Vajacial - Schönheitskur für die Vagina, das ist die neue Tortur, die der Frauen schönstes – aber offenbar nicht liebstes – Stück über sich ergehen lassen muss. Die Beauty-Behandlung besteht aus Waschungen mit antibakterieller Reinigungslotion, Maske mit exfoliierender Peeling Paste, dann folgt das Auftragen von Bleichcreme und das Einparfumieren. Bei dem Gedanken an die peeling paste und das Bleachen allein schon stellen sich mir die Schamhaare vor Entsetzen auf. Kostenpunkt ist ca 50 Euro. Der Trend kommt aus den USA. Wozu frau das braucht, weiß niemand genau, denn erblickt wird diese Pracht ohnehin nur von dem Liebespartner, der im Akt meist mit ganz anderem gestresst ist, nämlich mit der eigenen Befriedigung und gelegentlich auch mit jener der Partnerin.
Quälten wir uns schon hinlänglich mit brazilian waxing, der Herstellung perfekter landing strips und dem idealen bermuda triangle, was leider alles nicht mit relaxten Ferien in der Karibik zu tun hatte, sondern mit der mühseligen Komlettenthaarung der Intimzone, so kommt nun ein weiter Zwang zur Kosmetik, ein weiterer Griff nach unserer Geldbörse, eine weitere Attacke auf unser weibliches Selbstbewusstsein.
Kann denn eine Vagina nicht einfach so bleiben wie sie ist? Muss denn ihre Außenzone gestrippt, rasiert, gebleacht und gefaceliftet werden? In eine antibakterielle Lauge gelegt wie Schmutzwäsche vor dem ersten Waschgang, dann heller gefärbt, denn dunkel ist offenbar pfui und parfumiert? Oder mit Glitzersteinchen so beklebt, dass der daraus resultierende Panzer an die alte Erfindung des Keuschheitsgürtels erinnert und die Zone mehr von einer Skulptur hat als lebendig ist? Sich besser für Fototermine als für Berührung eignet?
Das Ziel, einmal optisch gesehen, scheint zu sein, jedes Zeichen von Weiblichkeit aus dieser Zone zum Verschwinden zu bringen. Und stattdessen die aseptische Unberührtheit der sogenannten „Bikinizone“ zu suggerieren, quasi eine dekorierte Kindermöse anzubieten. Das Ziel, materiell gesehen, ist es, Frauen möglichst mit etwas beschäftigt zu halten, was sie von wichtigeren Dingen fern hält. Schönheitskult kostet ja auch, vor allem Zeit und Geld. Und anstatt das Geld zu verdienen anzulegen oder zu vermehren, gibt frau es für die optische Aufhellung ihrer Erscheinung aus.
Schon vergessen? Die Vagina ist das Zentrum weiblicher Lust. Und Vajacials, Vajazzling, Vatooing und so weiter lenken wunderbar davon ab, dass es dieses Zentrum überhaupt gibt, ja dass frau es sogar mit sich herumträgt und gelegentlich stimulieren könnte, das nennt man dann Autoerotik. Anstatt sich mit der eigenen Lust zu befassen, klebt sie aber das Organ, das diese verursachen könnte, mit Glitzersteinchen ab. Die Namen der Behübschungsmaßnahmen bringen das Organ auch in der Sprache zum Verschwinden.
