Vor ungefähr einem Monat habe ich meinen Debütroman veröffentlicht. Titel: Idyllewahn.

Endlich war das Manuskript fertig, und ich war richtig stolz darauf. Doch was ich nicht wusste: Jetzt fing die eigentliche Arbeit erst richtig an. Klinkenputzen bei Verlagen. Ich glaube, mein Manuskript war recht ansprechend gestaltet, denn von zehn angeschriebenen Verlagen bekam ich sieben Antworten. "Passt leider nicht in unser Programm." Nicht positiv aber immerhin. Meine Arbeit wurde wahrgenommen. Bestimmt lag es an meinem speziellen Thema.  Alles gar nicht so einfach. Aber aufgeben? Keine Lösung! Nicht mal eine Option. Dann eben der steinige Weg als Selfpublisher. Text mehrmals privat Lektorieren lassen. Zum Schluss fand ich sogar innerhalb der Familie einen brillanten Lektor, der dem ganzen noch den letzten Schliff gab.

Cover mit einem großartigen Grafiker über Mailkontakt erstellt. Und Gott sei es gedankt, haben alle auf mein mageres Geldbörserl Rücksicht genommen.  Währenddessen habe ich ständig im Internet recherchiert. Eine Menge Berichte auf privaten Websites durchstöbert und verinnerlicht, die denselben Weg gegangen sind. Unglaublich gute Tipps und Tricks, wie man auf Amazon Schritt für Schritt selbst veröffentlicht, doch wenn man schließlich vor „Create Space“ sitzt, sieht alles ganz anders aus. Vor allem sehr „Englisch“. Insbesondere das Steuerformular für Amerika. Ob man es versteht oder nicht, spielt nicht die Hauptrolle, denn wenn man veröffentlichen will, muss man sowieso zustimmen. Hilft ja alles nix. Um dann zum Kern und einem wichtigen Verkaufsinstrument zu gelangen: Dem Klappentext. Viele Handlungsstränge in fünf kurze Sätze zusammenfassen. Spannung beim zukünftigen Käufer erzeugen.

Ein junges Mädchen verlässt mit ihrer Mutter Wien und muss sich in Paris ein neues Leben aufbauen. Amelies Französisch ist holprig, ihre Hormone sprießen. Die erste große Liebe wird in Wien zurückgelassen. Eine herzzerreißende e-Mail Freundschaft beginnt, die über Jahre andauert, immer mit dem Versuch ein Treffen anzustreben, das dann doch nie stattfindet. In einer alten Bibliothek, bei deren Besitzer es sich um eine sehr reiche Familie handelt, findet die Protagonistin einen Nebenjob. Sie passt auf die Kinder der Frauen auf. Jawohl.

Ein Mann, mehrere Frauen. Wer Geld hat, hat auch Macht. Und Frauen. Kinder eingeschlossen. Ein interessantes System, denn die Frauen sind glücklich, in Windeseile gebären sie ihm Kinder, mit Geld wird nur so herumgeworfen. Eine Welt voll Glitzer und Glamour, und doch mit vielen Problemen behaftet. Die Eifersucht, der cholerische Besitzer und Vater der Kinder, die Offenheit mit der über Sexualität gesprochen wird. Dann findet Amelie endlich eine Freundin, die schöne Valentina. Eine junge Frau, die allen Männern den Kopf verdreht. Eine Lolita. Valentina rutscht in die Prostitution und zieht Amelie gleich mit. Reiche Männer, pompöse Hotels und viel Geld verdrehen den Mädchen die Köpfe. Ja, so etwas kann passieren wenn man jung ist. Neugierig auf das Leben und auf diese große, fremde Welt. Vor allem wenn man bescheiden aufwuchs. Die Frage um die sich alles dreht ist: Wie wird Amelie sich letztendlich entscheiden? Wird sie auf den rechten Weg kommen? Welche Werte zählen in ihrem Leben? Einige Nebenhandlungen erschweren ihr die Entscheidung, auf die ich jetzt in diesem kurzen Bericht nicht eingehen möchte. Das Ende ist überraschend und es bleibt bis zum Schluss spannend.

Ich möchte nun noch einmal auf das Thema Lolita zurückkommen. Eine Lolita ist eine Kindsfrau. Ein Mädchen, das zwischen den Welten lebt. Kind oder Erwachsene? Eine allgemeine Definition wäre: Frühreifes Mädchen. Während andere noch mit Puppen spielen, entdeckt dieses schon ihre Sexualität und lebt sie auch aus. Freiwillig wohlgemerkt. Man selbst kennt es ja aus Erfahrung, dass man sich für weit erwachsener hält als man tatsächlich ist, und dennoch behaupte ich, dass man im Alter von 15-16 Jahren das Recht hat, selbst Entscheidungen zu treffen. Die junge Frau wird zu nichts gezwungen.

Wieso gehe ich so konkret auf diesen Teil der Geschichte ein? Eine Rezensentin schreibt, dass in diesem Roman Kinderprostitution schmackhaft gemacht wird. Sie hat vollkommen Recht, dieses Thema ist ein zweischneidiges Schwert. In erster Linie möchte ich darauf hinweisen, dass es eine fiktive Geschichte mit einer fiktiven Hauptfigur ist. Der Roman ist provokativ geschrieben, dient aber lediglich zur Unterhaltung, nicht zur Nachahmung. Bücher sollen unterhaltsam sein, etwas heftiger und intensiver im Geschehen, als es das wahre Leben bietet. I

ch habe auch absichtlich Amelie in der ersten Person erzählen lassen, damit der Leser das Gefühl hat, die Situationen und ihre daraus resultierenden Handlungen, besser verstehen zu können. Schon Vladimir Nabokov hat sich an dieses Thema herangewagt. Mit großartiger schriftstellerischer Leistung zwingt er uns Leser in die Gehirnwindungen eines Pädophilen zu kriechen und das ganze Buch über lässt er uns das Gefühl haben, ihn, den psychisch kranken Protagonisten, der noch dazu in der „Ich-Form“ erzählt, zu verstehen. Eine Tatsache, die sehr verwirrend sein mag. Ein Buch, das auch eine lange Zeit verboten war  und in manchen Ländern heute noch ist.

Trotz alledem hat dieses Thema etwas Fesselndes. Alter Mann trifft auf junges Mädchen. Eine Geschichte die seit jeher Spannung erzeugt. Nicht weil man es selbst erleben möchte, nein gerade deshalb gibt es Bücher. Damit man kurzfristig in eine andere Welt eintauchen kann. Dazu werden Geschichten geschrieben. Lolita - Ein spannendes und vor allem zeitloses Thema. Ich hoffe mein Roman „Idyllewahn“ unterhält noch viele Leser.

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Herbert Erregger

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Silvia Jelincic

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