisch, das ist nicht unerwartet, wenn Woody Allen mitspielt und vielleicht auch eifrig an den Dialogen mitgeschrieben hat. Aber John Turturro als Gigolo? Mit dem Sexappeal einer Schneeeule? Keine Zuschauerin nimmt ihm seine Potenz, ja nicht einmal einen Funken Leidenschaft ab, so wie er schlafwandlerisch tröge die Treppen zu den eleganten Wohnungen der noch eleganteren zahlenden Kundinnen hinaufsteigt, durch nichts aus seiner Einheitsmimik herauszureissen. Was für eine Fehlbesetzung, noch dazu im eigenen Film. Da helfen auch Nahaufnahmen auf sein Gesicht nicht, dieses bleibt ausdruckslos mit dem umflorten Leidensblick eines geprügelten Hundes. Konnte er in dem Film „Leg dich nicht mit Zohan an“ als palestinensischer Terrorist mittels schicker Sonnenbrille und Räuberstirnband gerade noch durchgehen, ist er als payboy/playboy zum Schnarchen langweilig.
Immer wieder fragte ich mich beim Zuschauen: welche Frau, die so aussieht wie Sharon Stone oder Sofia Vergara, die noch dazu Geld wie Heu hat sucht sich für den Sex einen solchen Loser und bezahlt ihn auch noch dafür? Ja müssen denn die Kumpels gar nichts hermachen? Nicht einmal im Film? Nicht einmal, wenn sie Geld dafür kriegen? Sollen wir das wirklich als gegeben hinnehmen? Wir Frauen aber sind genötigt, auch für unsere biederen Hausfreunde die callgirl Montur hervorzukramen, ganz zu schweigen von botox und facelift und sonstig Ekelhaftem. Der Film, der eigentlich Erotik zum Thema hat (ja ich weiß, eigentlich geht’s immer um Einsamkeit, auch hier. Frauen, die einfach nur bloß Sex haben wollen, sind immer einsam, so will es der Volksmund) ist so unerotisch und prüde wie eine Rosamunde Pilcher Adaptierung. Und Vanessa Paradis als Rabbiwitwe reizt nicht unbedingt dazu, sich großartig in sie zu verlieben. Na gut, und der Plot? Ja, ich hätt mir mehr erwartet, Vorschusslorbeeren lagen nahe - schon wegen Woody Allen in einer tragenden Rolle. Aber so schniefend triefend muss man an das Thema latin lover for sale wirklich nicht rangehen. Man sehnt sich nach den geschickten Twists in den Filmen, in denen Allen alles selbst in die Hand nahm – nicht nur das Schicksal seines besten Kumpels.
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