Langsam fluten die deutschsprachigen Medien mit ihren Nachrufen zum Tod von Phil Spector die Online-Welt. Der erste Tycoon der Teens - so wurde Spector 1965 von Tom Wolfe in seinem Meisterwek The Kandy-Koloured Tangerine-Flake Streamline Baby bezeichnet - ist nicht mehr. Der Schöpfer des "Wall of Sound" ist am 16. Jänner 2021 im 82. oder 83. Lebensjahr verstorben. Ob er auch ohne Covid-19 die nächsten Jahre im Gefängnis wegen Mordes überlebt hätte, ist eine andere Geschichte seines genial-tragischen Lebens.

Im November 2014 bloggte ich hier über das meiner Meinung nach beste Weihnachtsalbum ever: A Christmas gift for you from Phil Spector. Die Arbeit zu diesem grandiosen Frühwerk, aufgenommen im Herbst 1963, bringt seine Sound-Philosophie, aber auch den Umgang mit "seinen" Künstler, auf den Punkt.

Der sogenannte "Wall of Sound" ist mehr als ein Sound. Es ist ein Lebensgefühl der frühen Sechziger gepaart mit den Möglichkeiten der damaligen modernsten Studiotechnik. Die Stuttgarter Nachtrichten, haben in ihrem Nachruf zum Tode von Phil Spector fünf Beispiele für diesen Sound online gestellt.

Was wären aber die großen Plattenfirmen und Produzenten der damaligen Zeit ohne ihre grandiosen Studiomusiker? - Waren es bei Motown die Funk Brothers (Tipp: deren Filmbio Standing in the Shadows of Motown muss jeden Fan begeistern) oder die Mar-Keys bei Stax Records, aus denen sich später Booker T. & the M.G.'s bildeten, so griff Spector auf die Wrecking Crew zurück.

Bekannt wurde Spector zunächst mit seinem eignen Trio, das im Dezember 1958 die US-Charts stürmte und drei Wochen als Nummer eins in der Billboard Hot 100 verblieb. The Teddy Bears erzielten mit dem von ihm produzierten To know him, is to love him einen Millionen-Hit. In diesem Ausschnitt der Perry Como Show ist der College-Schüler Phil Spector rechts im Bild an der Gitarre zu sehen.

Die frühen 1960iger waren das Zeitalter der Girlie-Groups. Für eine von diesen, den Crystals, produzierte Spector für seine Schallplattenfirma Phillies Records, den von Gene Pitney geschriebenen und komponierten Hit He's a Rebell. Im November 1962 an der Spitze der Hitparade, aber gesungen von The Blossoms mit Darlene Love. Ihr Christmas (Baby, Please Come Home), 1963 auf der Spector Weihnachts-LP veröfftlicht, beendete jahrelang von 1986 bis 2014 die Weihnachtsausgaben der Late Show von David Letterman

Mit den Ronettes arbeitete Spector seit 1963 zusammen. Legendär deren Be my Baby, ein typischer Wall of Sound-Hit. Mit einer der Ronettes, Ronnie Bennet, war Spector von 1968 bis 1974 verheiratet.

Genie und Wahnsinn - auch Phil Spector war davon nicht befreit.